Bauernverbandstag | 8. Oktober 2024

„Wir Bauern sind die Denkfabrik für die ganze Gesellschaft“

Im Bild von links: Henner Braach, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein, Günter Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Michael Richard, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe, Florian Stücher, 2. Vorsitzender Siegen-Wittgenstein und Bernd Eichert, 2. Vorsitzender Olpe.
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Präsident des Bayerischen Bauernverbandes Felßner beim Verbandstag der Landwirte aus Olpe und Siegen-Wittgenstein

Heinsberg / Kreis Olpe / Kreis Siegen-Wittgenstein. „Landwirtschaft muss nachhaltig intensiver werden und die mehrfunktionale Nutzung forcieren um Klimawandel und Hunger in der Welt zu begegnen“. Mit Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, hatten die Kreisverbandsvorsitzenden Michael Richard (Olpe) und Henner Braach (Siegen-Wittgenstein) einen realistischen Mutmacher in die Schützenhalle in Kirchhundem Heinsberg eingeladen.

„Wir brauchen eine größere grüne Ernte“

Dieser warf mit Zahlen nur so um sich („In einer Generation ist die Weltbevölkerung von 1940 noch 3,5 Milliarden auf aktuell acht Milliarden gewachsen“ oder: „20 % der Menschen auf der Welt leben im fossilen Wohlstand, verursachen aber 80 % der Klimaprobleme“, oder: „nur 4 % der Landoberfläche der Erde stehen für Ernährung zur Verfügung“)  - zog daraus aber den Schluss, dass regenerative Energien die Lösung dieser Schieflage sein könnten. Und dafür könnte die Landwirtschaft sorgen, wirtschafte sie doch immer schon nachhaltig und ressourcenschonend: „Die Menschen werden mehr, aber unser höchstes Gut, den humusreichen Boden, können wir nicht vermehren“ sagte er, und weiter: “Wir brauchen eine größere grüne Ernte.“

„Nichtfossile Kunststoffe sind teurer“

Felßner vermisste den politischen Willen zu umweltschonender Veränderung - Es gebe abbaubare Kunststoffe, „die Rohstoffe dafür können wir produzieren – dann werden diese Kunststoffe aber teurer. Ebenso ist die Steuerfreistellung nichtfossiler Kraftstoffe nötig, die können wir auch produzieren – das dürfen wir aber nicht mehr.“

„Raus aus der fossilen Wohlstandsblase“

Er nahm die rund 100 anwesenden Gäste aus Landwirtschaft und Politik mit in die Vision einer Zukunft, in der mit Fleiß und Ideenreichtum dem Klimawandel begegnet werden kann. Dabei sei der Berufsstand „die Denkfabrik für die ganze Gesellschaft“. Sein Credo: „Wir müssen raus aus der „fossilen Wohlstandsblase“ und Nutzen für alle stiften“. Dafür setzte er vier Prioritäten: 1. Ernährung, 2. Regenerative Energie, 3. Recarbonierung, und 4. Gesunder Boden.

Bauernproteste haben viel Sympathie gebracht

Dass die Bauernproteste zum Jahreswechsel den gesamten Berufsstand sichtlich gestärkt und ihm große Sympathie bei der ganzen Bevölkerung eingetragen haben sei ein großer Erfolg für die Landwirte gewesen, der die Akzeptanz und die Wertschätzung verdeutlicht habe. Diesen Optimismus konnte der Bauernpräsident am Montagabend in Heinsberg dem Publikum vermitteln.

Schorlemer-Plakette für Lothar Menn

Zu Beginn des Abends gab es neben den Grußworten von Landrat Theo Melcher und Bürgermeister Björn Jarosz eine feierlich anerkennende Ansprache von Henner Braach, der dem ausgeschienden stellvertretenden Kreisverbandsvorsitzenden Lothar Menn die „Schorlemer Plakette“ des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes verlieh. Leider in Abwesenheit von Menn, der wegen eines Trauerfalls in der Familie nicht nach Heinsberg kommen konnte. Henner Braach wollte dennoch nicht darauf verzichten, vor diesem großen Publikum den ehrenamtlichen Einsatz des ehemaligen Kreislandwirts zu würdigen: „Lothar Menn hat sich nicht über fehlendes Engagement der Bauern beklagt – er hat „das einfach gemacht“. Sei es beim Landwirtschaftlichen Kreisverband, bei der Landwirtschaftskammer oder im Gemeinderat – er wusste, dass „wir Bauern immer selbst für unsere Interessen einstehen müssen“ (Zitat Bauernvereinsgründer Schorlemer-Alst von 1862) und tut es auch weiterhin. Damit ist er uns Vorbild und Mutmacher und dafür danken wir ihm.“ Braach wird die bronzene Plakette in Kürze Lothar Menn in Erndtebrück persönlich überreichen.

Die Schorlemer Plakette erinnert an den Gründer des Westfälischen Bauernvereins, Burghard Freiherr von Schorlemer-Alst, der 1862 (vor jetzt genau 162 Jahren) die berufsständische Interessenvertretung „Westfälischer Bauernverein“ ins Leben rief. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband wurde als Nachfolgeorganisation 1947 gegründet. Die Schorlemer Plakette wird verliehen an ehrenamtliche Funktionsträger und an Personen außerhalb des Berufsstandes, die sich um die Landwirtschaft verdient gemacht haben.

 

Vorab gab es ein Treffen mit Imbiss

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Kreisverbandsvorsitzender in Olpe, Michael Richard

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Kreisverbandsvorsitzender in Siegen-Wittgenstein, Henner Braach

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Landrat Theo Melcher

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Bürgermeister Björn Jarosz

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Günther Felßner

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Viele Gäste aus den Nachbarkreisen sind dabei

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100 Besucher waren nach Heinsberg gekommen

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Abschied mit regionalen Lebensmitteln

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