Immer weniger Höfe mit Milchkühen in der Region

Aber: Kühe wichtig für Nährstoffkreislauf
Ruhr-Lippe (wlv). In der Region Ruhr-Lippe (Kreis Unna, Städte Bochum, Dortmund, Hamm und Herne) gibt es derzeit noch auf knapp 60 Höfen Milchkühe, 2010 waren noch auf ungefähr doppelt so vielen, auf 117 Höfen, Milchkühe zu Hause. Seit 66 Jahren ist den milchgebenden Vierbeinern ein besonderer Tag gewidmet: Seit 1957 wird der internationale Tag der Milch in vielen Ländern der Erde gefeiert.
„Kühe geben nicht nur Milch, sie sind wahre Tausendsassa“, sagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ruhr-Lippe Hans-Heinrich Wortmann und führt weiter aus: „Leider ist in unserer Region, wie in vielen anderen Gegenden auch, die Anzahl der Höfe mit Milchkuhhaltung dramatisch geschrumpft, aber die Tiere sind enorm wichtig für die Region und den Naturhaushalt.“ Rinder hätten eine Schlüsselrolle im Nährstoffkreislauf, sagt er. Sie könnten das verwerten, was für Menschen unverdaulich sei. „Als Wiederkäuer können sie die Nährstoffe im Gras aufschließen, sie in Milch umwandeln und somit für den Menschen nutzbar machen“, sagt Wortmann. So seien in der Region besonders auf den natürlichen Grünlandstandorten im Süden im beginnenden Sauerland und entlang der Lippe die Milchkühe zu Hause. Wiesen und Weiden seien zudem wichtig für den Naturhaushalt, so seien sie beispielsweise ein äußerst effektiver CO2-Speicher.
Neben Gras könnten Kühe auch die Nebenproduke der Lebensmittelherstellung nutzen, sagt der Landwirt und erklärt: „Bei der Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln fallen große Mengen nicht verwertbarer Bestandteile an. Von einem Kilogramm Hafer gelangen beispielsweise nur 300 Gramm in einen Haferdrink. Der Rest sind Nebenprodukte, die als hochwertige Futtermittel verwendet werden können. Werden sie an Milchkühe verfüttert, können diese daraus Nährstoffe gewinnen, die sonst verloren wären. Sie wandeln die für uns nicht essbare Biomasse in hochwertige Lebensmittel um. Das, was sie nicht verwerten können scheiden sie wieder aus und mit der Gülle gelangen die restlichen Nährstoffe wieder zu den Pflanzen und werden von ihnen aufgenommen.“
Tiere, Pflanzen und Böden bildeten seit jeher eine ökologische Einheit. Sie nähren und bedingen einander, sagt Wortmann. Pflanzenbau und Milchkuhhaltung seien in Kreisläufen miteinander verbunden. Das Zusammenspiel sei ressourcenschonend und nachhaltig.
Wissenswertes und Kurioses über Kühe:
Kuhfladen – Fladen des Lebens
Auf den ersten Blick wirkt ein Kuhfladen nicht wirklich spektakulär. Schaut man jedoch näher hin, erkennt man, dass er eine Insel des Lebens ist. Ein Fladen allein kann bis zu 1000 Insekten Futter und Lebensraum bieten. Verschiedene Käfer, Fliegen und andere Insekten sowie deren Larven und Würmer leben dort. Ein Kuhfladen ist eine Oase der Artenvielfalt. Wissenschaftler haben ausgerechnet, dass ein Weiderind rund 2 Millionen Käfer und Fliegen im Jahr versorgt.
Auch verschiedene Vogelarten wie Schwalben, Stare oder der Große Brachvogel werden von den Fladen angezogen. Sie ernähren sich entweder von den dort lebenden Insekten oder von Futterbestandteilen, die noch im Fladen zu finden sind.
Rinder sind sensibel und haben ihren eigenen Charakter
Genau wie wir Menschen sind Rinder im Charakter unterschiedlich; einige sind sehr zutraulich, andere schüchtern, einige vorwitzig und abenteuerlustig, andere eher vorsichtig. Sensibel sind sie alle. Gute und schlechte Erfahrungen merken sich sie schnell und vergessen sie lange nicht.
Rinder können gut hören
Rinder können ziemlich gut hören. Ihre Ohren sind wesentlich empfindlicher als unsere. Leise Töne hören sie viel besser als wir. Geräusche, die für uns laut sind, sind für sie schon sehr unangenehm. Plötzlich einsetzender Lärm kann ihnen große Angst machen. Deshalb sollte man in der Nähe von Rinderweiden keinen Krach machen, das könnte die Tiere ängstigen. Rinder hören zudem auch anders als wir, sie hören andere Frequenzen. Tiefe Töne hören sie schlechter, hohe Töne dagegen deutlich besser als wir Menschen. So können Sie ganz hohe Töne, die wir schon nicht mehr hören, wahrnehmen.
Bekannte Klänge: Rinder können sich Geräusche merken. So erkennen sie beispielweise die Stimme der Menschen, die sie täglich betreuen. Auch ihre Herdengenossinnen erkennen sie am Klang ihrer Stimme.