Enttäuschende Erträge

Die Getreideernte geht im Kreis Soest in die Schlussphase: Die Erträge liegen deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt.
Kreis Soest (wlv). „Bessere Erntebedingungen als im Regensommer 2023 aber enttäuschende Erträge“, fasst der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Soest Josef Lehmenkühler die aktuelle Getreideernte zusammen, die so langsam in vielen Regionen des Kreisgebietes in ihre Schlussphase geht. Noch sieht man die Mähdrescher auf den Feldern, aber der größte Teil des Getreides ist in den Niederungslagen eingebracht, in den Höhenlagen ist die Weizenernte gerade in vollem Gange. Der Landwirtschaftliche Kreisverband Soest teilt mit, dass die Ernteerträge bei allen Getreidearten und auch beim Raps deutlich unter dem Schnitt der vergangenen Jahre liegen. Die Ertragsdepressionen lägen in der Region bei bis zu 40 Prozent, so der Landwirtschaftsverband.
Regen und Staunässe im Winterhalbjahr
Josef Lehmenkühler, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Soest, erklärt die Ursachen für die schwachen Ernteergebnisse: „Viele Getreidebestände haben unter der lange anhaltenden extrem nassen Witterung gelitten.“ Schon das letzte Jahr sei enorm regenreich gewesen, so dass die Aussaatbedingungen des Wintergetreides im letzten Herbst problematisch gewesen seien. „Damit war bereits der Start schlecht und danach war es die Staunässe, die im Winter und Frühjahr den jungen Getreidepflanzen geschadet hat“, sagt der Landwirt.
Diese ungünstigen Witterungsbedingungen hätten insbesondere auf den Flächen, auf denen sich das Wasser stärker staut, zu erheblichen Ertragsverlusten geführt. In Lagen mit geringeren Staunässeproblemen seien die Ertragsverluste weniger dramatisch.
Neben den Körnern fehlt auch das Stroh
Ein weiteres Problem sei der Mangel an Stroh, der vor allem die tierhaltenden Höfe betreffe, die auf Stroh als Einstreu angewiesen seien. „Mit dem geringeren Körnerertrag fällt auch weniger Stroh an; durchschnittlich sind die Mengen um rund 30 Prozent geringer in diesem Jahr“, so Lehmenkühler.
Wasser verdrängte Bodenluft
„Pflanzen brauchen Regen, aber zu viel davon - sowie es im letzten Winterhalbjahr war - ist auch schädlich,“ sagt Lehmenkühler. Er erklärt: „Wurzeln brauchen Sauerstoff, um ihre Zellen mit Energie zu versorgen. Wasser füllt die luftgefüllten Bodenporen auf, wodurch der Sauerstoffgehalt im Boden absinkt. Auch Mikroorganismen im Boden brauchen Sauerstoff, um organisches Material in Nährstoffe umzusetzen. Unter Sauerstoffmangel können diese Vorgänge im Boden nicht ablaufen. Dann laufen hauptsächlich Prozesse im Boden ab, die keinen Sauerstoff benötigen und bei denen dann Kohlendioxid, Essigsäure oder andere Stoffe, auf die die Pflanzen empfindlich reagieren, entstehen. Zu hohe Konzentrationen davon lassen Pflanzenwurzeln absterben. So konnten wir schon zum Ende des Winters absehen, dass wir in diesem Jahr keine Rekordernte eingefahren werden“.
Erntewetter besser als 2023
Erfreulich sei in diesem Jahr, dass die Wetterbedingungen zur Ernte deutlich besser gewesen seien als im letzten Jahr, in dem es zur Weizenernte mehr als vier Wochen Dauerregen gegeben hätte, so Josef Lehmenkühler. Es habe zwar mehrere regenbedingte Unterbrechungen gegeben, aber es habe auch immer wieder trockene Zeitfenster gegeben, um ernten zu können, sagt der Landwirt. „Hoffen wir, dass es noch ein paar Tage durchgehend trockenes Wetter gibt, damit auch die höheren Regionen im Kreisgebiet, in denen das Getreide lagebedingt etwas später reif ist, die Ernte zum Abschluss bringen können“, so Lehmenkühler.