Erntedank | 2. Oktober 2024

Landwirtevorsitzender Thomas Döring blickt auf die Ernte 2024

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Dankbar für die eingebrachte Ernte, auch wenn die Erträge beim Getreide deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre liegen

Ruhr-Lippe (wlv). Erntedank heißt es am kommenden Sonntag. „Ein wichtiges Fest für uns Landwirtinnen und Landwirte, an dem wir dankbar auf die Ernte blicken“, so der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ruhr-Lippe (Bochum, Dortmund, Hamm, Herne, Kreis Unna) Thomas Döring. Die sommerliche Ernte sei eingebracht, die Früchte des Herbstes, wie Kartoffeln, Mais, Zuckerrüben, verschiedene Gemüse- und Obstsorten würden derzeit in der Region geerntet.

Saat „fiel ins Wasser“

„Wir sind dankbar für die eingebrachte Ernte, auch wenn die Erträge beim Getreide deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre liegen“, sagt Döring. Das Erntejahr 2024 sei stark geprägt von dem regenreichen Winter 2023/24 und dem darauf folgenden ebenfalls nassen Frühjahr, so der Landwirt. Viele Getreidebestände hätten unter der lange anhaltenden äußerst nassen Witterung gelitten. Schon das letzte Jahr sei extrem regenreich gewesen, so dass die Aussaatbedingungen des Wintergetreides im letzten Herbst nicht optimal gewesen seien. „Damit war bereits der Start schlecht und danach war es die Staunässe, die im Winter und Frühjahr den jungen Getreidepflanzen geschadet hat“, so der Landwirt. Zum Erntezeitpunkt sei das Wetter dann jedoch besser gewesen als im Regensommer 2023. „Die Getreideernte wurde zwar immer wieder durch Regenphasen unterbrochen, aber die trockenen Zeitfenster waren ausreichend lang, damit das Getreide abtrocknen und geerntet werden konnte“, blickt Döring zurück.

Im Vergleich zu den extrem trockenen Sommern der Jahre zuvor, würden die Bäuerinnen und Bauern sich in diesem Jahr über ausreichend Futter für Rinder, Pferde und Schafe freuen, denn Wiesen und Weiden seien gut gewachsen.

Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben sowie verschiedene Gemüsearten würden derzeit noch geerntet, so Thomas Döring. „Die Zuckerrüben haben niedrige Zuckergehalte, weisen aber mengenmäßig gute Erträge auf. Bei den Kartoffeln machte uns im Frühjahr die feuchte Witterung zu schaffen, die die Kraut- und Knollenfäule, eine Pilzkrankheit, extrem begünstigte. Wir sind froh, dass es Mittel gibt, um unsere Kartoffeln gesund zu erhalten,“ sagt der Landwirtevorsitzende. Beim Mais seien die Erträge in diesem Jahr durchschnittlich.

Verantwortung für die Natur

„Zum Erntedankfest möchte ich nicht nur auf die diesjährige Ernte blicken, ich will auch unsere Verantwortung für die Zukunft und die Generationen nach uns in den Blick nehmen“, sagt Thomas Döring und führt weiter aus: „Wir Bauern und Bäuerinnen haben ein hohes Maß an Verantwortung für die Natur, die uns anvertrauten Tiere und die Menschen. Uns ist es deshalb wichtig, so zu handeln, dass künftigen Generationen ein intaktes ökologisches, soziales und wirtschaftliches Gefüge übergeben werden kann.“

Nahrung und Energie für wachsende Weltbevölkerung

Zudem hätten wir nicht nur eine Verantwortung für die Menschen in unserem Lande, wir müssten auf alle Regionen der Welt schauen, appelliert Döring. Leider gebe es immer noch viel zu viel Menschen, denen das Nötigste zum Leben fehle und die nicht jeden Tag so wie wir satt werden. „In der Region Ruhr-Lippe (Bochum, Dortmund, Hamm, Herne, Kreis Unna) leben wir vom Boden und Klima her in einer Region, von der die meisten Menschen auf der Welt nur träumen können“, so Döring.

Bei einer wachsenden Weltbevölkerung und einer Verringerung der landwirtschaftlichen Flächen durch Bebauung, Versiegelung und andere Maßnahmen, müssten wir unsere verbleibenden Flächen effizient nutzen und gleichzeitig nachhaltig bewahren, sagt der Landwirtevorsitzende. Mehr Menschen müssten in Zukunft mit weniger Fläche auskommen, sagte er. Neben dem Bedarf an Nahrung gebe es auch einen zunehmenden Bedarf an Energie. „Mit Blick auf unser Klima dürfen wir den nicht durch schwarzen, fossilen Kohlenstoff decken, hier sind wir mit grünem, biogenen Kohlenstoff gefordert.“ Die Photosynthese binde den Kohlenstoff in den Pflanzen, das müsse viel stärker genutzt werden. Die weniger werdenden Flächen müssten daher in Zukunft viel effizienter genutzt werden: „Besonders Böden wie die in unserer Region haben das Potential der Multifunktionalität: Ernährung, Energie, Dekarbonisierung und Biodiversität sind wichtige Zukunftsaufgaben der Landwirtschaft“, so Döring.

 

Erntedank – kurz erklärt:

Seit die Menschen sesshaft wurden und Ackerbau betrieben, hing ihr Überleben von einer guten Ernte ab. So hat es zu allen Zeiten in vielen Kulturen Feste gegeben, mit denen die Menschen für die Ernte dankten.

Als christliche Feier ist Erntedank seit dem 3. Jahrhundert belegt. Am Erntedankfest danken Christen Gott für die Ernte, die Natur und das Leben in der Natur. Sie machen sich bewusst, dass sie von alle dem abhängig sind und erinnern sich daran, dass die Versorgung mit ausreichend Nahrungsmitteln keine Selbstverständlichkeit ist.

Wann feiern wir Erntedank?

Obwohl die Tradition Erntedank zu feiern schon sehr alt, gab es einen einheitlichen Termin über Jahrhunderte nicht.

Erst der Preußenkönig Friedrich II., der „Alte Fritz“, legte 1773 fest, dass alljährlich am Sonntag nach dem Michaelistag (29. September) Erntedank gefeiert werden solle. Das ist meistens der erste Sonntag im Oktober.