2. Juni 2020

Das Wetter kann die Politik nicht ändern...

Das Wetter kann die Politik nicht ändern

Buttighoffer: „Mit flexiblen Rahmenbedingungen auf Klimawandel reagieren“

Wiblingwerde / Märkischer Kreis. „Das Wetter kann die Politik nicht ändern, wohl aber die Rahmenbedingungen, damit Landwirtschaft flexibler auf die zunehmende Trockenheit reagieren kann,“ bilanziert Günter Buttighoffer, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Märkischer Kreis, beim Hintergrundgespräch mit dem Landtagsabgeordneten Thorsten Schick (CDU) und dem Bundestagsabgeordneten und Generalsekretär der CDU Deutschlands, Paul Ziemiak, auf dem Milchviehbetrieb der „Dosa KG“ im sauerländischen Wiblingwerde. Eine regional begrenzte Lockerung des Grünlandumbruchverbots im wiesenreichen Sauerland, die Möglichkeit der Umwandlung abgestorbener Waldflächen in landwirtschaftliche Nutzfläche sowie eine praxisnahe Auslegung der Düngeverordnung waren die Vorschläge des Vorsitzenden, mit der die Politik aktuell auf klimabedingte Veränderungen reagieren sollte. In einem Punkt werfen die Landwirte der Landesregierung sogar heftige Versäumnisse vor: „Wir sehen immer noch keine ernsthaften Bemühungen, der ungebrochenen Flächenversiegelung Einhalt zu gebieten“ kritisiert Buttighoffer.

Grünlandumbruch stellenweise ermöglichen

Beim Rundgang über den Betrieb von Dominick Hannuschke und Sarah Krämer (der „DoSa KG“), verdeutlichten die Landwirte, warum eine stellenweise Lockerung des Grünlandumbruchverbots im Sauerland Sinn mache. Hannuschke: „Allein das Gras von unseren Wiesen reicht nicht aus, um unsere Kühe zu füttern. Wir kaufen zwar schon immer Maissilage hinzu, aber mit Getreide- und Feldfutterflächen könnten wir der Futterknappheit durch Trockenheit flexibler entgegen wirken.“ Buttighoffer ergänzte: „Wir fordern die Lockerung des Grünlandumbruchverbots im Sauerland, wo fast 90% der Flächen Wiesen sind, in einer abgegrenzten Gebietskulisse unter Wahrung vielfältiger Fruchtfolgen. Was wir nicht brauchen, ist ein Freifahrtschein für unbegrenzten Maisanbau!“

Abgestorbenen Wald umwandeln

Der durch Stürme und Borkenkäfer abgestorbene Bauernwald brächte nach hohen Kosten für die Wiederaufforstung frühestens in 80 Jahren wieder Erträge. „Hier wünschen wir uns die Möglichkeit, für landwirtschaftlichen Anbau geeignete Flächen umwandeln zu dürfen, um zeitnah eine Wertschöpfung möglich zu machen.“ Gleichzeitig führt der Vorsitzende aus, dass man, wie nach dem Sturm Kyrill, die Ausgleichsmaßnahmen und Kompensationsflächen reduzieren solle. Bisher müssen für einen Hektar Umwandlungsfläche drei Hektar kompensiert werden, dies auf ein Drittel (0,3 %) zu reduzieren ist der Vorschlag der Landwirtschaft.

Düngeverordnung anpassen

Zum Thema Düngeverordnung sträuben sich dem Sauerländer Buttighoffer nach wie vor die Nackenhaare: „Wir haben keine nitratbelasteten Gewässer, sollen aber zusätzliche Beschränkungen zum Gewässerschutz hinnehmen. Das macht keinen Sinn, einen Missstand dort zu bekämpfen, wo er nicht vorhanden ist.“ Eindringlich mahnen die Landwirte, eine praxisnahe Lösung zu erarbeiten, damit durch fachlich notwendige Düngung auch in Hanglagen gesunde Pflanzen heranwachsen, die ausreichend Futter für die Tiere liefern. „Im Bergland ist landwirtschaftliche Nutzung nahezu ausschließlich durch Rinderhaltung möglich – diese braucht andere Regeln als die Ackernutzung“ beschreiben die Landwirte die besondere Situation.

Stoppt Flächenfraß

Beim letzten Punkt gab der Kreisverbandsvorsitze den Politikern mit auf den Weg: „Unternehmen Sie endlich ernsthafte Anstrengungen, der Flächenversiegelung Einhalt zu gebieten.“ Durch Versiegelung, private oder industrielle Nutzung oder auch durch Naturschutzmaßnahmen verschwinden in NRW nach wie vor über zehn Hektar täglich aus der landwirtschaftlichen Nutzung. Auf einer schrumpfenden Fläche könne die Landwirtschaft nicht den Anforderungen gerecht werden, gleichzeitig mehr Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen, erneuerbare Energien zu erzeugen und dem Umweltschutz verstärkt Rechnung zu tragen mahnte Günter Buttighoffer. Die Vorschläge des Bauernverbandes, die seit vielen Jahren erhoben würden, hätten kaum Gehör gefunden: „Vorrangig Industriebrachen statt neuer Gewerbegebiete nutzen, Innenentwicklung der Städte vor Außenentwicklung betreiben, für Ausgleichsmaßnahmen vorrangig minderwertige landwirtschaftliche Flächen verwenden.“