Mit Hingabe und Hightech gegen Hitzestress
Wenn bei Temperaturen um die 30-Grad-Marke die Menschen unter der Sonne ächzen, geht es den Tieren nicht viel anders. Die Landwirte im Kreis Coesfeld sind bei Hitze stets in Bereitschaft und kümmern sich noch intensiver um ihre Tiere als sonst. Zudem nutzen sie verschiedene technische Kniffe, um ihren Tieren Abkühlung zu verschaffen.
Kühe fühlen sich richtig wohl bei einer Außentemperatur zwischen null und fünfzehn Grad, sie mögen ein frisches Lüftchen im Stall, weiß Milchviehhalter Frank Große Verspohl aus Havixbeck: „Der Hitzestress wirkt sich bei den Tieren ähnlich aus wie beim Menschen: Die Kühe haben nur wenig Appetit und sind sehr träge.“ In den Kuhställen sorgen meist große Ventilatoren, die über den Liegeboxen angebracht sind, für ein angenehmes Raumklima. Auch die Tiere, die sonst draußen auf der Weide grasen, kommen dann von sich aus rein in den kühleren Stall.
Schweine und Geflügel mögen es prinzipiell in ihren Ställen etwas wärmer. In diesen Tagen setzen die Temperaturen aber auch ihnen zum da sie nicht schwitzen, sondern nur aushecheln können. Putenmästerin Marie-Theres Schulte Spechtel aus Dorsten geht auf die bei Hitze anderen Bedürfnisse durch eine Umstellung des Fress-Rhythmus‘ ein: tagsüber Futterentzug, dafür früh morgens und abends mehr – Sie streut zusätzliches Stroh ein und geht häufiger durch die Ställe, um die Tiere zum Aufstehen zu animieren: „Die würden ansonsten dicht aneinander liegen und sich ins Stroh kuscheln. Und dann wird ihnen noch wärmer.“ Wie sie ihre Lüftung einstellen muss, weiß Schulte Spechtel schon morgens um kurz nach sieben. Dann bekommt sie jeden Tag per Mail einen Newsletter auf Ihr Smartphone, wie hoch die Feuchtigkeitsgehalte der Außenluft an diesem Tag voraussichtlich sein werden. Überhaupt ist das Smartphone auch fürs Tierwohl und die Tiersicherheit mittlerweile unerlässlich: „Wenn etwas mit der Lüftung oder der Temperatur im Stall nicht stimmt, bekomme ich sofort eine Mitteilung.“
Bewährt haben sich bei hohen Temperaturen auch Wasserdüsen, die unter der Decke hängen und die Tiere mit Wasser benebeln. Diese Technik sorgt dafür, dass die Umgebungstemperatur um drei bis sechs Grad runtergekühlt wird. Hohes Fachwissen ist notwendig, um den Anforderungen der Tiere auch bei Hitze gerecht zu werden. Alle hilfreichen Maßnahmen sind in Merkblättern zur Vermeidung von Hitzestress zusammengefasst, die dem einzelnen Halter als Managementempfehlung helfen.
Komplett auf ihre technischen Helfer verlassen wollen sich die Landwirte aber nicht. Sauenhalter Tobias Großerichter (Herbern): „Wenn die Sonne draußen brennt, sind wir mindestens doppelt so oft in unseren Ställen wie an normalen Tagen, um nach dem Rechten zu schauen. Wir versuchen alles, um unseren Tieren die Temperaturen so erträglich wie möglich zu machen und wenn’s nur zwischendurch die kalte Dusche mit dem Wasserschlauch ist. Da sind meine Schweine wie kleine Kinder unterm Wassersprenger: Das macht denen sichtlich Spaß.“
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