28. Juli 2021

"Bürokratiemonster ist überflüssig"

Der Entwurf zur Neuaufstellung des Regionalplans Arnsberg – Räumlicher Teilplan MK-OE-SI – trifft die Land- und Forstwirte in der Region bis ins Mark. Wertvolle Landwirtschaftsfläche, Wald und Hofstellen sind für die Zukunft von einer Art „Stilllegung" bedroht. Auch der bisher erfolgreich praktizierte kooperative Naturschutz kann durch neues Ordnungsrecht ausgehebelt werden.

„Diese Planung kommt einer „Stilllegung" der Betriebe gleich"

Beim Ortstermin auf dem Betrieb der Familie Henk in Bad Berleburg-Raumland macht Henner Braach, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein, die ganze Dramatik deutlich: „Bauernfamilien haben auch das aus landwirtschaftlicher Sicht benachteiligte Wittgenstein zu einem Naturparadies gestaltet, in dem gleichzeitig auch eine einträgliche Landwirtschaft möglich ist. Ein Einklang aus Natur und Landwirtschaft wie er hier herrscht, ist selten zu finden. Der kooperative Naturschutz ist vorbildlich und hat zu einer einzigartigen Artenvielfalt in dieser Region geführt. Dass für zukünftige Entwicklungen jetzt im neuen Regionalplan eine Quasi-Unterschutzstellung wertvoller Landwirtschaftsflächen festgeschrieben werden soll, kommt einer Stilllegung der Betriebe gleich. Diesem 5.000-seitige Bürokratiemonster fehlt jegliche Bodenhaftung und es setzt die Existenz ganzen Generationen in Land- und Forstwirtschaft aufs Spiel." Braach appelliert an den Regionalrat: „Dieses Werk muss politisch neu bewertet und deutlich geändert werden!"

„Über 300 Betriebe führen auf ihren Flächen Naturschutzmaßnahmen durch"

Kreislandwirt Lothar Menn bewertet den Entwurf des Regionalplans als kontraproduktiv: Allein schon aus rein fachlicher Sicht ist diese Planung nicht schlüssig:
„Gerade hier in den Ederauen sehen wir ebene, fruchtbare und dadurch für die Landwirtschaft besonders wertvolle Flächen. Im Bergland gibt es keine Ausweichmöglichkeiten für funktionierende Bauernhöfe, wir müssen mit der Topografie zurechtkommen. Und das funktioniert: Etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzflächen hier im Kreis wird nach Kriterien ökologischer Anbauverbände bewirtschaftet. Damit sind wir mit großem Abstand Spitzenreiter in NRW – im Landesdurchschnitt liegt der Anteil Öko-Fläche bei etwa 6 %.
Dazu werden 3.500 Hektar Grünland extensiv genutzt – also ohne mineralischen Dünger oder chemischen Pflanzenschutz. Über 300 landwirtschaftliche Betriebe führen auf ihren Flächen Naturschutzmaßnahmen durch und haben hierüber Verträge mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein abgeschlossen. Insgesamt werden 2.286 ha von 330 Bauernfamilien im Rahmen des Vertragsnaturschutzes bewirtschaftet.
Unser Fazit: Wir legen großen Wert auf Naturschutz auf naturschutzwürdigen Flächen. Das sieht man hier in den Ederauen ganz besonders gut. Für den Regionalplan fordern wir die Abwägung aller Interessen und eine stärkere Berücksichtigung der Landwirtschaft, ohne die Naturschutz nicht machbar ist."

„Komplexität des Prozesses war eine Herkulesaufgabe"

Georg Jung, Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Kreisverbände Siegen-Wittgenstein und Olpe, prangert Inhalt und Vorgehensweise der Bezirksregierung an: Gerade einmal drei Monate Zeit hatten wir, uns mit dem komplizierten Karten- und Textwerk vertraut zu machen. Das war eine Herkulesaufgabe. Unsere Landwirte vor Ort mussten sich in der Zeit der Frühjahrsbestellung mit beabsichtigten Unterschutzstellungen ihrer Wiesen und Äcker – die der Futtergrundlage für ihre Viehherden dienen – auseinandersetzen. In (coronabedingten) Videokonferenzen machten sie sich mit der Materie vertraut und formulierten konkrete Bedenken gegen die Planungen. Jetzt hoffen wir, dass die Einwendungen der in Olpe und Siegen-Wittgenstein betroffenen ca. 1500 Bauernhöfe alle gesichtet und berücksichtigt werden. Für uns ist dieser Entwicklungsplan überflüssig wie ein Kropf."

„Ökologie und Ökonomie sind hier auch ohne Regionalplan im Einklang"

Bernd Henk, vor Ort wirtschaftender Landwirt, findet seinen ganzen Hof in einem sogenannten BSN-Gebiet - Bereiche zum Schutz der Natur – wieder. Er versteht die Welt nicht mehr: „Die Eder mäandert hier durch meine Futterflächen, wir halten Düngeabstände korrekt zu den Gewässern ein, bieten Überflutungsflächen, pflegen Hecken als Landschaftselemente und gestalten so eine lebendige Landschaft mit hohem touristischem Wert. Meine Kinder möchten den Hof übernehmen und weiter hier Landwirtschaft betreiben – und zwar unter ökologischen und ökonomischen Aspekten. Ohne Landwirtschaft ist diese Landschaftspflege hier nicht möglich."

Alle Informationen zum Regionalplan finden Sie hier:

Die Begründungen des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes finden Sie hier:

 

 

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