Bauern sagen 4x „Danke!“ und 2x „Bitte!“
Das Wörtchen „Einkaufserlebnis“ hatte heute vor drei Edeka-Filialen im Kreis Coesfeld eine etwas andere Bedeutung als sonst. In Billerbeck, Coesfeld und Lüdinghausen hat der Landwirtschaftliche Kreisverband Aktionen gestartet. An den Supermarkteingängen haben zusammen knapp 100 Landwirte Verbraucher über die Initiative Tierwohl informiert und vor allem über den Missstand, dass weniger als die Hälfte der Bauern, die zur Erfüllung übergesetzlicher Standards in diesem Jahr Geld investiert haben, diesen Aufwand aktuell ersetzt bekommen. Im Kreis Coesfeld sind dies von 205 teilnahmewilligen Landwirten gerade einmal 91, also 44 Prozent.
Dies soll sich ändern, was die Edeka-Gruppe nach Einschätzung des Deutschen Bauernverbandes als einziger großer Lebensmitteleinzelhändler noch blockiert. Damit alle dabei sein können, wäre eine Erhöhung des Tierwohl-Beitrags nötig, den neben Edeka alle großen Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels seit diesem Jahr entrichten. Vier Cent je verkauftem Kilogramm Fleisch führen diese in einen Tierwohl-Fonds ab. Sechs Cent müssten es Berechnungen des Bauernverbandes nach sein, damit alle, die in Vorleistung gegangen sind und mitmachen wollen, dies auch können. Aus diesem Fonds heraus erhalten Schweine- und Hähnchenhalter, die nach festgelegten Kriterien ihren Tieren mehr Komfort bieten, im Gegenzug einen finanziellen Ausgleich.
„Ein international einmaliges und damit wegweisendes Modell“, wie Schweinehalter Reinhold Thesing meint. Der Billerbecker ist Vorsitzender des Veredlungsausschusses im Landwirtschaftlichen Kreisverband Coesfeld und berichtet von positiven Gesprächen mit den Edeka-Filialleitern, mit denen die Landwirte heute gesprochen und jeweils eine Resolution überreicht haben: „Wir sind heute zu Edeka gekommen, um vier mal ‚Danke!‘ und zwei mal ‚Bitte!‘ zu sagen. Wir möchten, dass es mit der Initiative weitergeht. Dieser Erfolg darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.“
Die heutige Aktion der hiesigen Landwirte ist Teil eines landesweiten Antritts des Deutschen Bauernverbandes. In den letzten Monaten hatte ein branchenübergreifendes Bündnis aus Vertretern der Landwirtschaft, der Fleischwirtschaft und des Lebensmitteleinzelhandels nach Wegen gesucht, um über eine geringe Erhöhung des Verkaufspreises für Schweinefleisch flächendeckend mehr Tierkomfort in deutschen Ställen zu ermöglichen. Nach Ansicht des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) muss der größte deutsche Lebensmitteleinzelhändler jetzt Farbe bekennen und einer Erhöhung des Tierwohl-Beitrags um 2 Cent zustimmen.
Weitere Bilder von der Aktion in Coesfeld finden Sie hier.
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