Gras üppig, Mais prima, Getreide und Heu dem Regen abgetrotzt

Getrübt war das Jahr durch Tierseuchen. Einen Lichtblick gibt es indes beim Thema "Wolf"
„Grünfutter ohne Ende“
Erntebilanz des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland
„Beim Getreide und beim Heu musste man schnell sein – wie in alten Zeiten im Sauerland!“
2024 getrübt von Tierseuchen
Bestwig / Hochsauerlandkreis. „Grünfutter ohne Ende“ fasst Wilhelm Kühn, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland, bei der Erntedankpressekonferenz auf dem Pferdehof Berger in Bestwig-Berlar die diesjährige Erntebilanz knapp zusammen. „Beim Getreide und beim Heu musste man allerdings schnell sein und die kurzen Regenpausen für die Ernte ausnutzen – wie in alten Zeiten im Sauerland!“
Milchbauer Kühn aus Arnsberg spricht zum Erntedankfest trotz aller Widrigkeiten den Dank der Bauernfamilien aus: „Wir konnte säen und ernten, die Lebensmittelerzeugung sicherstellen und unsere Tiere gut versorgen – dafür sind wir dankbar, das ist nicht überall auf der Welt so!“
Gemeinsam mit dem Landfrauenverband präsentieren die Vorsitzenden Kühn und der zweite Vorsitzender Christian Otto bei der Erntedankpressekonferenz das „Kompetenzteam“ des Kreisverbandes: Die Vorsitzenden der Fachausschüsse sowie die Delegierten in die landesweiten Gremien tragen jeweils persönlich aus ihrem Fachbereich zum Verlauf des Erntejahres vor.
Kühn: „Die Landwirtschaft im Hochsauerland ist landschaftsprägend, stark, lebendig und zukunftsorientiert. Landwirtschaft hat sich immer verändert und an neue Gegebenheiten angepasst – das Wetter müssen wir so hinnehmen, aber verlässliche Rahmenbedingungen kann die Politik setzen und das muss sie auch dringend tun!
Seit Jahren vermissen wir Praktiker zuverlässige politische Entscheidungen, um in unsere Fortentwicklung zu investieren. Sei es in mehr Tierwohl, sei es im Pflanzenschutz oder in regenerative Energien.
Neben den Wetterkapriolen war dieses Jahr leider auch von Tierseuchen geprägt – hier im Hochsauerland hat die Blauzungenkrankheit auf fast jedem Betrieb gewütet. Auch rückt die Afrikanische Schweinepest näher, was und ebenfalls beunruhigt. Ein Lichtblick ist die jüngste Entwicklung beim Wolf: Die Entscheidung in der EU, den Schutzstatus herabzustufen, rückt näher – mehr zu diesen Themen gleich.
Elisabeth Kotthoff-Röttger weist als Sprecherin der Mescheder Landfrauen auf ihr neues LandFrauen-Programm hin:
Das neue LandFrauen Programm steht in diesem Jahr unter dem Motto „Wir LandFrauen machen uns stark für die Gesellschaft, die Umwelt und die ländlichen Räume“. Das ist ein weit gefasstes Thema, aber das zeigt eben auch die Vielfältigkeit bei den LandFrauen. Es gibt verschiedenste Veranstaltungen im gesamten Hochsauerlandkreis zu allen drei Bereichen.
Erntedank steht nun unmittelbar vor der Tür. Die große Maisernte ist bei einigen Betrieben schon abgeschlossen, bei anderen Betrieben steht sie noch aus, aber dennoch halten wir schon mal inne, sind dankbar, dass wir in einem Land ohne Krieg, Diktatur und Hungersnöte leben. In einem freien Land mit einer offenen Gesellschaft und einer Demokratie, die jeder von uns mitgestalten kann. Hierfür und insbesondere auch für Frauen in der Kommunalpolitik machen sich die LandFrauen stark und bieten Fortbildungen an.
Jedes Jahr gestaltet eben diese Gemeinschaft aus Frauen die eindrucksvolle Erntekrone als Zeichen des Dankes für eine gute Ernte und die damit verbundene menschliche Arbeit. Und sie führt uns einmal mehr vor Augen, wie gut es uns hier geht und wie wichtig es ist, als Gesellschaft im ländlichen Raum zusammen zu halten und ein Klima zu schaffen, das geprägt ist von Toleranz, Mitmenschlichkeit und Respekt.
Die Ernteergebnisse der verschiedenen Kulturen stellten die jeweiligen Fachsprecher im Kreisverband vor:
Stefan Fuchte, Vorsitzender des Milchausschusses im Kreisverband Hochsauerland; „Zur Ernte können wir in diesem Jahr berichten, dass der Grasschnitt einer der üppigsten der letzten Jahre war und wir ausreichend Futter für unsere Tiere für den Winter einbringen konnten.
Auch der Mais bringt gute Erträge, allerdings mit durchschnittlicher Qualität. Die für die Futterqualität entscheidende Kolbenbildung sieht gut aus, ist aber je nach Standort durchaus unterschiedlich im Kreis.
Ebenfalls scheint der Milchpreis bis zum Jahresende einen Trend nach oben zu haben – das ist auch gut so, sonst könnten unsere Familienbetriebe die gestiegenen Produktionskosten (Energie und Dünger) gar nicht auffangen.“
Sorgen bereitet uns nach wie vor die Blauzungenkrankheit – sehr viele Betriebe im HSK sind davon erheblich betroffen. Im Gegensatz zu Lämmern, die meist an der Blauzunge sterben, überleben die meisten Rinder diese Tierseuche, leiden aber sehr an den Symptomen: Wegen schmerzhaft geschwollenem Maul und der angegriffenen Zunge fressen die Tiere nicht mehr und Milchkühe geben dadurch deutlich weniger Milch.
Josef Dreps, Delegierter des Kreisverbandes im WLV-Ausschuss „Veredlung“: „Zur Getreideernte in diesem Jahr kann man sagen: „Wir haben es mal wieder geschafft“. Das fing schon im Herbst mit der Aussaat an, als es viel zu nass war, um auf die Felder zu fahren. Dort, wo wie Wintergetreide ausgesät haben, ist es nicht überall gewachsen, stellenweise sogar „abgesoffen“. Wir mussten im Frühjahr häufig Sommergetreide nachsäen. Und die Ernte im Sommer war wieder so, wie Getreideernte eigentlich früher im Sauerland immer war: Ganz kurze Erntefenster zwischen Regenperioden.
Bei der Schweinehaltung macht uns neben der Sorge vor der nahenden Afrikanischen Schweinepest die unsichere Gesetzeslage Sorgen – ständig verschärfen sich Vorschriften, neue Stallbauten, die mit hohen Investitionen vor fünf Jahren gebaut wurden entsprechen heute schon nicht mehr der aktuellen Gesetzgebung. Die totale Verunsicherung bei den Haltungsvorschriften lassen viele Familien diese Form der Landwirtschaft einstellen.“
Antonius Brüggemann, 2. Vorsitzende des Ausschusses Mutterkuhhaltung im Kreisverband Hochsauerland: „Als jüngster Ausschuss im Landwirtschaftlichen Kreisverband vertreten wir eine sehr große Gruppe von Landwirten: Die Mutterkuhhalter haben sich zusammengetan und haben jetzt sogar erreicht, dass der WLV auf Landesebene einen „Arbeitskreis Mutterkuhhaltung“ gründet. Das macht uns stolz, sind wir doch als Landschaftspfleger und Rindfleischproduzenten – zu allermeist im Nebenerwerb – eine wichtige landwirtschaftliche Sparte im Bergland die eine gute Interessenvertretung verdient.
Unsere größte Sorge ist nach wie vor die Ausbreitung des Wolfes und unsere Forderung ist eindeutig: „Die Koexistenz zwischen Wolfsansiedlung und Weidetierhaltung funktioniert nur mit Bestandsmanagement, also der gezielten und frühzeitigen Entnahme von Problemwölfen bzw. ganzen Rudeln zum Schutz unserer Weidetiere.“ Wir sehen es als einen Schritt in die richtige Richtung an, dass die EU entscheiden wird, den Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen.“
Lesen Sie hier die WLV-Pressemitteilung zum Thema Wolf:
Auch bei den Mutterkühen wurde von einigen schwerwiegenderen Verläufen der Blauzungenkrankheit berichtet. Das Weidevieh musste intensiv beobachtet und betreut werden.
Klaus Bauerdick, Vorsitzender der Waldbauern im Hochsauerland, Themen:
- Wiederaufforstung und Förderung
- Waldsterben und Klimawandel
- welche Stellung nimmt der Wald in der Zukunft noch in unserer Gesellschaft ein?
Bernd-Josef Schulte-Hobein, Delegierter im WLV-Arbeitskreis Pferdehaltung:
das Pferdejahr 2024 war geprägt durch regional sehr unterschiedliche Wetterbedingungen. Ein nasses Frühjahr mit tiefen Nachttemperaturen bis in den Mai hinein ( Stichwort Hufrehe ) machten das Anweiden schwierig. Die Ernte von Heulage war qualitativ sehr gut und aufgrund kurzzeitiger Gutwetterperioden sehr gut möglich! Die Heuernte dagegen gestaltete sich schwierig. Bei der Strohernte das gleiche Bild: immer wieder Niederschläge und ein mäßiger Strohertrag taten ihr übriges. Die feuchtwarme Witterung machte es den Pferden auch nicht leichter, Bremsen, Mücken und Fliegen gab es im Übermaß. Leider macht auch die gestiegene Inflation den Pferdebesitzern das Leben nicht leichter, insbesondere auch die Einführung der Haustierpauschale bei Tierärzten und die teilweise stark gestiegenen Kosten beim Hufschmied lassen den Spielraum für Preiserhöhungen in den Pferdepensionsbetrieben schwierig umsetzen.
Markus Wegener, Ortsverbandsvorsitzender Meschede: „Für unseren Stadtverband Meschede/Bestwig mit 263 Mitgliedern können wir für dieses Jahr als prägend eigentlich nur bestätigen, was bereits von den Kollegen hier vorgetragen wurde: Wir sind mehr als zufrieden mit der Grasernte, es wurden nie dagewesene fünf bis sogar teilweise sechs Schnitte eingefahren, das ist ein guter Futtervorrat für den Winter. Sehr in Atem gehalten hat uns auch die Blauzungenkrankheit, von der fast jeder Betrieb betroffen war. Die Symptome dieser Viruserkrankung kann man bei den Rindern leider nur lindern, man muss warten, bis sie abklingt.“
Übergabe an Reitschule Berger – Thema: Unser Hof, Betriebsbesichtigung mit Besonderheiten.