Bauern wünschen sich mehr Grundvertrauen in die Landwirtschaft

Kreisverbandstag der Landwirte in Lippe
Lippe /WLV (Re) Mehr Grundvertrauen und kreative Lösungswege, fordert der Kreisverbandsvorsitzende Dieter Hagedorn von der Politik. Auf der mit über 200 Personen gut besuchten Mitgliederversammlung der Landwirte am Donnerstag (20. Februar 2025) im Gasthof Marpetal, macht er deutlich: „Die Politik muss wieder mehr auf die Selbstverantwortung der Menschen vertrauen.“ So wie jetzt könne es nicht weiter gehen.
Hagedorn: „Abbau an Überregulierungen und an Bürokratie zwingend notwendig für eine Erholung des Wirtschaftsstandortes Deutschland.
In seiner Ansprache am Donnertag erinnert er an die Bauernproteste vor rund einem Jahr wie an die Kundgebung auf dem Detmolder Kronenplatz. „Wir haben dort unsere berechtigten Interessen vorgebracht, in engen Reihenschluss mit Handwerkern und Spediteuren“, so Vorsitzende. „Wir haben Präsenz gezeigt und wir haben erreicht, dass einige Grausamkeiten zumindest teilweise zurückgenommen wurden.“ Wichtig sei für den Landwirte-Vorsitzenden vor allem die Einsicht von Politikern gewesen, dass ein Abbau an Überregulierungen und an Bürokratie zwingend für eine Erholung des Wirtschaftsstandortes Deutschland notwendig seien.
Kritik übte der Vorsitzende an die überbordende Bürokratie von Ämtern und übergeordneten Ministerien. Bürokratie und Verwaltung seien kein Selbstzweck. „Diese muss endlich ein Ende haben“, so der Vorsitzende. Dies gelte für alle Bereiche. „Wir brauchen eine Rückbesinnung auf praxistaugliche und fachliche Entscheidungen, ohne Endlosdokumentation.“ Von Nöten sei mehr Vertrauen, „keiner von uns will die Umwelt schädigen, und keiner von uns will seine teuren Betriebsmittel vernichten.“ Hagedorn zeigte am Abend mehre Defizite auf, die die Zukunft der Höfe und auch die Investitionsbereitschaft der Bauernfamilien derzeit hemme.
Der Vorsitzende verbreitet am Abend aber auch Zuversicht: „Es mag einen endlos vorkommen, bis Veränderungen sichtbar sind“, aber er ist optimistisch das Fortschritte kommen.
Froh stimmt ihn ebenso der erfolgreiche Tag der Landwirtschaft am 8. Juni 2024 in Lage. Hier durften die hiesigen Landwirte in vielen Gesprächen mit der Bevölkerung erfahren, wie nah sie bei den Bauernfamilien und ihren Anliegen seien.
Krisenzeiten bündeln Kräfte und bringen Lösungen
Hagedorn blickt trotz oder gerade wegen der zahlreichen Herausforderungen optimistisch in die Zukunft. Krisenzeiten würden Kräfte bündeln und Lösungen bringen. „Die wir dringend brauchen, um wieder effizient zu wirtschaften, im Einklang mit Ökologie und Ökonomie.“ Aber hierzu brauchen die Landwirte auch Unterstützung. Er erinnert beispielsweise an sehr langwierige Zulassungspraxis.
Glasflügelzikade, neuer invasiver Schädling, gefährdet Zuckerrübe, Kartoffel und Gemüse
Da gebe es beispielsweise die drohende Gefahr durch die Glasflügelzikade, ein neuer invasiver Schädling. Diese Zikade habe bereits in Süddeutschland Kartoffeln, Gemüse und Zuckerrüben sehr stark geschädigt, mit teilweise so starken Verlusten, dass die Ackerfrüchte nicht mehr erntewürdig waren. Die Angst der Landwirte in ganz Deutschland sei enorm. Zuckerrübe, Kartoffel und Gemüse wären dann eventuell nicht mehr anbauwürdig.
„Und eben in solchen Situationen benötigen wir Hilfe“, schildert der Vorsitzende. Doch hier gibt es leider viele Behinderungen. So existiere kaum noch eine Forschung im Bereich Pflanzenschutzmitteln und die Zulassungspraxis sei mehr als schleppend.
Ehrungen beruflicher Nachwuchs
Kim Lennert Teuber aus Bad Salzuflen wurde am Abend für seinen zweiten Platz beim Berufswettbewerb am 12.2.2025 für die Kreise Lippe, Minden-Lübbecke, Gütersloh und die Stadt Bielefeld geehrt. Darüber hinaus wurden für ihr Engagement in der Landwirtschaft und in der Öffentlichkeitsarbeit der Agrarblogger und Öffentlichkeitsarbeiter Sebastian Horn, der Bauernbotschafter auf der Grünen Woche in Berlin Lennard Meier aus Lemgo sowie der Sieger des gemeinsamen Wettbewerbs Bildkommunikation des Landwirtschaftlichen Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe gemeinsam mit der Fachschule für Agrarwirtschaft in Herford Louis Bünger Kalletal gewürdigt. „Wir danken euch alle für eueren so wichtigen und vorbildlichen Einsatz für den grünen Berufsstand“.
Im Anschluss an die Ehrungen hielt Stefan Pielsticker, vom Vorstand Raiffeisen Ostwesten-Lippe AG (ROWL AG), einen kurzweiligen Impulsvortrag zum Thema: „Chancen und Risiken für die Landwirtschaft in ambitionierten Märkten“.
Diskussion mit Bundestagskandidaten
Gäste des Abends waren weiter die Bundestagskandidaten Julien Thiede, SPD, Robin Wagener, Bündnis90/DIE GRÜNEN, Carsten Möller, FDP, für Torben Hundsdörfer und Kerstin Vieregge, CDU. Nach ihren Kurzstatements stellten Junglandwirte den Kandidaten zunächst ihre landwirtschaftlichen Situation am Beispiel ihrer Höfe mit verschiedenen Schwerpunkten und Herausforderungen vor: Zum Thema Schwein Richard Tölle aus dem Extertal, für den Bereich Milch Dirk Steinhage, aus Lügde, für das Geflügel Sebastian Horn aus Lage und dem Schwerpunkt Ackerbau Matthias Lampenscherf aus Bad Salzuflen. Im Anschluss richteten sie Fragen an die Bundestagskandidaten mit einer munteren Diskussion des Publikums.