Dankbarkeit zum Erntedank im Corona-Jahr
Ruhr-Lippe (wlv). Am kommenden Sonntag feiern wir Erntedank, auch wenn in diesem Jahr die Feiern kleiner oder auch ganz ausfallen. Gemütliche Feste oder bunte Bauern¬märkte müssen in diesem Jahr vielfach aufgrund der Corona-Auflagen abgesagt werden. „Das schmälert aber nicht unsere Dankbarkeit", sagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ruhr-Lippe (Kreis Unna, Bochum, Dortmund, Hamm und Herne) Hans-Heinrich Wortmann. „Wir Bäuerinnen und Bauern sind dankbar für die eingebrachte Ernte, aber auch, dass wir in diesem Jahr trotz aller Auflagen immer unserer Arbeit nachgehen konnten."
„Zufrieden mit der Ernte trotz der Trockenheit, Märkte, die durch die Pandemie auf den Kopf gestellt wurden, trotzdem Dankbarkeit der Arbeit nachgehen zu können und Afrikanische Schweinepest erstmals in Deutschland, so könnte man das landwirtschaftliche Jahr 2020 grob zusammenfassen", sagt Wortmann.
Erntebilanz: Große Spannbreite
„Mit der Getreideernte können wir im Großen und Ganzen in unserer Region zufrieden sein", so der Landwirt. Allerdings sei die Spannbreite extrem groß gewesen. „Es gibt Flächen, auf denen haben wir Bauern richtig gut geerntet, aber auch Flächen, da fiel die Ernte sehr mager aus", sagt Wortmann. Besonders auf den Böden, die Wasser nicht lange speichern könnten, wie beispielweise Böden mit einem hohen Sandanteil oder sehr flachgründige Böden, hätten die Pflanzen stark unter dem Wassermangel glitten. Aber auch die lokale Witterung habe einen wichtigen Einfluss gehabt. „Die wenigen - aber wichtigen - Regenschauer gingen sehr unterschiedlich nieder", sagt er.
Die Erntebedingungen seien gut gewesen. „Es gab kaum regenbedingte Zwangs-pausen und wir konnten das Getreide trocken einbringen", so der Landwirtevorsitzende.
Vorbei sei die Ernte zum Erntedankfest allerdings noch nicht: Kartoffeln, Mais, Rüben oder Gemüse würden aktuell noch geerntet. Bei den Kartoffeln gehen die Landwirte von einer durchschnittlichen Ernte mit guten Qualitäten aus. „Die Maiserträge fallen in diesem Jahr - wie das Getreide schon - unterschiedlich aus, abhängig von der Bodengüte und den Niederschlägen", schildert der Vorsitzende. „Bei den Zuckerrüben sieht es nach einer guten Ernte mit guten Zuckerwerten aus", sagt er. Die vielen Sonnenstunden ließen hohe Zuckergehalte erwarten.
Problematisch sei in diesem Jahr die Situation auf dem Grünland. „Wiesen und Weiden benötigen ausreichend Wasser und das fehlte in diesem Jahr", so Wortmann.
Märkte: Einfluss des Virus
Die Märkte für landwirtschaftliche Produkte seien in diesem Jahr ziemlich durcheinander gewirbelt worden, blickt der Landwirtevorsitzende zurück. Mit Beginn des Lockdowns hätten sich die Verbrauchsgewohnheiten stark geändert; vor Corona sei ein beträchtlicher Anteil an Nahrungsmitteln außer Haus – ob in Kantinen oder der Gastronomie -verzehrt worden. Das habe sich mit der Krise geändert. „Plötzlich wurde nur noch zu Hause gegessen und getrunken", sagt Wortmann. Das habe für die heimischen Landwirte und die verarbeitende Ernährungswirtschaft eine größere Anpassung bedeutet als man denken mag. „Die Umstellung von großen auf kleine haushaltsübliche Verpackungen wurde besonders im Milchbereich zum Problem, der Pommes frites-Absatz kam fast vollständig zu Erliegen und im Fleischbereich wurden die Edelteile wie beispielsweise Rindersteaks oder -filets kaum noch nachgefragt, der Direktverkauf in Hofläden hingegen steigerte sich deutlich", zählt er einige Beispiele auf. „Aber wir Bauernfamilien waren froh, auch während des Lockdowns arbeiten zu können und die sichere Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln gewährleisten zu können.
ASP: Erstmals in Deutschland
Neben Corona habe in diesem Jahr jetzt auch noch die Afrikanische Schweinepest (ASP) Deutschland erreicht. Eine Seuche, die zwar für den Menschen völlig ungefährlich, für Schweine aber umso bedrohlicher sei. „Wir machen uns große Sorgen, denn das Virus ist eine massive Gefahr für unsere Haus- und Wildschweine", so Landwirtevorsitzender Wortmann. Aber auch ohne die Infektion eines Hauschweins spürten die Landwirte die Auswirkungen der ASP durch den starken Preisverfall schon jetzt, denn aktuell gebe es massive Handelsrestriktionen, obwohl derzeit nur Wildschweine und kein Hausschwein betroffen seien.
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