Regen brachte Licht und Schatten | 11. August 2023

Jetzt braucht die Landwirtschaft Sonne

Der Dauerregen hat die reifen Weizenkörner schon in der Ähre keimen lassen. „Was sich hier noch retten lässt, ist fraglich“, sagt Landwirtevorsitzender Kalthaus
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Wiesen und Weiden sowie Mais sind gut gewachsen, daher ausreichend Futter für die Tiere, aber Weizen sowie Roggen, Hafer und Triticale haben massiv gelitten, konnten bisher - obwohl reif - nicht geerntet werden und keimen schon auf dem Halm

Ennepe-Ruhr/Hagen (wlv). „Sonniges und trockenes Wetter ist nun dringend notwendig“, sagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen Dirk Kalthaus. Die Situation auf den Äckern habe sich in der Region dramatisch zugespitzt, sagt der Landwirtevorsitzende und führt weiter aus: „Nachdem die Gerste in unserer Region Anfang bis Mitte Juli bei schönem Wetter geerntet werden konnte, setzte anschließend Dauerregen ein und ließ keine Erntearbeiten zu.“

 

Weizen, Triticale, Roggen und Hafer ständen seit gut drei Wochen reif auf den Feldern und hätten aufgrund des Regens bis auf einige Ausnahmen nicht geerntet werden können. „Das Getreide hat inzwischen massiv gelitten, einige Flächen können wir schon jetzt komplett abschreiben“, sagt Kalthaus. Besonders bei liegendem Getreide würden die Körner bedingt durch die extrem nasse Witterung in der Ähre schon wieder auskeimen. So sei Brotgetreide, wie es aussehe, kaum noch in der Region zu ernten, sagt Kalthaus. Die Backfähigkeit habe aller Wahrscheinlichkeit nach so stark gelitten, dass das Getreide nur noch als Futterweizen vermarktet werden könne. „Verbleibt das reife Korn zu lange bei feuchter Witterung auf dem Halm, keimt es dort und es setzen enzymatische Prozesse ein, die die Backeigenschaften reduzieren“, erklärt Kalthaus. „Wir hoffen, dass das Getreide nun zumindest noch als Futter zu nutzen ist“, so der Landwirtevorsitzende.

 

„Nun wäre es gut, wenn die Hochdruckwetterlage etwas anhält und nicht immer wieder durch Regenfälle unterbrochen wird,“ so der Landwirt. Es werde jetzt dringend Zeit, dass die Mähdrescher wieder rollen könnten. Auch auf den Wiesen stände die nächste Ernte, der dritte Schnitt, an, sagt er, dafür bräuchten die Landwirtinnen und Landwirte ebenfalls einige regenfreie Tage.

 

„Auf das Wetter hat keiner Einfluss,“ sagt Kalthaus, aber die Politik dürfe die Situation nicht noch weiter durch sinnlose Auflagen verschärfen. So sei es überhaupt nicht vertretbar, dass Landwirtinnen und Landwirte nach den Ernteverlusten dieses Jahres im kommenden Jahr auf vier Prozent ihrer Fläche nichts anbauen dürften, so die aktuellen politischen Vorgaben. „Das Brotgetreide, das es in diesem Jahr aus unserer Region nicht geben wird, darf doch nicht auch noch im nächsten Jahr reduziert werden“, sagt Kalthaus. Die Politik müsse verstehen, dass Landwirtschaft unter freiem Himmel stattfinde und vom Wetter und der Natur abhängig sei.

 

Der nasse Sommer habe aber auch seine positiven Seiten gehabt, sagt Dirk Kalthaus. „Wiesen und Weiden sowie Mais sind gut gewachsen, daher haben wir ausreichend Futter für unsere Tiere“, so der Landwirt und erklärt: „Grünland braucht Feuchtigkeit und die hatten wir in diesem Frühjahr und Sommer". Die Landwirtsfamilien mit Rindern, Pferden und Schafen müssten sich in diesem Jahr im Vergleich zu den Dürrejahren keine Sorgen um das Futter machen.