Lippe /wlv (Re) Die Zuckerrüben im Kreis Lippe sind zu etwa zwei Drittel geerntet, teilt der Lippische Landwirtschaftliche Hauptverein mit. Die Verarbeitung – die Gewinnung von Zucker - läuft derzeit auf Hochtouren. „Wir rechnen in diesem Jahr mit einer guten Durchschnitts-Ernte und guten Zuckergehalten“, so der Hauptvereinsvorsitzende und Rübenanbauer Dieter Hagedorn. Die sonnigen Tage im Spätsommer und Herbst verhalfen den Früchten zu mehr Süße.
„In der Rübenverarbeitung haben wir derzeit Halbzeit“, erklärt Hagedorn.
„Etwa die Hälfte der heimischen Rüben sind in den beiden Zuckerfabriken
in Ostwestfalen-Lippe in Lage (Kreis Lippe) und in Warburg (Kreis
Höxter) inzwischen verarbeitet“. Wie war der Witterungsverlauf? Der
Vorsitzende berichtet, dass der zu kalte April zu anfänglichen
Wachstumsverzögerungen geführt habe. „Im Jahresverlauf konnten sich die
Rübenpflanzen jedoch weitgehend erholen“, erläutert Hagedorn. Allerdings
hat regional und auf weniger tiefgründigen Böden die Trockenheit ab
August den Zuwachs der Rüben deutlich begrenzt. „Bei günstigeren
Wachstumsbedingungen stehen dagegen die Zuckererträge kaum hinter den
Rekordergebnissen des Vorjahres zurück“, bekräftigt der Vorsitzende. Die
spätsommerliche Sonne habe die Rüben schließlich süßer gemacht und den
Zuckergehalt der Rüben überdurchschnittlich ansteigen lassen. Im
Vergleich zum fünfjährigen Mittel liege der Ertrag auf gutem Niveau.
Sorgen bereitet den Rübenanbauer allerdings die geplante Abschaffung der
Zuckerquoten nach der Kampagne 2014. „Unsere Versorgung aus heimischer
Erzeugung wäre nicht mehr gewährleistet“, betont Hagedorn. „Die Quoten
garantieren in der EU eine Eigenversorgung mit Zucker von zumindest 85 %
und sind daher ein Sicherheitsnetz für Rübenbauern und Verbraucher.“ Er
befürchtet, dass ein Wegfall der Zuckerquoten in Europa zunehmend
abhängig mache von überseeischen Exporteuren und die Verbraucher
ungeschützt den Preisschwankungen des Weltmarktes ausliefern werde.
Ferner würde der Rübenanbau in der Region seine Wettbewerbsfähigkeit
verlieren.
Übrigens: Zucker entsteht zwar in vielen Pflanzen, aber die Zuckerrübe gehört zu den wenigen Pflanzen, die den Zucker als Energiereserve speichern und direkt als Naturprodukt liefern kann. Eine Rübe ist allerdings nicht nur süß, sie kann noch viel mehr: „Eine Fläche Zuckerrüben von 12 x 12 m erzeugt so viel Sauerstoff wie eine Person ein Jahr lang benötigt“, unterstreicht der Vorsitzende. „Zuckerrüben tragen erheblich zur Verbesserung der Luft bei.“ Ein Hektar mit ca. 80.000 Pflanzen würde etwa 26 t Kohlendioxid binden und ca. 13.000 m³ Sauerstoff produzieren.