Erfolgreiche Zusammenarbeit seit über 30 Jahren
Etwa eine Million Menschen im Münsterland und im Ruhrgebiet beziehen ihr Trinkwasser aus dem Stevereinzugsgebiet, so auch die Wasserversorger des Kreises Coesfeld: Stadtwerke Coesfeld, Dülmen, Nottuln und die Gelsenwasser AG. Gleichzeitig handelt es sich bei diesem Gebiet auch um eine viehstarke Region, in der moderne Landwirtschaft betrieben wird. Wie steht es da um die Qualität des Trinkwassers und kann Landwirtschaft und Wasserschutz überhaupt zusammen funktionieren? „Ja das funktioniert und das, wenn man sich die aktuellen Daten ansieht, sogar sehr gut“, weiß Martin Bontrup (stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Coesfeld und langjähriges Kooperationsmitglied) und ergänzt: „Die Trinkwasserqualität in der Region ist gut. Zuletzt lagen beispielsweise die Nitratwerte im Kooperationsgebiet bei nur 17 mg/l, mit fallender Tendenz und damit weit unter den erlaubten 50 mg/l. Das zeigt doch eindrücklich, dass unser gemeinsames Engagement für den Wasserschutz Früchte trägt.“ Seit über 30 Jahren arbeiten Landwirte, Landwirtschaftskammer und Wasserwerke gemeinsam und auf freiwilliger Basis im Rahmen der „Kooperation Landwirtschaft und Wasserwirtschaft im Einzugsgebiet der Stevertalsperre“ für einen nachhaltigen Gewässerschutz. Wie diese Arbeit im Einzelnen praktisch aussieht erklärten heute langjährige Partner der Kooperation aus Landwirtschaft und Landwirtschaftskammer bei einem gemeinsamen Pressetermin an Versuchsfeldern der Landwirtschaftskammer NRW in Merfeld.
Über 60 % der Kooperationsfläche werden von Landwirten freiwillig nach wesentlich höheren Standards bewirtschaftet als es gesetzliche Regelungen vorgeben. Eigens dafür geschulte Spezialisten unterstützen die Mitglieder in allen Fragen des Wasserschutzes - ohne die Erfordernisse der Betriebe aus den Augen zu verlieren. Beratungsfelder sind hier beispielsweise das Nährstoff- und Wirkstoffmanagement, der Pflanzenschutz sowie der Erosionsschutz. „Jeder Landwirt wird von uns auch individuell beraten, da die Bedingungen auf jedem Betrieb unterschiedlich sind. Beispielsweise bewirtschaften Landwirte ihre Felder mit geringerem Stickstoffeinsatz, es werden Gewässerschutzstreifen angelegt oder besondere Anbau- oder Pflegemaßnahmen gefahren – je nachdem was auf den einzelnen Feldern umsetzbar ist“, erklärt Tobias Schulze Bisping (Wasserkooperationsberater der Landwirtschaftskammer NRW, Kreisstelle Coesfeld/Recklinghausen). „Dabei werden sowohl spezielle Maßnahmen von der Kooperation gefördert als auch möglicherweise entstehende Nachteile ausgeglichen. Unsere Mitglieder stecken schon einen erheblichen, unentgeltlichen Mehraufwand in die Kooperationsarbeit, da soll ihnen nicht zusätzlich auch noch ein wirtschaftlicher Schaden entstehen.“
Eine Besonderheit stellen im Kreis Coesfeld die eigens für die Wasserkooperation angelegten Versuchsfelder in Merfeld dar. „Zwar waren die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln bedingt durch den verantwortungsvollen Einsatz durch die Landwirte, die sich immer verbessernde Technik sowie die vergleichsweise trockene Witterung, in diesem sowie im letzten Jahr bisher so gering, dass keine Anwendung von Aktivkohle im Trinkwasser notwendig war, trotzdem gehen unsere Bemühungen gerade auf diesem Gebiet weiter“, erklärt Georg Schulte-Althoff (Kooperationsvorstand). Zur weiteren Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln werden auf den Feldern nahe Dülmen unterschiedliche Möglichkeiten der Kombination von mechanischem und chemischem Pflanzenschutz im Mais getestet. „Auf mehreren Parzellen haben wir bereits im letzten Jahr unterschiedliche Pflanzenschutzstrategien verfolgt und den Versuch auch in diesem Frühjahr wieder angelegt. So möchten wir möglichst viele Erfahrungen mit den unterschiedlichen Möglichkeiten – vom Hacken, über das Striegeln, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Kombination der einzelnen Verfahren – sammeln. Denn was bei dem einen Landwirt und in dem einen Jahr gut funktioniert, kann im nächsten Jahr auch die falsche Methode sein“, erläutert Bernhard Wiesmann (Wasserkooperationsberater der Landwirtschaftskammer NRW, Kreisstelle Coesfeld/Recklinghausen) währenddessen er durch die Versuchsfelder führt und Bastian Lenert ergänzt: „Ziel ist es, dem Landwirt aus einem möglichst großen Werkzeugkasten diejenigen Werkzeuge an die Hand geben zu können, die auf seiner Fläche bei der jeweiligen Bodenart, Maissorte und der jeweiligen Witterung am besten funktionieren und das Risiko für ihn damit gering zu halten.“
Deutlich wird, Landwirtschaft und Wasserwirtschaft müssen keine Gegensätze sein. „Wir Landwirte übernehmen Verantwortung für den Gewässerschutz. Durch genaue Nährstoffanalysen der Böden und der Düngemittel, immer modernere, exaktere Verfahrenstechniken und auch durch das vielfältige Engagement innerhalb der Wasserkooperation tragen wir bereits jetzt schon Sorge für eine gute Wasserqualität und möchten dies auch zukünftig fortsetzen“, fasst Michael Uckelmann (Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Coesfeld) zusammen und Anton Holz (Vorsitzender der Wasserkooperation) ergänzt: „Eine Kooperation gelingt immer nur so gut, wie sich ihre Mitglieder einbringen und vernetzt sind und hier bringen alle die Arbeit voran. Der kooperative Gedanke hat hohe Akzeptanz in der Landwirtschaft, denn bei allem gilt der Grundsatz der Freiwilligkeit, indem der Kooperation Vorrang vor Ordnungsrecht eingeräumt wird.“
Ansprechpartner
Frauke Froning
Tel.: 02541/9428-64
Fax: 02541/9428-70
E-Mail schreiben