Erntedankpressekonferenz | 26. September 2024

"Grünfutter ohne Ende"

Präsentierten die Erntebilanz des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Märkischer Kreis: Hubert Sauer (Ortsverband Balve/Neuenrade), Dr. Christina Große-Frericks (stellv. Kreisverbandsvorsitzende), Tobias Maas (gastgebender Landwirt), Nikola Galla (Kreisgeschäftsführerin), Ulrich Brinckmann (Kreisverbandsvorsitzender), Hendrik Vedder (stellv. Kreisverbandsvorsitzender), Reinhard Linsmann (Ortsverband Balve/Neuenrade) (im Bild von links).
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Der Regen ließ das Gras wachsen, die Getreideernte war bei der Nässe schwierig "wie früher im Sauerland"

Balve / Märkischer Kreis. „Grünfutter ohne Ende, Getreide- und Heuernte zwischen den Regenschauern stressig – fast wie früher jeden Sommer im Sauerland“ fasst Ulrich Brinckmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Märkischer Kreis, bei der Erntedankpressekonferenz auf dem Milchbauernhof der Familie Maas in Neuenrade-Küntrop die diesjährige Erntebilanz knapp zusammen. Dass auch der Mais zum Schluss noch „durch die Decke ging“ sei ein Segen für die tierhaltenden Betriebe im Sauerland. Brinckmann vergisst aber nicht, eindrücklich zu sagen: „Das Wetter können wir nicht ändern, das nehmen wir so wie es kommt, aber dass Politik die Landwirtschaft „transformen“ will, ist absolut überflüssig: wie passen uns selbst an die sich ändernden Klimaverhältnisse und gesellschaftlichen Ansprüche an Lebensmittelerzeugung an!“

 

Landwirtschaft reagiert auf den Klimawandel

 

„Wir befinden uns mitten im Klimawandel“ – der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Märkischer Kreis, Ulrich Brinckmann aus Iserlohn, kann dem Erntejahr 2024 dennoch viel Gutes abgewinnen: „In diesem Jahr hat trotz allem die Getreideernte gute Mengen und Qualitäten gebracht. Und unsere Wiesen haben den dauernden Regen förmlich genossen: Volle Grünfutterlager sichern die Tiere über den Winter.“

Die Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit der Landwirtschaft auf den Klimawandel stellt Brinckmann deutlich heraus: „Landwirtschaft hat schon immer auf Veränderungen reagiert“. Genau diesen Willen vermisst er aber bei der Politik: „Nach wie vor ist die Gesetzgebung nicht in der Lage, verlässliche Rahmenbedingungen für uns zu formulieren, die uns schon lange versprochen sind. Das grenzt an „organisierte Heuchelei“. Es wird einfach nichts getan.“

 

Zur Veränderung fehlt immer noch die Finanzierung

 

Brinckmann führt dazu aus, dass die Vorschläge der Borchert-Kommission zur Tierhaltung und der „Zukunftskommission Landwirtschaft“ einen gesamtgesellschaftlich getragenen Weg zur Veränderung der Landwirtschaft erarbeitet hätten. „Nur um die von allen festgestellte nötige Finanzierung durch die gesamte Gesellschaft drücken sich alle noch herum.“

Bei der traditionellen Erntedankpressekonferenz des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, die in diesem Jahr auf dem Betrieb der Familie Maas in Neuenrade stattfand, spricht er das Dilemma an: „Auch auf diesem Betrieb hier sind Investitionen in Millionenhöhe getätigt worden, von denen noch nicht absehbar ist, ob sie jemals Gewinn abwerfen werden.“

Zum Erntejahr bilanzierte der Vorsitzende zu seiner Getreideernte: „Wir konnten gute Mengen und Qualitäten ernten, bei der dauernden Nässe hatten wir aber kurze Erntefenster. Es war im Großen und Ganzen kein schlechtes Jahr für Ackerbau“.

 

Beim Mais zeichnen sich ausgezeichnete Mengen und Qualitäten ab

 

Das bestätigt Hendrik Vedder, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes:

„Beim Mais ist die Qualität im Märkischen Kreis unterschiedlich. Milde Temperaturen in der Jugendentwicklung ließen zunächst auf eine mäßige Ernte hoffen. Doch durch den später einsetzenden Sommer mit feuchtwarmem Klima wuchs der Mais prächtig heran. Die Abreife läuft in diesem Jahr ganz normal ab. Das Häckseln beginnt aktuell. Es zeichnen sich ausgezeichnete Qualitäten und Mengen ab.“

Auf dem Grünland zeigte sich ein ähnliches Bild. Gute Erträge mit guten Qualitäten sorgten dafür, dass alle 30 Tage gemäht werden konnte. Bei vielen Landwirten sogar schon fünf Mal und bei den aktuellen Temperaturen ist noch kein Ende des Wachstums in Sicht. 

Die Milchpreise stagnierten auf gutem Niveau mit höheren Aussichten zum Jahresende. Düngemittelpreise sanken trotz geringerer Nachfrage nicht. 

Die Preise für Energie blieben hoch, zum Glück gab es deutliche Nachlässe bei den Dieselpreisen.

 

Blauzungenkrankheit trifft Schaf- und Rinderhalter

 

Reinhard Linsmann beschreibt als Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Balve-Neuenrade eine Besonderheit aus den beiden Gemeinden: „Wir haben vor Ort – wie auch hier der Hof Maas – eine gute Investitionsbereitschaft der Bauernfamilien. Ideenreichtum und Mut zur Nische zeigen die Stabilität der Landwirtschaft hier im Raum. Das beweist auch die sehr große Vielfalt an Direktvermarktern unterschiedlichster Richtung. Hier bei uns gibt es jedenfalls vom Schnitzel über das Ei, Gemüse, Käse und Wurst bis zum Gänsebraten alles frisch aus der Region!“

Die Schäferei Linsmann ist allerdings leider sehr stark von der Blauzungenkrankheit getroffen worden. „Wir haben allein im Juni 60 Tiere verloren.“

 

#ZukunftsBauer: Umdenken in der Branche

 

Dr. Christina Große-Frericks, ebenfalls stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende aus Iserlohn, richtet als Vorsitzende des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit den Blick auf die verbesserungsfähige Kommunikation: „Landwirte und Nicht-Landwirte haben ein falsches Bild voneinander, an dem beide Seiten festhalten. Das wollen wir ändern, in vielen Bereichen ist das Aufeinander Zugehen schon gelungen. Bestes Beispiel ist die „Zukunftskommission Landwirtschaft“, in der Vertreter von Interessengruppen aus Agrarbranche und Zivilgesellschaft erarbeitet haben, wie konsensual die Zukunft der Landwirtschaft gestaltet werden kann.“

Und weiter: „Als Bauernverband verfolgen wir das Projekt „#ZukunftsBauer“. In workshops und auf Veranstaltungen erarbeiten viele Mitglieder gemeinsam die Möglichkeiten des Umdenkens in der Branche. Um raus aus unserer „eigenen Blase Landwirtschaft“ zu kommen braucht es eine positive Sicht auf die eigenen Leistungen, Mut zu Veränderungen und eine sensible Reaktion auf eine sich wandelnde Gesellschaft“. Das steht hinter dem Begriff „ZukunftsBauer“.

 

Kreisverbandstag am 14. November

 

Wir möchten an dieser Stelle schon auf unseren Kreisverbandstag am Donnerstag, 14. November, ebenfalls hier in Neuenrade, hinweisen. Mit Dr. Udo Engelhardt haben wir einen Klimatologen gewinnen können, der als Mitglied im Weltklimarat wissenschaftlich fundierte Aussagen machen kann. In seinem Vortrag mit dem Titel „Eine Welt, ein Klima und eine (letzte) Chance – Warum die 2020er unser Jahrhundert der Entscheidung sind!“ sieht er auch durchaus Chancen für die Mitwirkung der Landwirtschaft. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr im Hotel Wilhelmshöhe in Neuenrade, vorab um 18.30 Uhr gibt es „Schnack und Snack“ – einen geselligen Start mit Imbiss.

 

Auf dem Hof Maas wird im Melkkraussell gemolken

 

Anschließend Übergabe an Familie Maas mit Betriebsrundgang zu den Themen Milchkuhhaltung, Melkkarussell und Lieferbeziehungen.

Thematisch im Mittelpunkt stehen wird in Küntrop das Melkkarussell im Stall (280 Kühe), in dem dreimal täglich gemolken wird (4.30 Uhr, 11.30 Uhr und 19 Uhr) und evtl. die Schweinemast (750 Tiere), die aber wegen der derzeitigen Marktlage immer unsicherer wird (fraglich, ob der Betriebszweig überhaupt aufrechterhalten wird). Drei feste Mitarbeiter in Vollzeit und fünf weitere Teilzeitkräfte ergänzen das Familienteam auf dem Hof.

 

Sehr gute Medienbeteiligung

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Kälberhaltung

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Melkkarussell

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