29. September 2016

Wetterextreme kosten Millionen

Rückblickend wenig gute Nachrichten beinhaltete die Bilanz der Landwirtschaftsvertreter im Kreis Coesfeld bei der gestrigen Übergabe der Erntekrone an den Landrat. Zunächst hatte ihnen der Wettergott die Ernte verregnet und in den letzten Wochen auch noch vertrocknet. Ergebnis: Ein Millionenverlust.

Rückblickend wenig gute Nachrichten beinhaltete die Bilanz der Landwirtschaftsvertreter im Kreis Coesfeld bei der gestrigen Übergabe der Erntekrone an den Landrat. Zunächst hatte ihnen der Wettergott die Ernte verregnet und in den letzten Wochen auch noch vertrocknet. Als sei das nicht genug, wurde das Ganze noch flankiert durch schlechte Preise für die agrarischen Erzeugnisse. Im Ergebnis muss die Landwirtschaft allein im Kreis Coesfeld 2016 mit einem fehlenden Ernte-Erlös von über 20 Millionen fertig werden.

Dass Bauern unter freiem Himmel wirtschaften und die Früchte ihrer Arbeit auch von der Witterung abhängen, wurde selten offenbarer als 2016. Die normalerweise hierzulande für das ganze Jahr übliche Niederschlags-Gesamtmenge von 740 mm wurde bereits Mitte Juli erreicht. Dem folgte dann das andere Extrem mit wochenlanger Trockenheit, welche der im Jahresernteverlauf letzten großen Ackerkultur, dem Mais, zusätzlich zugesetzt hat, wie der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Michael Uckelmann (Hiddingsel), beim gestrigen Pressegespräch im Kreishaus I in Coesfeld festhalten musste. Den zunächst einmal ernüchternden Erntezahlen konnte Kreislandwirt Anton Holz (Seppenrade) eine andere Wahrnehmung entgegensetzen: „Tatsächlich sind wir noch glimpflich davongekommen. Vor 100 Jahren hätten derartige Wetterextreme eine riesige Hungersnot nach sich gezogen.“ Insbesondere der – bedingt durch Staunässe während der Aufwuchsphase – hohe Krankheits- und Schädlingsdruck konnte durch wohldosierte und zur passenden Zeit vorgenommene Pflanzenschutzmaßnahmen in den Griff bekommen werden: „Speziell durch die Glyphosat-Diskussion steht der moderne Pflanzenschutz immer wieder in der Kritik. Wir Landwirte setzen ihn gesetzlich reglementiert und behördlich kontrolliert mit der Devise ein: ‚So viel wie nötig und so wenig wie möglich‘. Letzteres auch aus Kostengründen, denn Pflanzenschutz ist teuer“, so Holz.

Strukturbruch bei den Sauenhaltern

Unter dem aktuellen Eindruck der miserablen Erzeugerpreise für Milchvieh- und Schweinehalter habe sich der Strukturwandel im Kreis im vergangenen Jahr beschleunigt, musste Uckelmann konstatieren. Noch stärker als bei den Milchviehbetrieben müsse man bei den Sauenhaltern angesichts einer Aufgabequote von bundesweit 10 Prozent binnen Jahresfrist sogar von einem Strukturbruch sprechen: „Gott sei Dank weist die Preiskurve aktuell wieder nach oben.“ Neben den schlechten Preisen und neuerlichen Verschärfungen von Gesetzen und Verordnungen spiele auch das gesellschaftliche Klima gegenüber der Landwirtschaft eine wichtige Rolle, so Holz: „Immer häufiger scheiden auch Betriebe aus, die eigentlich gesund und zukunftsfähig aufgestellt sind. Wenn wir dort nachfassen, spüren wir auch zunehmend, dass eine gewisse Resignation angesichts der ständigen öffentlichen Kritik um sich greift.“

"Wir müssen erklären, was wir tun"

Tobias Großerichter (Herbern) vom Öffentlichkeitsausschuss des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes nannte vor diesem und auch dem Hintergrund der aktuellen Berichterstattung über vermeintliche Missstände in Ställen führender Bauernfunktionäre „größtmögliche Transparenz“ als Schlüssel für mehr Akzeptanz. Der Schweinehalter räumte aber auch ein: „Natürlich gibt es auch Probleme, die wir als Berufsstand angehen müssen.“ Dass es auch auf dem Land nicht immer so weit her ist mit dem gegenseitigen Verständnis wollen die Kreislandfrauen mit einer neuen Aktion bearbeiten: „Pumps@Bauernhof“ sind Gruppen-Hofbesuche überschrieben, bei denen Landfrauen, die in der Landwirtschaft beheimatet sind, örtlichen Landfrauen, die nicht vom Hof kommen, ihre Betriebe zeigen. Margret Bellerich (Coesfeld) vom Kreisvorstand: „Es geht nur im Dialog. Aber wir müssen den ersten Schritt machen. Wir müssen erklären, was wir tun und wie wir es tun, um wieder mehr Verständnis zu wecken.“

Dies traf auf entschiedene Zustimmung von Landrat Christian Schulze Pellengahr: „So wie neulich auch beim Tag des offenen Hofes in Billerbeck Tür und Tor zu öffnen ist genau der richtige Weg.“ Schulze Pellengahr und die anwesenden Landwirte und Landfrauen waren sich einig, dass hierzu die Möglichkeiten und Hilfestellungen insbesondere auch für Kindergärten und Schulen verstärkt werden sollen.

Detaillierte Ernteergebnisse finden Sie in der Rubrik "Kreisverband Aktuell".

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