Miese Erträge, Qualitäten und Preise
Am Wochenende konnten Landwirte und Lohnunternehmen die letzten Weizen- und Triticale-Felder im Kreis Coesfeld dreschen. Damit endet eine Getreidesaison, die die hiesigen Bauern in schlechter Erinnerung behalten werden.
Der Sommer, der gefühlt bis letzte Woche keiner war, hat nicht nur die Freibad- und Grillsaison getrübt. Auch die Ernte fiel buchstäblich ins Wasser und hat nach Angaben der Kreisstelle Coesfeld der Landwirtschaftskammer NRW zehn bis 14 Tage länger gedauert als normal. Und wenn das Korn dann einmal in der Scheune angelangt war, musste es häufig teuer nachgetrocknet werden, um es lagerfähig zu machen, beschreibt Landwirt Michael Uckelmann aus Hiddingsel einen weiteren Negativpunkt. Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes musste genau wie seine Berufskollegen ein Nervenspiel durchstehen: „Viele Flächen mussten mehrmals angefahren werden, weil es überhaupt nicht ging.“ Auch die Hektoliter- und Tausendkorngewichte, die über die Qualität Auskunft geben, seien unterdurchschnittlich: „Die Körner waren einfach zu klein.“ An einigen Stellen sei das Erntegut qualitativ als Futter nicht mehr geeignet gewesen: „Durch die Biogasanlagen in der Region konnten diese Mengen immerhin noch als Biomasse zur Strom- und Wärmegewinnung genutzt werden.“
Kammer-Pflanzenbauberater Ludger Laurenz beschreibt auch den Weg zur Ernte als große Herausforderung: „Die wiederkehrenden Regenfälle haben die Kulturen unter erhöhten Erkrankungsdruck gesetzt. Das war harte Arbeit für die Landwirte. Ohne optimierte Pflanzenschutzmaßnahmen hätten wir an vielen Stellen im Kreis Totalausfälle verzeichnen müssen.“
Auch der Ausblick auf die im September beginnende Maisernte ist wenig verheißungsvoll, so Laurenz: „Die Pflanzen haben häufig kleine Kolben ausgebildet, der Regen kam zu ungünstigen Zeitpunkten. Bedingt durch Hagel und Starkregen mussten einige Landwirte auch Totalausfälle verzeichnen.“
Als wäre das noch nicht genug, trifft eine hierzulande schlechte Ernte 2016 auch auf schlechte Preise. Hintergrund: Weltweit betrachtet sind aktuell nach mehreren aufeinanderfolgenden hohen Weizen- und Maisernten hohe Lagerbestände vorhanden. Uckelmann: „Der Weizenpreis wird nicht in Coesfeld, sondern in Paris und Chicago gemacht.“
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