6. Juli 2021

Blühstreifen und Wegränder: Nahrung und Lebensraum für Insekten und Wildtiere

Ruhr-Lippe (wlv). Die ersten Blüten sind da; wer durch die Landschaft wandert oder fährt, der stellt fest: Es blüht und summt entlang vieler Felder. Die Landwirtinnen und Landwirte der Region Ruhr-Lippe (Kreis Unna, Städte Bochum, Dortmund, Hamm und Herne) haben Streifen ihrer Äcker nicht mit Früchten bestellt, sondern dort eine Mischung aus verschiedenen Blumen und Kräutern ausgesät. „Im vierten Jahr in Folge haben wir unsere Aktion ‚Blühendes Band durch Bauernhand' gestartet", sagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hans-Heinrich Wortmann. Die blühenden Streifen sehen schön aus, das ist aber nicht der wichtigste Grund, warum die Bauern in der Region Ruhr-Lippe die Blühpflanzen ausgesät haben. „Wir verzichten hier auf einen Teil des Ertrages, weil wir Insekten und anderen Wildtieren zusätzlichen Lebensraum und Nahrung geben möchten", sagt Wortmann.

„Die bunte Farbenpracht bietet Nektar für Honigbienen, Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele weitere Insekten", erläutert er und führt weiter aus: „Zudem finden Bodenbrüter dort Brutflächen und Wildtiere Rückzugsgebiete." Feldhase, Fasan, Kiebitz, Rebhuhn und andere Wildtiere würden die Blühstreifen als Zufluchts- und Aufzuchtort nutzen. Die Samen seien außerdem Nahrung zahlreicher Vögel. Von kleinen Säugetieren werde der Blühstreifen ebenfalls als Wohn- und Nistplatz genutzt, diese fänden zudem dort Deckung vor Greifvögeln.

Neben den Blühstreifen seien auch Graswege, Wegsäume und Feldraine ein wichtiger Lebensraum für Insekten und Wildtiere. „Vor einigen Jahren haben wir unsere Feld­ränder noch regemäßig gemäht, das machen wir Landwirte inzwischen nur noch sehr sparsam", sagt Wortmann. Habe man früher einen „sauberen" Feldrand haben wollen, sei den Landwirte heute wichtig, dass wilde Blühpflanzen zur Blüte und Aussaat kommen, um Insekten dauerhaft zusätzliche Nahrung zu geben.

„Wir freuen uns zudem, dass sich auch in vielen Kommunen das Bewusstsein wandelt und man Graswege und Wegränder seltener mäht", so Wortmann. Natürlich müsse die Verkehrssicherheit gewährleistet sein, aber bei so manchem Grasweg störe ein höherer Bewuchs überhaupt nicht. Johannes Laurenz, Landwirte aus Werne, führt als positives Beispiel die eigene Kommune an: „Wir können in diesem Jahr beobachten, dass Wege und Randstreifen, die früher regemäßig gemäht wurden, in diesem Jahr zum Teil noch gar nicht oder aber deutlich seltener gemäht wurden." Wenn jetzt zur Ernte die ersten Getreidefelder gemäht würden, könnten so die Wildtieren, die dort ihren Lebensraum hätten, nicht nur auf andere Felder, sondern auch auf Blühstreifen und Wegeränder, die Lebensraum und Deckung böten, ausweichen, sagt der Landwirt und Naturfreund Laurenz.

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