Kreisverbandstag in Münster: | 28. November 2024

Zukunftsperspektiven der Branche im Fokus

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Schulze Bockeloh: „Betriebe bieten vielfältige Möglichkeiten, um neue wirtschaftlich attraktive Wege einzuschlagen!“

Münster <WLV> Rund 150 Landwirtinnen und Landwirte aus Münster trafen sich im Rahmen des diesjährigen Kreisverbandstages auf Gut Havichhorst und nahmen insbesondere die Zukunft der Branche in den Blick. Nachdem Susanne Schulze Bockeloh, Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Münster, in ihrer Ansprache das herausfordernde Erntejahr und weiterhin anhaltende politische Unwägbarkeiten benannt hatte, richtete sie ein besonderes Augenmerk auf die Zukunftsperspektiven der Branche: „Gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Aspekte sind für uns Taktgeber der Veränderung. Veränderung verstehen wir Landwirtinnen und Landwirte als Chance, um uns auf veränderte Rahmenbedingungen einzustellen. Dabei bieten unsere Betriebe grundsätzlich vielfältige Möglichkeiten, wirtschaftlich attraktive neue Wege einzuschlagen“, machte Susanne Schulze Bockeloh auf Gut Havichhorst deutlich.

In seinem Vortrag „Vertrauen in Zukunft. Ideen zum Wandel der Landwirtschaft in Westfalen“ gab Professor Matthias Kussin (Hochschule Osnabrück) Impulse für neue Perspektiven auf den eigenen Betrieb. In diesem Kontext hob er hervor: „Anders als früher gilt nicht mehr ‚wachsen oder weichen‘. Heute können und sollten sich Landwirtinnen und Landwirte mit viel mehr Alternativen – etwa mehr Energieproduktion, neue Proteine oder die stoffliche Nutzung landwirtschaftlicher Produkte für die Bau- und Chemiewirtschaft – auseinandersetzen.“ Von besonderer Bedeutung sei der Austausch mit Berufskollegen und gesellschaftlichen Akteuren, um auch neue Ideen hervorzubringen, die dann in der Praxis und im konkreten Kontext funktionieren. „Die Zukunft der Landwirtschaft – das sind nicht in erster Linie die Maschinen, die Gebäude, die Technologien nicht einmal die Flächen. Es sind die Menschen, die Bäuerinnen und Bauer, ihre Familien und die sozialen Beziehungen“, unterstrich Kussin.

Podiumsdiskussion zu Perspektiven der Landwirtschaft

In kurzen Statements und der anschließenden Diskussion gaben vier Münsteraner Landwirtinnen und Landwirte – Heike Wattendrup-Nordhoff, Maike Schulze Harling, Hendrik Meier und Jan Schedding – transparente Einblicke in ihre Betriebsstrukturen und in ihre Motivation, den Betrieb, auch trotz schwieriger Rahmenbedingungen, zukunftsfähig aufzustellen. Die von den Betriebsleitern genutzten Ansätze waren dabei sehr unterschiedlich:

Heike Wattendrup-Nordhoff: Chancen ausloten

Heike Wattendrup-Nordhoff will ihren Betrieb mit Schweinemast in absehbarer Zeit auf Haltungsstufe 4 umstellen, sieht aber auch weitere Betriebsschwerpunkte (Pensionspferdehaltung, Vermietung von Wohneinheiten, Agri-PV) als zusätzliche Einkommensquellen. „Wir sehen vielseitige Möglichkeiten, unseren Hof in die Zukunft zu entwickeln. Einerseits können das Investitionen in die Tierhaltung sein, d.h. mehr Tierwohl und bessere Arbeitsqualität. Anderer-seits bieten sich durch unsere zwei Standorte aber auch alternative Möglichkeiten – etwa durch Vermietungen. Als Betrieb loten wir die Chancen – abhängig vom Markt, von persönlichen Ressourcen und von rechtlichen und ökologischen Voraussetzungen – für uns aus“, erklärte Heike Wattendrup-Nordhoff.

Jan Schedding: Ressourcen effektiv einsetzen

Jan Schedding hat aus einem Auslandsaufenthalt in Neuseeland die Blockabkalbung als Idee für seinen Betrieb mit Milchkühen übernommen. Alle Kühe kalben innerhalb des Zeitraums von Oktober bis Weihnachten ab und stehen anschließend ab dem Frühjahr überwiegend auf der Weide, sodass er viel Milch aus Weidegrad erzeugt. „Durch die saisonale Abkalbung können wir unsere Ressourcen effektiver einsetzen. Das hat sich für unseren Betrieb bereits jetzt in mehrfacher Hinsicht rentiert – mit Blick auf die Gesundheit der Tiere, eine gute Milchleistung, Naturschutz und Wirtschaftlichkeit “, resümierte Jan Schedding auf Gut Havichhorst.

Hendrik Meier: Einstieg in die Freilandhaltung 

Hendrik Meier hat im Sommer 2023 den Betrieb seines Onkels in Nienberge übernommen und mit der Errichtung eines neuen Legehennenstalls die Sauenhaltung abgeschafft. Er setzt auf die Vermarktung von Freilandeiern (auch über einen eigenen kleinen Hofladen) und spricht mit einem Blumen- und Kürbisparadies sowie einem Maislabyrinth in der Saison die Bevölkerung an. „Ich blicke positiv in die Zukunft, weil wir mit dem Einstieg in die Freilandhaltung die Tierhaltung für unseren Betrieb noch weiterentwickelt haben. Durch diesen Schritt sehe ich große Chancen, auf dem heimischen Markt zu bestehen“, sagt Hendrik Meier.

Maike Schulze Harling: Tolles Standbeim, das Spaß macht

Maike Schulze Harling aus Amelsbüren leitet einen Betrieb im Nebenerwerb. Nachdem auf ihrem Hof früher Milchvieh, Bullen- und Schweinemast betrieben wurde, liegt heute ein Augenmerk auf der Pferdezucht sowie auf der Vermietung von Ferienwohnungen und Wohneinheiten. „Ich freue mich auf die Zukunft mit unserem Betrieb. Wir haben mit den Ferienwohnungen ein tolles Standbein, das uns Spaß macht und das wir noch ausbauen wollen,“ blickt Maike Schulze Harling positiv in die Zukunft.

Heinz-Georg Hartmann: MIt zukunftsweisenden Ideen positiv in die Zukunft blicken

Deutlich wurde in der Diskussion der vier Betriebsleiter, dass sie alle ihre Betriebe mit Blick auf Diversifizierung, Wirtschaftlichkeit, gesellschaftliche Ansprüche und politische Rahmenbedingungen in der jüngeren Vergangenheit in neues Terrain geführt haben und zuversichtlich, auch mit Blick auf nachfolgende Generationen, in die Zukunft gehen. Kreislandwirt Heinz-Georg Hartmann fasste in seinem Schlusswort im Anschluss an die Diskussion zusammen: „Ich bin beeindruckt, mit welchen zukunftsweisenden Ideen die Betriebe positiv und mutig in die Zukunft blicken und Chancen zur Fortentwicklung ihrer Höfe ergreifen. Landwirtschaft bietet beste Voraussetzungen dafür, die Branche als einen zentralen Bestandteil der Gesellschaft im Sinne von mehr Nachhaltigkeit, Wertschätzung und Wirtschaftlichkeit fortzuentwickeln“, sagte Heinz-Georg Hartmann am Abend in Münster.

Abschied von langjähriger Kreisgeschäftsführerin Sonja Friedemann

Im Rahmen des Kreisverbandstages wurde die langjährige Kreisgeschäftsführerin Sonja Friedemann verabschiedet. Sie hatte die Geschicke des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes rund 15 Jahre geleitet und wird sich in Zukunft neuen Aufgaben im Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband widmen. Susanne Schulze Bockeloh würdigte Sonja Friedemann „als sehr geschätzte Persönlichkeit mit besonderem Gespür für die Belange des Berufsstandes, die unsere Themen mit Bedacht, Ehrgeiz und Herzblut an Politik, Wirtschaft und Behörden herangetragen hat“. Als Nachfolgerin wird Anna Althoff ab 1. Januar 2025 die Arbeit im Kreisverband übernehmen.

Presse-Unterlagen

Betriebsspiegel Hof Schulze Harling
28.11.2024
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Betriebsspiegel Hof Stertmann/Meier
28.11.2024
Dateigröße: 501 KB
Betriebsspeigel Hof Wattendrup-Nordhoff
28.11.2024
Dateigröße: 683 KB
Betriebsspiegel Hof Schedding
28.11.2024
Dateigröße: 701 KB
Schlusswort von Kreislandwirt Heinz-Georg Hartmann
28.11.2024
Dateigröße: 502 KB
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