24. September 2015

Erträge passen, Stimmung nicht

Die Ackerbauern im Kreis Coesfeld können mit dem Jahr 2015 insgesamt zufrieden sein. Die Schweine- und Rindviehhalter stehen hingegen massiv unter Druck, was nicht nur an den aktuellen Erzeugerpreisen liegt.

Im heimischen Seppenrade haben sie dereinst zusammen die Schulbank gedrückt. Und so war es bei der heutigen Übergabe der Erntekrone für Kreislandwirt Anton Holz auch ein persönliches Anliegen, im Namen der Landwirtschaft dem scheidenden Landrat für die jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit zu danken: „Wir haben sicherlich auch inhaltlich hart gerungen, aber immer wieder den Dialog gesucht und Kompromisse gefunden.“

Dass sich die Landwirtschaft seit Pünings Amtsantritt 2004 massiv gewandelt hat, belegen schon die Zahlen, die Holz beim Ernte-Pressegespräch des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes im Kreishaus in Coesfeld gegenüberstellt: Vor 11 Jahren wies die Statistik für den Kreis noch 2.600 landwirtschaftliche Betriebe aus. Heute sind es noch etwas mehr als 1.500. Dennoch sei die Bedeutung der Landwirtschaft unvermindert groß, hebt Püning hervor: „Der Kreis Coesfeld ist ein Flächenkreis und Sie als Landwirte erhalten ihn bis heute als Teil der Münsterländischen Parklandschaft, die wir so schätzen.“

Neben dem Blick auf eine insgesamt noch zufriedenstellende Erntesaison, die Holz als „besser als im trockenen Mai und Juni zu befürchten war“ beschreibt, (Siehe „Kreisverband Aktuell“), gibt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Michael Uckelmann (Hiddingsel), Einblicke in die aktuelle Situation auf den Betrieben: „Insgesamt ist die Stimmung wegen zum Teil desolater Erzeugerpreise, kostentreibender Auflagen und anhaltender Kritik an der modernen Landwirtschaft spürbar im Keller.“ Wirtschaftlich unter Druck stehen besonders die rund 200 Milchbauern und 300 Sauenhalter des Kreises: „Die Landwirtschaft zahlt zuvorderst die Zeche für die Ukraine-Krise mit der handelspolitischen Folge, dass das wichtige Exportventil Russland geschlossen ist.“ Den erhöhten Druck, unter dem Landwirte stehen, erkennt der Geschäftsführer des Kreisverbandes, Raphael van der Poel auch in der alltäglichen Beratungspraxis der Geschäftsstelle: „In diesem Jahr haben wir eine deutlich erhöhte Zahl an Rentenanträgen zu bearbeiten, immer wieder mit Hinweis auf die schlechte wirtschaftliche Situation, zunehmende Auflagenflut und den Dokumentationswahnsinn. Und wenn man sich als Landwirt in der Öffentlichkeit dann noch anfeinden lassen muss, sagen viele: Das tue ich mir nicht mehr an.“

Demgegenüber steht die hohe Teilnahmebereitschaft bei der Initiative Tierwohl, Forschungsinitiativen zum Verzicht auf Eingriffe am Tiere, Intensivierung der Wasserkooperation im Einzugsgebiet der Stever. Beispiele wie diese belegen die Bereitschaft der Landwirtschaft, offensiv mit Problemen umzugehen und auch zu liefern, wie Uckelmann betont. Dazu gehöre auch, immer wieder neue Formen des Dialogs mit den Bürgern des Kreises zu suchen. Der Vorsitzende des Öffentlichkeitsausschusses im Kreisverband, Tobias Großerichter (Herbern), nennt zwei aktuelle Beispiele. Einerseits nennt der 27-Jährige die jüngst angelaufene Initiative „Auf gute Nachbarschaft“.  Auf Hofschildern zeigen Bauernfamilien, wer dort arbeitet und laden zum Dialog ein. Zum anderen berichtet er  von der Gründung einer Arbeitsgemeinschaft für den ersten Facebook-Auftritt der Bauernfamilien im Kreis Coesfeld.

Die Stellvertretende Vorsitzende des Kreislandfrauenverbandes, Ursula Muhle (Seppenrade), freut sich über den guten Erfolg der Premiere von „Frühstück sucht Gast“ in diesem Jahr und kündigt die Wiederholung für den 22. Mai 2016 an: „Wir wollen mit Multiplikatoren ins Gespräch kommen. Dabei gilt es nicht, sich zu rechtfertigen, sondern zu erklären, warum wir unsere Landwirtschaft so betreiben, wie wir es tun. Da herrscht nach wie vor große Unkenntnis vor.“

Für diese Ansätze habe die Landwirtschaft uneingeschränkte Unterstützung verdient, lobt Püning: „Der Weg der Information, den Sie beschreiten, ist goldrichtig. Die öffentliche Meinung bestimmen viele Leute mit, die noch nie einen Hof gesehen haben.“

 

Zum Thema Erntekrone und Malwettbewerb:

Seit 2004 übergeben Vertreter der Landwirtschaft eine Erntekrone an den Landrat als Zeichen der Verbundenheit mit der Bevölkerung des Kreises. Diese ist ab sofort bis zum Ende der Herbstferien im Foyer des Kreishauses I in Coesfeld zu sehen. Die Krone hat diesmal der Öffentlichkeitsausschuss des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes gebunden.
Im Schatten der Erntekrone ist zudem die  Ausstellung der Wettbewerbsbeiträge zum Malwettbewerb des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes aufgebaut. 13 Kindergartengruppen aus dem gesamten Kreis haben Arbeiten zum Thema „Was erlebt unser Boden das ganze Jahr? - Was krabbelt, kriecht und passiert auf dem Acker, im Wald und im Garten?“ eingereicht. In der kommenden Woche tagt eine fünfköpfige unabhängige Jury und wählt die Gewinner des Wettbewerbs aus. Sie werden im Oktober bekannt gegeben.
Alle Wettbewerbsbeiträge sind online in einer Bildergalerie unter www.wlv.de/malwettbewerb zu finden.

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