Spannende Diskussion um geschützte Arten

Kontroverse Diskussion beim gut besuchten Kreisverbandstag in Oestighausen zu geschützten Arten wie Krähen und Wölfen
Kreis Soest (wlv). „Wolf, Krähen und Co. – Wie gehen wir zukünftig mit ihnen um?“, ein Thema, das die heimischen Landwirtinnen und Landwirte in großer Zahl in die Gemeinschaftshalle in Oestinghausen zog. Rund 400 Bauern, Bäuerinnen sowie weitere Gäste waren am Dienstagmorgen zum Kreisverbandstag, zu dem der Landwirtschaftliche Kreisverband Soest eingeladen hatte, zusammengekommen.
„Wolf und Saatkrähen sind Themen mit sehr starkem regionalem Bezug“, machte Patrick Liste, Chefredakteur des Wochenblattes für Landwirtschaft und Landleben, der die Diskussion leitete, deutlich. Die Saatkrähen hätten sich im Laufe der letzten Jahre in und um Soest so stark vermehrt, dass man schon von der Krähenhauptstadt Soest spreche und seit dem letzten Herbst gebe es ein Wolfsgebiet im Süden des Kreisgebietes.
Zunächst blickte der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Soest Josef Lehmenkühler jedoch auf die aktuelle politische Lage und formulierte seine Erwartung an die zukünftige Regierung so: „Eine Regierung, die ihre Bevölkerung sicher und unabhängig ernähren will, muss uns Landwirtinnen und Landwirten Rahmenbedingungen bieten, die verlässlich sind.“ Dazu müsse die Wettbewerbsfähigkeit der Höfe gesichert werden und das Wort Bürokratieabbau nicht nur eine Floskel sein.
In der folgenden Diskussion trafen mit dem Abteilungsleiter Naturschutz im Umweltministerium NRW Dr. Josef Tumbrinck und dem Vizepräsidenten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes Henner Braach, sehr kontroverse Meinungen aufeinander. Dr. Tumbrinck vertrat die Position, dass ein wirksamer Herdenschutz verbunden mit der rechtssicheren Entnahme von übergriffigen einzelnen Problemwölfen der Weg der Zukunft sei. Eine darüber hinaus gehende Regulierung des Wolfes lehnte er ab. WLV-Vizepräsident Henner Braach machte hingegen deutlich: „Einen wirklich wirksamen Herdenschutz gibt es nicht.“ Der Wolf überwinde immer wieder „wolfssichere“ Zäune. Zudem sei es keine Lösung, die Landschaft flächendeckend mit entsprechenden Zäunen zu zerschneiden, denn die würden sich extrem negativ auf viele andere Wildtiere auswirken. Breite sich der Wolf weiter aus, so Braach, werde in einigen Regionen die Weidehaltung, die einen hohen ökologischen Wert habe, eingestellt werden müssen.
Die Saatkrähen gebe es nur in Soest in diesem Ausmaß, sagte Dr. Tumbrinck. Sie ins Jagdrecht aufzunehmen, funktioniere deshalb nicht. „Bei der Saatkrähe muss es gelingen, die Belange der Anwohnenden und Landwirtschaft zu berücksichtigen und ihr auf der anderen Seite sichere Orte auch außerhalb der Siedlungen zu ermöglichen, wo sie ungestört brüten kann“, sagte er. Braach hingegen machte deutlich, dass das keine Lösung sei, da die Saatkrähe in dieser hohen Populationsdichte massive Schäden in der Landwirtschaft, besonders an der jungen Saat, verursache.
Moderator Patrick Liste regte an, die rechtlichen Möglichkeiten zu schaffen, die Probleme, die regional und lokal sehr unterschiedlich seien, auch regional angehen zu können.