Experimentierfreude auf dem Acker
Auf dem Betrieb von Felix Wierling steht der Winterraps in diesem Jahr nicht alleine auf dem Feld und das nicht, weil er den Termin für die Pflanzenschutzmaßnahme verschlafen hat, sondern ganz bewusst. Der Junglandwirt setzt in diesem Jahr erstmalig Begleitpflanzen auf seinem Feld ein: „Zusammen mit der Hauptfrucht Raps haben wir in diesem Herbst auch weitere, sogenannte Beisaaten, eingesät. Ursprünglich stammt die Idee aus Frankreich und hatte anfangs vorwiegend den Ansatz den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren, dabei kann das Verfahren im Grunde viel mehr!"
Inzwischen wird das Anbausystem in vielen europäischen Ländern von Landwirten erprobt und zielt sowohl auf eine Reduzierung des Düngebedarfs ab als auch auf eine Abwehr von Schadinsekten. „Eine vielfältige Pflanzengesellschaft wirkt sich auf unterschiedliche Weisen positiv aus, da jede Pflanze andere Aufgaben erfüllt", erklärt Felix Wierling das System dahinter. Da ist es unumgänglich, dass der Landwirt die Eigenschaften jeder einzelnen Pflanze genau kennen muss, um einschätzen zu können, welche Kulturen am besten miteinander harmonieren.
Um die Effekte seiner Begleitpflanzen im eigenen Betrieb zu testen, hat Felix Wierling unterschiedliche Parzellen angelegt. So wachsen auf seinen Flächen neben dem Winterraps nun auch Ackerbohnen, Alexandriner Klee, Saatwicken, Ramtillkraut, Seradella, Buchweizen und Weißklee. Letzterer soll das Feld auch über den Winter und die Ernte hinaus begrünen, wohingegen alle anderen Pflanzen bei Frost absterben. Durch die sich dabei entwickelnde Mulchschicht, soll zum einen der Boden geschützt, und zum anderen die dort lebenden Organismen mit Nahrung versorgt werden. Darüber hinaus haben diese frostempfindlichen Pflanzen aber noch weitere Vorteile: „Leguminosen, wie Ackerbohnen oder Wicken, sind zum Beispiel in der Lage Stickstoff aus der Luft zu binden, der dann im Frühjahr dem Raps als Nährstoff zur Verfügung steht. So kann nicht nur Dünger eingespart werden, sondern durch die bessere Vitalität wiederum die Intensität beim Pflanzenschutz reduziert werden – Dünger aus der Luft, von der Natur selbst wieder pflanzenverfügbar gemacht. Buchweizen hingegen ist in der Lage, durch sein sehr feines Wurzelwerk Nährstoffe wie Phosphor aufzuschließen und für den Raps verfügbar zu machen." Weitere Vorteile, wie ein verringerter Unkrautdruck und eine schnelle Bodenbedeckung sowie Durchwurzelung in Herbst und Winter und die daraus resultierende verminderte Erosionsgefahr, sind zusätzliche positive Nebeneffekte. Nicht zuletzt trägt der Anbau von Begleitpflanzen, neben dem Zwischenfruchtanbau und diversen Agrarumweltmaßnahmen, auch zur Steigerung der Biodiversität bei. Viele gute Gründe also, dies in der Praxis auszuprobieren.
„Mit dem Anbau von Begleitpflanzen bin ich bisher sehr zufrieden. Der Raps entwickelt sich prächtig, wozu auch an die guten Bedingungen Ende August beigetragen haben. Es sieht nur etwas ungewohnt aus, dass so viel unterschiedliche Pflanzen ihre Köpfe über den Raps strecken" fasst der Junglandwirt aus Ottmarsbocholt zusammen und ergänzt: „Im kommenden Jahr wird weiterprobiert – auch in anderen Kulturen."
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