Kreisverbandstag 2024 | 20. Februar 2024

Rund 400 Gäste in der Oestinghauser Gemeinschaftshalle

Begrüßten die Gäste beim landwirtschaftlichen Kreisverbandstag: v.l.n.r. stellv. Kreislandwirt Alexander Gröblinghoff, Kreisverbandsvorsitzender Josef Lehmenkühler, stellv. Kreisverbandsvorsitzender Andreas König, Gastreferent Dr. Mathias Herbst, Bürgermeister Wickede Dr. Martin Michalzik, Landrätin Eva Irrgang und Geschäftsführer Burkhard Schröer.

„Folgen des Klimawandels für die hiesige Landwirtschaft unter besonderer Berücksichtigung stark schwankender Niederschläge“, so das Thema des Gastvortrages. Auch die Bauernproteste der letzten Wochen wurden diskutiert.

„Wie wird sich der Klimawandel in unserer Region in Zukunft auswirken? Muss sich die heimische Landwirtschaft demnächst auf ganz andere Wetterverhältnisse als in der Vergangenheit einstellen?“ Fragen, die die heimischen Landwirtinnen und Landwirte in großer Zahl in die Gemeinschaftshalle in Oestinghausen zog. Rund 400 Bauern, Bäuerinnen sowie weitere Gäste waren am Dienstagmorgen zum Kreisverbandstag, zu dem der Landwirtschaftliche Kreisverband Soest eingeladen hatte, zusammengekommen. Dr. Mathias Herbst, Leiter des Zentrums für Agrarmeteorologische Forschung (ZAMF) des Deutschen Wetterdienstes sprach zum Thema. „Folgen des Klimawandels für die hiesige Landwirtschaft unter besonderer Berücksichtigung stark schwankender Niederschläge“.

Kreisverbandsvorsitzender Josef Lehmenkühler machte gleich in seiner Begrüßung deutlich, dass nicht nur das Wetter, sondern auch die Politik die Landwirtschaft aktuell extrem herausfordert. „Selten hatten wir zum Zeitpunkt des Kreisverbandstages eine so angespannte Stimmung wie jetzt“, sagte er und ging auf die Bauernproteste der letzten Wochen ein: „Aber wir haben das Gefühl, zumindest teilweise gehört zu werden. Das haben wir unter anderem unserem gewaltlosen, demokratischem Verhalten während der Proteste zu verdanken.“ Wichtig sei aber auch, dass die Politik jetzt reagiere. Die Verhandlungen würden laufen. „Nur eines ist auch klar,“ sage Lehmenkühler und kündigte an: „Kommt da nichts Vernünftiges bei raus, müssen wir noch kräftiger nachlegen. Und zwar nicht erst im Winter, wenn Zeit dafür ist, sondern noch bevor unsere Sympathien verpufft sind.“

 

Wetter existenziell für Landwirtschaft

Wie wichtig das Wetter für die Landwirtschaft sei, sagte Gastreferent Dr. Mathias Herbst, zweige sich schon allein dadurch, dass sich auch heute noch Dreiviertel der Varianz der Ernteerträge durch das Wetter erklären ließen.

„Es wird in Zukunft mehr Extremsituationen geben, das bedeutet auch höhere Unsicherheiten und eine geringere Planungssicherheit für die Landwirtschaft“, so der Wetterexperte. Ein vermehrtes Auftreten von Extremereignissen sei wahrscheinlich. Wetterlagen würden voraussichtlich länger andauern und damit würden sich extreme Wettersituationen wie Trockenheit oder Dauerregen verschärfen. Niederschlagsmäßig seien im Sommer zwar Starkregenereignisse zu erwarten, aber in Summe wenig Änderungen. Im Winter hingegen müsse mit einer Zunahme der Niederschlagsmengen gerechnet werden. In der warmen Jahreszeit müsse eine Zunahme der Verdunstung und dadurch bedingtem häufigeren Wasserstress eingeplant werden. Eine Anpassung sei durch Bewässerung, Sortenwahl, Fruchtfolgen und Bodenschutz möglich.

„Wir könnten uns anpassen, sofern und die Politik auch Spielraum lässt“, sagte Dr. Herbst. Wir sind hier in einer Gunstregion, in anderen Teilen der Welt sieht das anders aus.“

 

Bericht aus der Geschäftsstelle:

Kreisgeschäftsführer Burkhard Schröer ließ das letzte Jahr Revue passieren. „Ein besonderer Schwerpunkt unserer Arbeit lag darin, das drohende Pflanzenschutzmittelverbot in der Hellwegbörde abzuwenden“, sagte er. Mehr als 90 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche im Kreis Soest wären davon betroffen gewesen. Ein pauschales Verbot sei vor dem Hintergrund der Ernährungssicherheit nicht verantwortbar und für den Schutz der Biodiversität überhaupt nicht zielführend gewesen, so der Geschäftsführer. „In Allianz mit vielen Akteuren haben wir daran mitgewirkt, über die Kontraproduktivität dieses Gesetzesvorschlages zu informieren, so das am 22. November im Europäischen Parlament gegen das Gesetz gestimmt worden ist“, blickte Schröer zurück.