Bauern ziehen Bilanz 2024 | 20. Dezember 2024

Klarheit und politisches Handeln für den Standort Deutschland

Bei einem zentralen Mahnleuchten (24.01.2024) mit etwa 250 Treckern und einem Trettreckertreff mit rund 100 Kinder in der Abenddämmerung in Hille stand der Austausch mit Bürgern und Bürgerinnen im Vordergrund.
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Schmedt: „Wir brauchen dringend Klarheit und politisches Handeln für den Standort Deutschland.“

Minden-Lübbecke/WLV „Vor allem die Bauernproteste werden uns in Erinnerung bleiben“, erklärt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Minden-Lübbecke Joachim Schmedt in einer Bilanz zum Jahresende. Die Landwirte blicken auf ein insgesamt bewegtes Jahr 2024. Außerdem formuliert er klare Forderungen zum sich Ende neigenden Jahr. „Wirtschaft und Landwirtschaft in Deutschland brauchen eine echte Kehrtwende in der Politik. Schmedt: „So wie jetzt kann und darf es nicht mehr weitergehen.“

Der Jahresbeginn 2024 stand ganz im Zeichen bundesweiter Proteste. „Die Sparpläne für Agardiesel und KFZ-Steuer waren die Spitze des Eisberges“, erklärt Schmedt. Nach jahrelanger Gängelung und Verbotspolitik brachten diese Kürzungspläne der Ampelkoalition das Fass zum Überlaufen und trieben die Landwirte auf die Straße.

Was ist der größte Erfolg der Proteste? Die öffentliche Wahrnehmung der Bevölkerung und die Breitenwirkung waren groß. „Wir wurden auf allen politischen Ebenen wahrgenommen, von Europa, Bund und Land“, bewertet der Vorsitzende. Die Landwirtschaft sei wieder auf die politische Agenda gerückt. Und: „Die Bevölkerung stand und steht nach wie vor stark hinter uns“, hebt er hervor.

Doch trotz aller Proteste seien wieder viele Belastungen draufgesattelt worden wie in den Bereichen Tier, Ackerbau, Steuern und Bürokratie. Rund ein Jahr nach den Protesten stehen die Bauern weiter mit schwierigen Bedingungen da. Zudem liegt der Einkommensverlust im abgelaufenen Wirtschaftsjahr bei rund einem Drittel. Zu schaffen machen den Bauernfamilien auch hohe Energie-, Betriebsmittel und Arbeitskosten.

Welche Erwartungen hat der Berufsstand an eine neue Bundesregierung? „Wir brauchen wieder mehr Vertrauen und Aufbruchstimmung von der Politik“, bekräftigt der Vorsitzende. „Wir brauchen eine Bundesregierung, die Mut für eine Zukunft schafft.“ So führten die zurückliegenden Jahre mit unzähligen nationalen Gesetzen und Verschärfungen zum Wettbewerbsverlust, zu Investitionseinbrüchen, zur Verlagerung der landwirtschaftlichen Erzeugung und damit zum Ausstieg vieler Höfe. Schmedt: „Und das in Zeiten von Krisen und Kriegen auf der Welt, die eigentlich eine heimische Ernährungssicherung wichtiger denn je machen.“

Es herrsche Investitionsstau auf den Höfen. Es fehlten Perspektiven, vor allem für die Tierhaltung am Standort Deutschland. Dadurch werde den Bauernfamilien die Chance zur nachhaltigen Entwicklung genommen. „Diese brauchen wir aber, um die dringenden gesellschaftlichen Aufgaben in Sachen Klimawandel, Biodiversität, Ressourceneffizienz sowie Versorgungssicherheit mit zu bewältigen“, so der Vorsitzende.

Schmedt: „Wir brauchen dringend Klarheit und politisches Handeln für den Standort Deutschland.“

Schmedt fordert weiter, Wettbewerbsgleichheit in Europa ohne nationale Alleingänge. Hierzu hat der Berufsstand ein Bürokratieentlastungs- und Wettbewerbsstärkungsprogramm aufgestellt. Zentral sind Verlässlichkeit, Planbarkeit und praxistaugliche Rahmenbedingungen. „Nur wenn es den Bauernfamilien möglich ist, Geld zu erwirtschaften, gibt es die Finanzkraft für Veränderung“, verdeutlicht der Vorsitzende. „Hier geht es grundsätzlich um das gleiche wie in anderen Wirtschaftsbereichen.“

Mercosur-Abkommen muss nachverhandelt werden

Auch hinsichtlich des aktuell diskutierten Mercosur-Abkommens fordert der Vorsitzende, das hier im nächsten Jahr intensiv nachverhandelt werden muss. Das Handelsabkommen steht 2025 beim Europäischen Parlament sowie beim Europäischen Rat auf der Agenda.

Ernährungssicherung als Staatsziel

Aufgrund unsicherer Zeiten, der geopolitischen Lage und der Krisenherde auf der Welt, fordert Schmedt – und das mehr denn je - die Ernährungssicherheit in die Reihe der Schutzgüter des Grundgesetzes aufzunehmen. Diese sei Eckpfeiler für Stabilität und sozialen Zusammenhalt.

Wie war die Ernte? Die Getreideernte fiel nur unterdurchschnittlich aus. Der Mais, die Wiesen und die Wälder profitierten vom ausreichenden Regen. Die Kartoffelernte war in den meisten Fällen gut, doch höherer Krankheitsdruck aufgrund des Regens machte den Knollen zu schaffen. Bei den Zuckerrüben zeigten sich mengenmäßig gute Erträge, bei unterdurchschnittlichen Zuckergehalten.

Abschließend macht der Vorsitzende Mut: „Die Landwirtschaft ist Teil der Lösung vieler gesellschaftlicher Zukunftsfragen. Sie kann Antworten geben auf die großen Herausforderungen unserer Zeit hinsichtlich Klimaschutz, Biodiversität, Stabilität im ländlichen Raum und natürlich der Ernährungssicherung vor Ort.“