KV-Aktuell | 17. September 2025

Zeichen des Erntedankes im Kreishaus Minden zu sehen

Landrat Ali Doğan bekam die Gabenkrone aus Getreide von den Vertretern des grünen Berufszweigs überreicht. Die kleine Feierstunde fand mit (von links nach rechts) mit Kreislandwirt Volker Schmale, Kreislandfrauenvorsitzende Iris Niermeyer, Landrat Ali Doğan, Kreisverbandsvorsitzender Joachim Schmedt und dem Bürgermeister von Minden Michael Jäcke statt.

Grüner Berufszweig übergibt Erntekrone an Landrat

Eine prächtige Erntekrone schmückt zum Erntedankfest das Kreishaus in Minden. Landrat Ali Doğan nahm die reich geschmückte Gabenkrone aus Getreide von den Vertretern des grünen Berufszweigs mit einem herzlichen Dank entgegen. Die kleine Feierstunde fand am Dienstag (16. September) statt. Die Gabenkrone hatten die Espelkamper Landfrauen gebunden. Die herbstliche Dekoration rundherum arrangierten der Ortslandfrauenverband Minden-Porta-Bad Oeynhausen.

„Auch heute in einer zunehmend urbanisierten Gesellschaft ist das Erntedankfest nach wie vor wichtig“, sagt Landrat Ali Doğan. Das Erntedankfest blicke auf eine lange Tradition zurück – und sei zugleich heute so bedeutsam wie eh und je. „Ich freue mich besonders über die vielfältige und engagierte Landwirtschaft sowie den guten Austausch hier bei uns im Mühlenkreis“, unterstreicht der Landrat.

Iris Niermeyer, Vorsitzende des Kreislandfrauenverbandes Minden-Lübbecke, hebt bei der Übergabe hervor: Die Erntekrone sei Sinnbild des Dankes. Die Vielzahl der Ähren in der Krone ständen für die Abhängigkeit der Menschen und ihr Gebundensein an die Natur. Ohne eine gute Ernte sei kein Überleben im Winter möglich gewesen. Diese Macht der Natur wurde mit der Erntekrone symbolisiert. „Diese Macht der Natur haben wir in den letzten Jahren wieder deutlich zu spüren bekommen“, beschreibt die Landfrauenvorsitzende.

„Und doch leben wir in einem Land, wo es zum Glück keinen Hunger mehr gibt“, so Niermeyer. Volle Supermarktregale seien zur Selbstverständlichkeit geworden. Über frische Erdbeeren zu Weihnachten, exotische Früchte, Superfood aus Südamerika, Rindfleisch aus Argentinien und Dosenmandarinen aus China wundere sich niemand. „Dabei sollten wir angesichts des Klimawandels doch erst einmal die langen Transportwege vermeiden“, mahnt die Landfrauenvorsitzende. „Von den Bedingungen der Erzeugung in diesen Ländern ganz abgesehen.“ Die Landfrauen würden sich seit jeher mit Ernährung und Nachhaltigkeit beschäftigen und praktizieren. Niermeyer: „Wir setzen uns beispielsweise für die Ernährungsbildung und Vermittlung von Alltagskompetenzen ein. Wir gehen in Schulen und Kindergärten.“

Landwirtschaft ist elementar

Auch Joachim Schmedt, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Minden-Lübbecke, erinnert an die Dankbarkeit zum Erntedankfest für die Gaben der Erde und die eingebrachte Ernte. „Doch sichere Ernten sind nicht mehr normal“, sagt der Landwirt. „Wir spüren den Klimawandel und die Auswirkungen direkt wie auch in diesem Jahr.“ Die Bauern arbeiten in und mit der Natur, deshalb sei ihnen das Thema so wichtig. Und die Landwirtschaft sei auch Teil der Lösung. So bieten beispielsweise Acker- und Grünland sowie Wälder ein großes Potenzial als Kohlendioxidspeicher.

Schmedt hebt weiter hervor, dass eine heimische, regionale Landwirtschaft elementar sei, umso mehr angesichts der unsicheren Weltlage mit Kriegen und Handelskonflikten. Sie sei ein Garant für Frieden und Wohlstand in unserer Gesellschaft – und dies mit so sicheren und qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln wie nie zuvor. Des weiterem betont der Vorsitzende lobend eine Entwicklung in der Bevölkerung: „Wir merken zunehmend, wir Bauern und Bäuerinnen stehen nicht mehr alleine da“, beobachtet Schmedt. „Nachdem vorschnelle Kritik an der Landwirtschaft zur Mode geworden war, halten viele mittlerweile inne und erkennen ihre Bedeutung.“ Schmedt fügt an: Nicht nur die geopolitische Lage auf der Welt und der Klimawandel machten eine stabile heimische Landwirtschaft erforderlich. „Wir bieten überzeugende Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen“, sagt Schmedt. Neben der Sicherung der Ernährung erhalten und pflegen Landwirte die Kulturlandschaft im Mühlenkreis, sind Rückgrat und Motor des ländlichen Raums sowie Vorreiter beim Ausbau erneuerbarer Energien. Außerdem: Anpassungen am Klimawandel und Klimaschutz gelingen nur mit ihrer Unterstützung.

Bauern fahren durchschnittliche Ernte ein

Kreislandwirt Volker Schmale zieht eine durchwachsene Erntebilanz. Er berichtet von den Wetterbedingungen, von der Trockenheit im Frühjahr und dem Regen genau zu Haupterntezeit. „Wir haben eine durchschnittliche Ernte eingefahren, aber mit großer Spannbreite“, resümiert der Kreislandwirt. „Nach einem frühen Start schon Ende Juni wurde die Getreideernte durch Regen immer wieder unterbrochen, „allerdings hat es oft soviel geregnet, dass die Drescher nicht herausfahren konnten“, berichtet Schmale. Ab Anfang August, mit dem schönen Wetter, konnten sie dann ihre Erntearbeiten wieder aufnehmen und kontinuierlich fortsetzen. Je nach regionalen Bedingungen sieht die Ernte sehr unterschiedlich aus. „Die Trockenheit im Frühjahr hinterließ vor allem auf den sandigen flachgründigen Böden, also die mit geringerem Wasserhaltevermögen, deutliche Spuren“, erläutert Schmale. Zudem hätten Unwetter wie in Petershagen für beträchtliche Schäden gesorgt.

Die Maisernte sei so früh gestartet, wie selten, stellt Schmale fest. Die langanhaltende Trockenheit im Sommer setzte zuletzt den Beständen zu, besonders auf den sandigen Böden. Auch die Kartoffelernte startete zeitig. Bislang konnten gute Qualitäten bei sehr guten Erträgen geerntet werden. Bei den Zuckerrüben kommt es auf die noch folgende Witterung an. Sie sind besonders auf Sonnenschein angewiesen, um einen guten Zuckerertrag zu erbringen.

Unzufrieden sind die Bauern mit der marktwirtschaftlichen Lage: „Die Getreide- und Kartoffelpreise sind völlig unzureichend, und nicht kostendeckend“, stellt Schmale fest.

Grüner Berufszweig appelliert für mehr Wertschätzung der Nahrungsmittel

Abschließend heben Iris Niermeyer, Volker Schmale und Joachim Schmedt gemeinsam hervor: „Wir alle dürfen uns hier in Deutschland glücklich schätzen, über die so hervorragende Versorgung mit Lebensmitteln.“ Für viele Menschen auf der Welt sei es nicht selbstverständlich, ausreichend Nahrungsmittel zu haben. Die Erntekrone sei daher auch ein Appell für mehr Wertschätzung unserer Mittel zum Leben.

WLV Bild
Eine prächtige Erntekrone schmückt zum Erntedankfest das Kreishaus in Minden. Landrat Ali Doğan nahm eine reich geschmückte Gabenkrone aus Getreide von den Vertretern des grünen Berufszweigs mit einem herzlichen Dank entgegen. Die kleine Feierstunde fand am Dienstag (16. September) im Kreishaus statt.