Getreide hat enorm gelitten | 11. August 2023

Bauern hoffen auf Sonne

Der Dauerregen hat die reifen Weizenkörner schon in der Ähre keimen lassen. „Was sich hier noch retten lässt, ist fraglich“, sagt Landwirtevorsitzender Lehmenkühler.
Bild herunterladen

Dramatische Situation auf vielen Äckern - Kaum Brotgeteide in diesem Jahr - Totalausfälle ganzer Felder

Kreis Soest (WLV). „In diesem Jahr werden wir kaum Brotgetreide im Kreis Soest ernten können. Die Situation auf den Feldern hat sich dramatisch zugespitzt“, sagt Josef Lehmenkühler, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Soest.

 

Nachdem die Gerste Anfang Juli bei schönem Wetter geerntet werden konnte, setzte anschließend Dauerregen ein und ließ keine Erntearbeiten zu. Weizen, Triticale, Roggen und Hafer ständen seit gut drei Wochen reif auf den Feldern und hätten aufgrund des Regens bis auf einige Ausnahmen nicht geerntet werden können.

„Das Getreide hat inzwischen massiv gelitten, einige Flächen können wir schon jetzt komplett abschreiben“, sagt Lehmenkühler. „Wir hoffen, dass die Hochdruckwetterlage etwas anhält und nicht immer wieder durch Regenfälle unterbrochen wird,“ so der Landwirt, sonst gebe es noch mehr Totalausfälle.

 

Brotgetreide sei schon jetzt nicht mehr in der Region zu ernten, sagt Lehmenkühler. Beim Weizen, der wichtigsten Getreideart im Kreis Soest und auch beim Roggen habe die Backfähigkeit aller Wahrscheinlichkeit nach so stark gelitten, dass das Getreide nur noch als Futterweizen vermarktet werden könne. „Verbleibt das reife Korn zu lange bei feuchter Witterung auf dem Halm, keimt es dort und es setzen enzymatische Prozesse ein, was die Backeigenschaften reduziert“, erklärt Lehmenkühler. „Wir hoffen, dass das Getreide nun zumindest noch als Futter zu nutzen ist“, so Lehmenkühler.

 

„Das Wetter kann keiner ändern,“ sagt Lehmenkühler und appelliert: „Aber die Politik darf uns in dieser Situation nicht noch zusätzlich von unserer Arbeit abhalten.“ So sei es überhaupt nicht vertretbar, dass die Landwirte nach den Ernteverlusten dieses Jahres im kommenden Jahr noch auf vier Prozent ihrer Fläche nach aktuellen politischen Vorgaben nichts anbauen dürften. „Das Brotgetreide, dass es in diesem Jahr aus unserer Region nicht geben wird, darf doch nicht auch noch im nächsten Jahr reduziert werden“, sagt Lehmenkühler. Die Politik müsse verstehen, dass Landwirtschaft unter freiem Himmel stattfindet und vom Wetter und der Natur abhängig sei.