Getreideernte geht in der Region dem Ende entgegen
Bessere Erntebedingungen als im letzten Jahr aber unterdurchschnittliche Erträge bei allen Getreidearten
Ruhr-Lippe (wlv). Noch sieht man die Mähdrescher auf den Feldern, doch die Getreideernte 2024 in der Region Ruhr-Lippe (Kreis Unna, Städte Bochum, Dortmund, Hamm und Herne) geht in die letzte Phase. Der Landwirtschaftliche Kreisverband Ruhr-Lippe teilt mit, dass die Ernteerträge bei allen Getreidearten und auch beim Raps deutlich unter dem Schnitt der vergangenen Jahre liegen. Die Ertragsdepressionen lägen in der Region bei 15 bis 40 Prozent, so der Landwirtschaftsverband.
Zuviel Regen im Winterhalbjahr
Thomas Döring, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ruhr-Lippe, erklärt die Ursachen für die schwachen Ernteergebnisse: „Viele Getreidebestände haben unter der lange anhaltenden extrem nassen Witterung gelitten.“ Schon das letzte Jahr sei enorm regenreich gewesen, so dass die Aussaatbedingungen des Wintergetreides im letzten Herbst problematisch gewesen seien. „Damit war bereits der Start schlecht und danach war es die Staunässe, die im Winter und Frühjahr den jungen Getreidepflanzen geschadet hat“, sagt der Landwirt.
Diese ungünstigen Witterungsbedingungen hätten insbesondere auf den Flächen, auf denen sich das Wasser stärker staut, zu erheblichen Ertragsverlusten geführt. In Lagen, wo das Wasser besser abfließen kann, wie beispielsweise in den Höhenlagen des Kreisverbandsgebietes, seien die Ertragsverluste weniger dramatisch.
Neben den Körnern fehlt auch das Stroh
Ein weiteres Problem sei der Mangel an Stroh, der vor allem die tierhaltenden Höfe betreffe, die auf Stroh als Einstreu angewiesen seien. „Mit dem geringeren Körnerertrag fällt auch weniger Stroh an; durchschnittlich sind die Mengen um rund 30 Prozent geringer in diesem Jahr“, so Döring.
Warum zu viel Regen schadet
„Pflanzen brauchen Regen, aber zu viel davon ist auch schädlich,“ so Döring. Er erklärt: „Wurzeln brauchen Sauerstoff, um ihre Zellen mit Energie zu versorgen. Wasser füllt die luftgefüllten Bodenporen auf, wodurch der Sauerstoffgehalt im Boden absinkt. Auch Mikroorganismen im Boden brauchen Sauerstoff, um organisches Material in Nährstoffe umzusetzen. Unter Sauerstoffmangel können diese Vorgänge im Boden nicht ablaufen. Dann laufen hauptsächlich Prozesse im Boden ab, die keinen Sauerstoff benötigen und bei denen dann Kohlendioxid, Essigsäure oder andere Stoffe, auf die die Pflanzen empfindlich reagieren, entstehen. Zu hohe Konzentrationen davon lassen Pflanzenwurzeln absterben.“
Wetter zum Erntezeitpunkt besser als 2023
Erfreulich sei in diesem Jahr, dass die Wetterbedingungen zur Ernte deutlich besser gewesen seien als im letzten Jahr, in dem es zur Weizenernte mehr als vier Wochen Dauerregen gegeben hätte, so Thomas Döring. Es habe zwar mehrere regenbedingte Unterbrechungen gegeben, aber die trockenen Zeitfenster seien ausreichend lang gewesen, um ernten zu können.