Trockenheit beschert Bauernfamilien ein frühes Erntejahr – „Noternte“ beim Mais

Erntedankpressekonferenz des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe
Olpe / Kreis Olpe. Sie sind Landschaftspfleger, Fleischlieferanten und besonders wie hier als Vertreter der Rasse Charolais ein absoluter Hingucker: Mutterkühe, die vorrangig in extensiver Grünlandnutzung gehalten werden, stehen diesmal im Mittelpunkt der traditionellen Erntedankpressenkonferenz des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe. Deshalb findet der alljährliche Termin auf dem Hof der Familie Stuff in Olpe statt. Matthias Stuff ist einer der Sprecher des „Arbeitskreises Mutterkuhhaltung" im Landwirtschaftlichen Kreisverband und engagiert sich dadurch für die besonderen Interessen dieser Betriebe, die meist im Neben- oder Zuerwerb bewirtschaftet werden.
Michael Richard, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe, fasst das Erntejahr der heimischen Landwirte knapp zusammen: „Die Grasernte auf dem Grünland ist im Frühjahr mit dem ersten und dem zweiten Schnitt sehr hoffnungsvoll gestartet, ab Mai war dann komplett Schluss. Wir konnten nichts mehr ernten und sind heilfroh, dass 2021 so ein üppiges Jahr war und wir auf die Vorräte zurückgreifen konnten. Das Problem war die anhaltende Trockenheit, kombiniert mit dauerhafter Hitze.
Hoffnung hatten wir dann noch in den Mais gesetzt, aber wie Sie alle sehen können, haben wir fast vier Wochen früher eine „Noternte" gehäckselt. Die für die Futterqualität entscheidende Kolbenbildung war dünn bis mager, je nach Standort aber durchaus unterschiedlich im Kreis.
Erfreulicherweise sind die Milchpreise aufgrund weltweiter Verknappung der Milch gestiegen – das war auch nötig, sonst könnten unsere Familienbetriebe die gestiegenen Produktionskosten (Energie und Dünger) gar nicht auffangen."
Richard, der auch Bauernwald bewirtschaftet, beklagt neben dem Schädlingsbefall und dem überall sichtbaren Verschwinden der Bäume besonders die gestiegene Waldbrandgefahr: „In diesem Jahr haben überall große Waldflächen gebrannt. Zum Glück konnten viele Landwirte mit ihren großen Wasserfässern die Feuerwehren unterstützen. Die meisten Brände sind von Menschen verursacht, hinzu kommt aber die zunehmende Menge an Totholz im Wald – die ja auch gesetzlich gefordert wird – und die sehr nah an die Waldränder heranrückende Wohnbebauung – diese Nähe ist gefährlich."
Zum Getreide kann Bernd Eichert, stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender und selbst Mutterkuhhalter, ganz andere Nachrichten verkünden: „Die Getreideernte war in diesem Jahr gut. Lange Erntefenster durch stabiles trockenes und warmes Wetter haben die Ernte stressfrei ablaufen lassen. Bei Standorten mit genug Niederschlägen sowie guten Böden wurde gute Qualitäten und hohe Erträge erzielt. Die Preise orientieren sich am Weltmarkt, der sich derzeit sehr turbulent gestaltet. Ich möchte dennoch deutlich darauf hinweisen, dass gerade die Schweinehaltung sich im freien Fall nach unten bewegt. Schlechte Preise und totale Verunsicherung bei den Haltungsvorschriften lassen viele Familien diese Form der Landwirtschaft einstellen." Eichert kritisiert: „Borchert-Kommission und Zukunftskommission Landwirtschaft haben hervorragende Konzepte zum gesamtgesellschaftlich getragenen Umbau der Landwirtschaft und der Tierhaltung erarbeitet – leider verweigert sich die Politik bisher, Finanzierungsvorschläge zu machen und notwendige Rechtsfragen zu klären."
Zukunft bauen – Hildegard Hansmann-Machula, Vorsitzende des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit im Landwirtschaftlichen Kreisverband Olpe, knüpft an: „Um mehr Akzeptanz bei Nichtlandwirten zu erreichen wollen wir gegenseitige Vorurteile helfen abzubauen. Die Bürgerinnen und Bürger haben ganz andere Bilder über Landwirtschaft im Kopf. Mit dem Projekt „Zukunfts-Bauer (n)" setzen wir im DBV und im WLV derzeit darauf, gegenseitige Vorurteile abzubauen und auf Augenhöhe zu diskutieren."
Christine Droste, Ortsverbandsvorsitzende: „Wir beobachten als Landwirtschaft in der Stadt ein gutes gegenseitiges Verständnis, weil Bauernfamilien und Kunden hier miteinander sprechen und nicht anonym ihre Vorureile verbreiten. Gerade unsere stattliche Zahl an Direktvermarktern leistet täglich einen großen Beitrag zur Veränderung des gängigen Bildes über Wirtschaftsweisen und Tierhaltung."
Matthias Stuff: „Als jüngster Arbeitskreis im Landwirtschaftlichen Kreisverband vertreten wir eine sehr große Gruppe von Landwirten: Die Mutterkuhhalter haben sich zusammengetan und können durch ihre zahlreichen Politikergespräche und weitere Aktivitäten als ersten Erfolg verbuchen, dass auch für Mutterkühe wieder eine Weideprämie gezahlt werden wird. Der stockende Grünlandaufwuchs ist für Mutterkuhhalter vor allem arbeitsaufwändig: Zwar hat der Regen der letzten Tage unsere braunen Wiesen wieder ein bisschen grün werden lassen, aber er kam viel zu spät im Jahr, die Vegetation hat um diese Zeit nicht mehr die Kraft, das verlorene Wachstum aufzuholen. Wir mussten selbst unsere Weidetiere zufüttern, das ist aufwändig und teuer. Zudem hat die Trockenheit uns ganz schön auf Trab gehalten: Um die Wasserversorgung unserer Herden sicherzustellen, haben wir teilweise täglich Wasserfässer zu den Flächen gefahren."
Hausherrin Annette Stuff ist Vorsitzende des Landfrauenverbandes im Kreis Olpe und bringt noch einen weiteren Aspekt in die Runde: „Die Entwicklung der fortschreitenden Technisierung in der Landwirtschaft ermöglichen es viel mehr Frauen, Betriebe mit zu gestalten. Wir haben heutzutage mehr Unternehmerinnen, die Entscheidungen auf den Höfen mittragen und mittragen müssen- der Westfälisch-Lippische Landfrauenverband fördert unter anderem durch Aus- und Fortbildung besonders die Qualifikation der Bäuerinnen. Zudem werden durch das „Frauen-Netzwerk Agrar" Frauen in öffentlichen Gremien gestützt."
Annette Stuff begrüß auch sehr, dass der WLV einen Unternehmerinnen-Ausschuss gründet und dass im Deutschen Bauernverband zusätzlich eine Frau ins Präsidium aufgenommen wird. „Es ist wichtig, die weibliche Sicht auf Landwirtschaft hervorzuheben." Und weiter: „Der Westfälisch-Lippische Landfrauenverband e.V. ist ein Netzwerk, das wirkt; 43000 Mitglieder mit starken Stimmen und wertvollen Kontakten erfüllen den politischen, bildenden und kulturellen Auftrag mit viel Engagement."
Einstimmig stellen die Vertreter:innen des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes fest, dass es im Kreis Olpe genügend Gründe gibt, „Danke" zu Erntedank zu sagen: „Wir sind dankbar, dass wir säen und ernten durften, das ist ja leider nicht überall auf der Welt so."
Namen und Funktionen:
• Annette und Matthias Stuff
• Michael Richard, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe im Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV)
• Bernd Eichert, Stellvertreter
• Christine Droste, Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Olpe
• Hildegard Hansmann-Machula, Sprecherin des Öffentlichkeitsausschusses im Landwirtschaftlichen Kreisverband Olpe
• Georg Jung, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe
• Barbara Kruse, Pressesprecherin WLV Südwestfalen
Betriebsspiegel Hof der Familie Matthias und Annette Stuff, Im Hohl, Olpe
45 Mutterkühe + Kälber der Rasse „Charolais"
Fünf Rinder Nachzucht
Drei Deckbullen
60 Hektar extensives Grünland
Kleinparzelliert: Flächen im Durchschnitt je ein Hektar groß
Zuerwerbsbetrieb (2/3 berufliche Tätigkeit als Leiter Technischer Dienst im Mutter-Kind-Haus GFO, Olpe)
Vermarktung: Nach acht bis neun Monaten in der Herde werden alle Tiere auf der Auktion zur Mast verkauft
Drei Ferienwohnungen