Coworking Space als Umnutzungschance?

Ausschuss für Nebenerwerbslandwirte besichtigt Hof Holtkamp in Heek
Nach den beiden sehr gut besuchten Infoveranstaltungen zum Thema Umnutzung im letzten Jahr hat sich der WLV-Ausschuss für Nebenerwerbslandwirte im Kreisverband Borken am Samstag ein konkretes Beispiel der Umnutzung alter Hofgebäude angeschaut.
Die Familie Holtkamp in Heek hat ihr altes Bauernhaus inklusive Tenne in den letzten Jahren komplett umgebaut. Auf dem Hof in der Bauernschaft Callenbeck bietet die Familie nun seit diesem Jahr die Möglichkeit der Anmietung flexibler Arbeitsplätze als "Coworking Space" an. Bei einem Rundgang zeigt und erläutert Bernhard Holtkamp den 17 teilnehmenden Ausschussmitgliedern am 28. Oktober die aufwändig umgebauten Räumlichkeiten. Der staatlich geprüfte Agrarbetriebswirt betreibt die eigene Landwirtschaft nur noch im Nebenerwerb und ist ansonsten im Vertrieb für ein Software-Unternehmen tätig.
In die alte Tenne wurde auf insgesamt rund 250 qm eine Büro- und Veranstaltungsfläche integriert. Im ehemaligen Hoch- und Tiefstall sind jetzt bis zu 18 Büroarbeitsplätze buchbar, zuzüglich zwei auch für Veranstaltungen oder Seminare nutzbaren Besprechungsräumen, Lounge- und Sitzecken. In der Teeküche stehen Spülmaschine, Kühlschrank und Kaffeeautomat zur Verfügung. Die Buchungsmöglichkeiten reichen vom Tagespass zur Nutzung eines einzelnen Arbeitsplatzes über die feste Anmietung ganzer Büros als „Team office“ bis hin zur Nutzung der Tenne für Meetings, als Dorfgemeinschaftshaus oder für kulturelle Veranstaltungen.
Förderung war nötig und möglich
Die Entwicklungsschritte mit Kernsanierung und Umstrukturierung des alten Hofgebäudes begannen 2012 bis 2014 mit der Modernisierung des Wohnhaus-Traktes. Ab 2020 bis Ende 2022 folgte dann die Umgestaltung des Stall-Traktes: „Das alles kostet natürlich Geld. Für die Umsetzung unsere Idee war Förderung nötig und möglich“, so Holtkamp. Hierzu habe die Familie verschiedene Förderbausteine geprüft und sich letztlich erfolgreich für die Kleinprojekt-Förderung im Rahmen des Leader-Programms beworben (für Projekte bis max. 20.000 €). Weitere öffentliche Förderungen für vergleichbare Projekte seien aber denkbar, etwa über das „Bundesprogramm „Ländliche Entwicklung oder die KfW-Förderprodukte zur Gebäudesanierung. Holtkamp verheimlicht den Ausschussmitgliedern auch nicht, dass für das gesamte Projekt ein langer Atem und Teamwork benötigt werden: „Man muss auch Bock drauf haben.“ Der 56-Jährige berichtet, dass seine Frau und vier Kinder bei dem Projekt „calle 3“voll mitziehen. „Elisabeth ist die gute Seele in unserem Haus und in unserer Familie. Als langjährige Verwaltungsangestellte kümmert sie sich vorrangig um den ordentlichen Ablauf des Tagesgeschäftes.“ Die ältesten Söhne, Felix als gelernter Tischler und Anton als Elektriker bringen sich auch mit ein.
Angebot ständig auf den Prüfstand stellen
In der Gesprächsrunde tauschten sich die Ausschussmitglieder mit Holtkamp sowie WLV-Juristin Maria Leveling-Hoppe zu weiteren Beispielen, Chancen und Risiken für Umnutzungen im Außenbereich aus. In jedem Fall bleibe eine Umnutzung zu Vermarktungszwecken immer eine Unternehmung, so Holtkamp. Dementsprechend will er sein Angebot weiter ständig auf den Prüfstand stellen und veränderungsbereit bleiben: „Wir denken unter anderem auch über ein kombiniertes Angebot für Wohnen und Arbeiten nach, zum Beispiel Co-Working-Space mit Wohnmobilstellplätzen. Stichwort: Worktation.“ Dieses Kunstwort fügt „Work“ und „Vacation“ zusammen: Sozusagen Homeoffice in der Natur. Ganz nach dem Motto „Arbeiten macht auf dem Bauernhof am meisten Spaß.“