4. Juli 2019

Sauberes Wasser, intakte Natur und florierende Landwirtschaft

Bad Berleburg. „Wenn alle an einem Strang ziehen, können wir den verschiedenen Ansprüchen von Naturschutz, Wasserqualität und Landwirtschaft durchaus gerecht werden. Dann haben wir auch als Region eine echte Chance, Wirtschaft und Lebensqualität in Einklang zu bringen und können vielleicht Zeichen für andere setzen.“ Arno Wied, Leiter des Referats  für Bauen, Umwelt und Wirtschaft beim Kreis Siegen-Wittgenstein, beschreibt das Ederauenkonzept als einzigartigen Prozess in Wittgenstein „der eine Erfolgsgeschichte werden kann.“ Dabei spiele natürlich auch die Bedeutung der Landwirtschaft als Wirtschaftsfaktor eine Rolle, „schließlich sind Bauern nicht ausschließlich Landschaftspfleger, sondern vorrangig Produzenten unserer Nahrungsmittel.“ Beim Pressetermin des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein vor Ort in den Ederauen führt Wied aus: „Wir stehen als Behörde oft zwischen den Ansprüchen von Naturschutz und Wirtschaft und müssen uns alle Mühe geben, beiden Seiten bestmöglich gerecht zu werden.“

 

Landwirte schärfen Blick für Wasser- und Artenschutz

Dass dieser Weg kein leichter ist weiß auch Lothar Menn, Landwirt aus Erndtebrück und  stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein: „Wir reduzieren Düngung und Pflanzenschutz ja nicht freiwillig, sondern weil wir verstanden haben, dass, wenn wir hier nicht EU-Vorgaben in Kooperation erfüllen, diese mit Ordnungsrecht umgesetzt werden.“ Inzwischen seien die Landwirte aber durchaus zufrieden mit dem Ergebnis. „Landwirtschaft ist immer ein Prozess der Veränderung, wir nehmen Wasserschutz im gesamten Kreisgebiet sehr ernst, Landwirte arbeiten an neuen Lösungen. Man hat früher nicht so auf z.B. Sickersäfte geachtet, oder auf Kuhfladen an Wasserläufen, heute hat man einen Blick dafür bekommen. Wir haben als Landwirtschaftlicher Kreisverband das Ederauenkonzept von Anfang an maßgeblich sehr kritisch mit begleitet und immer für kreative Lösungen wie etwa vernünftigen Flächentausch plädiert.“

 

Langer Prozess, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen

Den langen Prozess aus Gesprächen, Kontakten, Versuchen und vertrauensbildenden Treffen bis zum Umsetzen des Ederauenkonzepts beschreibt Tim Hellinger von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Siegen-Wittgenstein: „Wir haben es hier in Bad Berleburg an der Eder mit Naturschutz, Wasserschutz, Landwirtschaft, FFH und WRRL und Vertragsnaturschutz zu tun, da greift einiges ineinander was nur mit viel Fingerspitzengefühl zusammengebracht werden kann. „Nur mit viel gutem Willen von allen Seiten und harter Arbeit sind neue Wege in der Natur einvernehmlich machbar.“ Dabei sei vor allem der bürokratische Aufwand nicht zu unterschätzen aber auch bisweilen die Vorbehalte der Bewirtschafter gegenüber Naturschutzbehörden. Hellinger: „Deswegen sind offene Gespräche miteinander so wichtig.“

 

Nur aktive Landwirtschaft kann Anforderungen umsetzen

Wolfgang Grund, verantwortlich für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie bei der Stadt Bad Berleburg: „Wir freuen uns, dass wir hier gute Kompromisse für reines Wasser an der Eder finden. Diese Naturidylle hat natürlich auch eine Bedeutung für den Tourismus, macht unsere Region attraktiver und kann Vorbild für andere Gebiete sein. Grund sieht die Zusammenarbeit mit den Bauern aber auch ganz pragmatisch: “Nur mit aktiver Landwirtschaft können wir das Ederauenkonzept umzusetzen.“

  

Wollen anderen Landwirte ermuntern

Karl-Heinz Grenz, Milchviehhalter aus Elsoff, der mit seiner Familie Flächen im Edertal bewirtschaftet: „Wir haben uns zuerst schwergetan, die Maßnahmen einzusehen und um Kompromisse gerungen, um nicht zu sehr eingeengt zu werden. Jetzt sind wir aber schon ganz schön weit gekommen und die Erntemenge ist für unsere 78 Kühe ausreichend und von guter Qualität.“ Auch Know-how und Ideenreichtum könnten zu verblüffenden Lösungen führen, sagt Grenz: „Zum Beispiel wurde an einem Ufer ein Fichtenhain gerodet und in Grünland umgewandelt. Allein die nun nicht mehr existente Beschattung unserer Wiesen hat diese regelrecht aufleben lassen.“ Grenz geht nach diesen Erfahrungen sogar noch weiter: „Wir können ein Zeichen setzen für Artenschutz und zeigen, dass es möglich ist, sauberes Wasser, intakte Natur und florierende Landwirtschaft zu verbinden. Unsere Mittelgebirgslandwirtschaft bietet ideale Voraussetzungen dafür. Wir möchten ausdrücklich andere Landwirte ermuntern, sich dieser Herausforderung zu stellen.“

 

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