Stellungnahme des Kreisverbandes: | 14. Dezember 2023

Landwirtschaft lehnt die Einrichtung eines Nationalparks im Ebbegebirge ab

„Großflächige, weitgehend unzerschnittene und naturschutzfachlich bedeutsame Naturräume in NRW“ zeigt laut Land NRW diese Karte.

Stellungnahme des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes an den Kreistag: „Für eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft, die im Märkischen Kreis immerhin 80 % der Fläche bewirtschaftet, benötigen wir keine Neuausweisung eines Nationalparks.“

Hier die Argumente:

Zunächst befürchten wir, dass die angestrebte Staatswaldfläche zur Ausweisung des Nationalparks Ebbe möglicherweise zu klein sein könnte. Nach einer Empfehlung des Bundesamtes für Naturschutz wird eine Mindestgröße von 10.000 ha empfohlen. Nach unserer Kenntnis umfasst das für einen Nationalpark Ebbe anvisierte Gebiet eine Staatswaldfläche von ca. 6.000 ha mit der Folge, dass angrenzende Privat- und Kommunalwaldflächen in die Nationalpark-Kulisse mit einbezogen werden müssten. Gegen eine solch Einbeziehung von nicht dem Land gehörenden Flächen sprechen wir uns eindeutig aus.

550 Bauernhöfe

Im Märkischen Kreis haben wir rund 550 landwirtschaftliche Betriebe, wovon ca. 60 % im Haupterwerb bewirtschaftet werden. Der Schwerpunkt liegt in der Milchviehhaltung, Grünlandwirtschaft, Ackerbau und im Forst.

Die letzten Jahre haben unsere heimische Land- und Forstwirtschaft durch klimatische Veränderungen, sowie den Borkenkäfer besonders getroffen. Hinzu stellen zukünftige politische Veränderungen unsere Land- und Forstwirte vor große Hürden (z.B. Tierwohl, Baugesetz, Immissionsschutz).

Biodiverse Landwirtschaft hat sich entwickelt

Seit Jahrzehnten wird durch verschiedene Arbeitskreise und zahlreiche Wasserkooperationen eine nachhaltige und vor allem eine biodiverse Landwirtschaft regional gefördert und entwickelt. Mit Hilfe und Förderung der Landwirtschaftskammer NRW, dem Land NRW und der Unteren Naturschutzbehörde des Märkischen Kreis werden von unseren Landwirten ca. 1.400 ha im Vertragsnaturschutz bewirtschaftet. Des Weiteren haben wir im Märkischen Kreis über 60 ökologische und über 130 extensivierte landwirtschaftliche Betriebe. Allein diese Merkmale zeichnen aus, wie regionale nachhaltige Landwirtschaft funktioniert. So hat sich eine sehr naturverträgliche Landbewirtschaftung entwickelt, die verbunden mit den touristischen Angeboten in einer stabilen Industrieregion harmoniert.

Diesen Zustand will der Landwirtschaftliche Kreisverband erhalten und weiterentwickeln.

Private Flächen müssten einbezogen werden

Eine durch die Einrichtung eines Nationalparks zu erwartende umfängliche Strukturförderung, insbesondere in den Tourismus, wiegt die zu erwartenden Auflagen und Einschränkungen in Land- und Forstwirtschaft in keiner Weise auf, zumal dieser ganz erheblich, mangels öffentlicher Flächen, auf private Flächen gelegt werden müsste.

Im Gegenteil: Die aktive Nutzung der Flächen durch Land- und Forstwirtschaft hat zu dem heute existierenden vielfältigen Landschaftsbild und einem Großteil der jetzt zu schützenden Biotope geführt. Konventionelle, biologische oder extensive Anbaumethoden wechseln sich je nach Standort in einem bunten Nebeneinander ab.

Eine aktive Forstwirtschaft mit aktiv zu entwickelnden klimastabilen Wäldern entspricht aktuellen Erkenntnissen zur Notwendigkeit umfangreicher CO2-Speicherung und dem Wunsch der überwiegenden Mehrheit der Grundeigentümer.

Nationalpark dient nur der Konservierung, nicht dem Fortschritt

Nach ausgiebiger Diskussion unter Abwägung vielfältiger Aspekte kommen wir zu dem Schluss, dass ein Nationalpark vorrangig der Konservierung von Strukturen dient, aber nicht die immer notwendiger werdenden unternehmerischen Anpassungen an sich wandelnde gesellschaftliche Anforderungen sowie klimatische Notwendigkeiten unterstützt.

Weitere zusätzliche Auflagen durch einen Nationalpark sind daher den Mitgliedern im Landwirtschaftlichen Kreisverband nicht vermittelbar.