Dr. Belke informiert | 15. August 2024

Seuchengeschehen vor Ort

Kreisveterinär nimmt Stellung zu ASP und Blauzungenkrankheit

Nachdem der Milchausschuss des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein in einer gemeinsamen Sitzung mit dem Milchausschuss des Kreises Olpe vorgeschlagen hatte, eine Informationsveranstaltung zu ASP mit dem Kreisveterinär durchzuführen, haben sich Kreisgeschäftsführer Georg Jung und Kreisveterinär Dr. Ludger Belke über das aktuelle Seuchengeschehen ausgetauscht. Belke sieht momentan keine Notwendigkeit für eine Veranstaltung zu dem Thema, gibt aber sehr detaillierte Einschätzungen zu ASP und Blauzungenkrankheit und die Auswirkungen im Kreis Siegen-Wittgenstein. Lesen Sie seine Ausführungen hier:

 

„Durch den Ausbruch der ASP in Hessen ist die ASP zwar näher an uns herangerückt, jedoch sehe ich nicht, dass sich dadurch die Gefährdungslage hier im Kreisgebiet geändert hat. In den Gebieten außerhalb der bisherigen Restriktionsgebiete ist eigentlich jederzeit mit einem Ausbruch über das Entsorgen von fleischhaltigen Speiseresten gerade im Transitverkehr aus Osteuropa zu rechnen.

 

Jedes Jahr finden Versammlungen der Jäger-, Land- und Forstwirtschaft statt, wo ich immer wieder vor dem Eintrag dieses Virus´ in die Wildschweinpopulation und Hausschweinebestände warne.

So finden (fanden) auch dieses Jahr wieder Sitzungen statt, wo im kleinen Kreis die Ist-Situation und mögliche Szenarien dargestellt werden (wurden).

 

Ein Seuchenausbruch in hiesiger Schwarzwildpopulation hätte kaum länger anhaltende Auswirkungen auf die nicht Hausschweine haltende Land- und Forstwirtschaft im Kreis Siegen-Wittgenstein. Die bekannten Standstill-Regelungen betreffen die Land- und Forstwirte zunächst nur für den Zeitraum der orientierenden Suche. In diesen ersten Wochen verschafft man sich einen ersten Eindruck, ob ggfs. vorgefundene infizierte Kadaver als Indiz für ein bereits länger zurück liegendes Seuchengeschehen zu werten sind.

 

Die wenigen kleineren Ackerbauflächen könnten im Seuchenfall ohne Probleme mit Drohnen überflogen werden, um diese dann sehr schnell für die Ernte freizugeben. Das gleiche gilt für die Fortwirtschaft. Flächen, die zur forstlichen Nutzung anstehen, werden mit Suchhunden abgesucht, um später die Freigabe zu erteilen. Sowohl zu den Suchhundestaffeln als auch zu geschulten Drohnenfliegern steht das hiesige Veterinäramt in engem Kontakt.

 

Bei einem Ausbruch der ASP hier im Kreisgebiet mit seinen ca. 120 Schweinehaltern (insges. ca. 900 Schweine in ganz Siegen-Wittgenstein) wären anders als in den Ackerbauregionen und Kreisen mit intensiver Schweinehaltung kaum mit länger anhaltenden Einschränkungen für die hiesige Landwirtschaft zu rechnen.

 

Da die Maßnahmen in den Ausbruchsgebieten immer mit den Landesämtern und Ministerien abgestimmt werden, können heute getroffene Aussagen schon morgen aufgrund der Erfahrungen der letzten Ausbrüche obsolet sein.

 

Bzgl.  eines ASP-Ausbruches im Kreisgebiet wird entscheidend sein, dass zunächst die notwenigen Maßnahmen ergriffen werden können – das sind zunächst Jagdruhe, orientierende Suche, Kadaver bergen, ggfs. ca. 3km Kerngebiet zäunen, Wildschweinfang & -abschuss in weißer Zone um Kerngebiet; und RUHE bewahren!

 

Bzgl. der BT zeigt sich ein ganz unterschiedliches Bild. In SI sind - Stand 13. August- ca. 60 Betriebe betroffen. Beinahe jede gezogene Blutprobe ist positiv. In den infizierten Schafbeständen sind hohes Fieber, Apathie, Lahmheiten, u.a. Festliegen festzustellen. Ohne zeitnahe Behandlung treten auch Todesfälle auf.

Bei den Mutterkuhhaltungen sieht das Bild anders aus. Einige wenige Alttiere mit Veränderungen am Maul, einige Kälber mit Fieber. In den Milchviehherden steht der fieberbedingte Milchrückgang (bis zu 1/3) im Vordergrund.

Bzgl. der Impfungen in Schaf- und Mutterkuhhaltungen wird meiner Einschätzung nach hinsichtlich der Kosten, des Fangaufwandes und der möglichen Verluste abgewogen.

 

Mein Eindruck ist, dass die Viehhalter durch die praktizierenden Kollegen gut beraten sind.“

 

Dr. Ludger Belke

Amtstierarzt/Amtsleiter

Kreis Siegen-Wittgenstein

Veterinäramt