Heimische Bauern ziehen zu Erntedank gemischte Bilanz

Joachiam Schmedt: „Schluss mit politischer Planlosigkeit und Wendemanövern. Wir brauchen Vertrauen und Verlässlichkeit.“
Zum Erntedankfest ziehen die heimischen Landwirte eine durchwachsene Bilanz. „Wir konnten eine durchschnittliche Ernte einfahren, allerdings mit großer Streuung“, resümiert der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Minden-Lübbecke Joachim Schmedt. Frühjahrstrockenheit und Regen zur Haupterntezeit: Auch dieses Jahr zeigte, wie abhängig die Landwirtschaft von der Natur ist, trotz aller Technik, Wettervorhersagen und digitaler Möglichkeiten. Schmedt: „Wir arbeiten unter freiem Himmel und wir Landwirte wissen um die Gefahren, die Wind und Wetter, Schädlinge und Krankheiten für das Erntegut auf den Feldern bedeuten.“ Und eine Ernte sei erst dann eingefahren, wenn sie letztendlich unter Dach und Fach sei. „Wir Bauern sagen deshalb zu Erntedank Danke für den Wert unserer Ernte, für den Wert unserer guten Versorgung mit Lebensmitteln und für den Wert des Friedens,“ hebt der Landwirt hervor.
Wie sieht die Ernte aus?
Das Wachstumsjahr 2025 unterschied sich wesentlich von den beiden vorherigen, die durch viel Regen geprägt waren. „Die Trockenheit im Frühjahr hinterließ vor allem auf den sandigen und flachgründigen Böden, also die mit geringerem Wasserhaltevermögen, ihre Spuren“, erläutert der Vorsitzende. Die Getreide- und Rapsernte fällt je nach regionalen Bedingungen unterschiedlich aus, doch tendenziell sind die Bauern mit der Ernte zufrieden.
Die Getreideernte startete früh, verzögerte sich dann durch Regen in der Haupterntezeit. „Es gab immer nur so viel, dass der Drescher nicht herausfahren konnte“, berichtet der Vorsitzende. Doch dann setzte eine wirklich gute Schönwetterphase ein und die Landwirte konnten alles zügig einfahren. Schmedt ist es wichtig zu erklären: „Bitte nehmen Sie es nicht übel, wenn wir Bauern viel über das Wetter reden und man es uns oft nicht recht machen kann.“ Doch wenn der Weizen reif sei und es dann schon wieder regne, „werden wir nervös“, so der Vorsitzende. Die Landwirte säen, hegen und pflegen die Pflanzen auf dem Acker, um sie nachher zu ernten und das geschieht einmal im Jahr. „Und mit der Ernte verdienen wir unser Geld“, erläutert der Landwirt.
Wie sieht es beim Grünland aus?
Bei den Wiesen und Weiden, konnten die Bauern eine mittelprächtige Grasernte als Futter für das Rindvieh einfahren. Das Grünland braucht Feuchtigkeit. Durch die trockenen Phasen im Frühjahr und im Sommer war der Aufwuchs geringer.
Die herbstliche Ernte
Die Maisernte startete in vielen Regionen früh. Die langanhaltende Trockenheit im Sommer setzte den Beständen zu, besonders auf den sandigen Böden. Die Maisernte fällt durchschnittlich aus. Die Kartoffelernte ging ebenso zeitig los. Die Qualitäten sind gut, bei sehr guten Erträgen. „Auch die Zuckerrüben zeigen sich bislang mengen- und zuckermäßig gut“, berichtet der Vorsitzende. Da sie noch bis Dezember geerntet werden, kommt es hier auf die folgende Witterung an. Für einen guten Zuckerertrag brauchen die Rüben Sonnenschein.
Getreide- und Kartoffelpreise nicht kostendeckend
Die Getreide- und Kartoffelpreise sind völlig unzureichend, und nicht kostendeckend. „Doch schlechte Preise und nicht passendes Wetter können wir nicht ändern und es kommen auch gute Preise und gutes Wetter zurück“, sagt Schmedt, „ damit müssen wir als Unternehmer klarkommen, aber das rein ‚in die Kartoffeln und wieder raus der Politik‘ sowie der nicht nachlassende Bürokratiewahn, fördert in erster Linie eines, dass immer mehr Höfe sich mit dem Gedanken befassen, auf zu hören.“
Weniger Bürokratie - mehr Vertrauen - mehr ermöglichen
Der Vorsitzende erinnert zu Erntedank: „Auch wenn unsere Supermarktregale übervoll sind, ist eine zuverlässige Versorgung keineswegs gegeben, angesichts zunehmender klimatischer und globaler Unsicherheiten.“ Deshalb sei eine heimische funktionierende Landwirtschaft wichtiger denn je. Sie sei ein Garant für Frieden und Wohlstand.
Vielen Bauernfamilien mangelt es an Zukunftsperspektiven. Planungssicherheit fehle, vor allem im Bereich der Tierhaltung. „Von der Politik kommen bisher so gut wie keine umsetzbaren Vorschläge, die den Höfen helfen könnten“, kritisiert der Vorsitzende. Um eine sichere und nachhaltige Versorgung mit hiesigen Lebensmitteln zu gewährleisten, fordert Schmedt: Es müsse endlich Schluss sein mit der politischen Planlosigkeit, mit lähmender Regelungswut und mit Wendemanövern wie beispielsweise das Aus beim Bundesprogramm Umbau Tierhaltung. Wie sollen die Höfe teure Stallumbauten angehen, wenn sie sich nicht auf Zusagen verlassen können? Bei allen Wollen für die Tierhaltung müsse es für die Bauernfamilien machbar sein. Und das alles seien Hindernisse für neue und sinnvolle Entwicklungen. Weniger Bürokratie, mehr Vertrauen, mehr ermöglichen sei von Nöten – „wir Bauern wollen Zukunft gestalten und Verantwortung übernehmen“, bekräftigt der Vorsitzende.