3. Steinfurter Höfeforum von WLV und LVM | 12. März 2024

Plöger: Wir haben kein Wissens-, sondern ein Handlungsproblem

Nahbar und immer im Gespräch: Diplom-Meteorologe Sven Plöger
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Wetterexperte Sven Plöger fesselte über 450 Teilnehmer mit seinem einzigartigen Vortrag rund um Klima- und Wetterphänomene. Vor den Auswirkungen des Klimawandels habe die Wissenschaft schon lange gewarnt, so Plöger. "Jetzt sei die Zeit zu handeln."

Kreis Steinfurt. Volles Haus am Donnerstagabend in Hövels Festhalle in Saerbeck. Über 450 Gäste waren zum dritten Steinfurter Höfeforum der LVM-Versicherungsagenturen im Kreis Steinfurt und des WLV-Kreisverbandes Steinfurt gekommen. Die Veranstalter hatten als Thema die Auswirkungen des Klimawandels auf die heimische Landwirtschaft gewählt und einen ausgewiesenen Experten als Gastredner gewinnen können. Sven Plöger, Diplom-Meteorologe und Buchautor, fesselte das interessierte Publikum mit seinem einzigartigen Vortrag rund um Klima- und Wetterphänomene.

„Die Dinge verändern sich rasant, gerade hier auf dem Land erlebt man das deutlich“, erklärte Plöger mit Blick auf Trockenheit, Hitze und Regenereignisse „Wir müssen uns Gedanken machen um unsere Zukunft und um die Gesundheit unseres Planeten.“ Die Auswirkungen des Klimawandels, seien kein neues Problem. Der Klimawandel sei ein schleichender Prozess, dem die „Kräfte sparenden“ Menschen immer noch gerne abwartend gegenüberstünden. Die Wissenschaft aber habe schon seit Jahrzehnten ihre Hausaufgaben gemacht und auf den dringenden Handlungsbedarf hingewiesen. „Wir haben kein Wissens-, sondern ein Handlungsproblem“, machte Plöger eindringlich deutlich.

Mit gut erzählten Geschichten, mit harten Zahlen, Daten und Fakte, beeindruckenden Bildern und immer einer kleinen Prise Humor gelang es dem Fachmann, dem Publikum auch komplizierte und komplexe Zusammenhänge leicht zu vermitteln und gleichzeitig aufzurütteln. „Corona, Ukraine, Naher Osten, Energie, Finanzen, Klima: Das Ausmaß der aktuellen Krisen und das Wissen, dass wir sie alle gleichzeitig bewältigen müssen, lässt uns vor einem Berg schier unlösbarer Probleme erstarren“, beschrieb Plöger.

„Wir legen gerade eine klare Bauchlandung hin. Ohne Schönreden“, so der Experte. Gibt es eine Chance? Was könnten Handlungsoptionen sein, um den Klimawandel aufzuhalten? „Vieles beginnt mit unserer Haltung im Kopf“, appellierte Plöger. Aus einer veränderten Haltung heraus könne es gelingen, neue Ideen zu entwickeln. „Dass ein Einzelner nichts tun kann, ist ein fataler Denkfehler“, ermutigte Plöger zum Handeln.

Es sei nicht an der Zeit, die Segel zu streichen und Ängste zu schüren. „Wir müssen die Klimakrise jetzt angehen und uns fragen, wo die Stellschrauben sind, die wir drehen können“, so der Diplom-Meteorologe. Mit Blick auf die regionale Landwirtschaft gelte: „Es ist vollkommen klar: Wir haben Klimaveränderungen, denen wir uns stellen müssen“, analysierte Plöger. „Die Verfügbarkeit von Wasser ist und bleibt das größte Thema. Wir brauchen Pflanzen mit Migrationshintergrund, die mit extremer Trockenheit aber auch mit Starkregen klarkommen.“

Diesen Gedanken nahm eine intensive Diskussionsrunde mit Sven Plöger, Moderator Guido Höner (top agrar), Stefan Kiefer (Amazonen-Werke) und Albert Rohlmann (WLV-Kreisverband) auf. Neue Anbauverfahren, eine Vielfalt der Sorten, minimale Bodenbearbeitung seien gefragt. Gute Ansätze könnte auch die regenerative Landwirtschaft bieten. Wie sieht der Ackerbau in zehn Jahren aus? Der technische Fortschritt und mehr Spezialwissen mit hoher Kreativität könnte die Landwirtschaft prägen. Intensive Zusammenarbeit von Betrieben ohne dabei die Struktur der Familienbetriebe zu verändern sei eine Option. „Wir alle müssen uns mächtig verändern“, sagte Albert Rohlmann. Dem stimmten alle Experten zu: „Wir können viel erreichen mit guten Ideen. Packen wir’s an.“

 

 

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"Zieht Euch warm an, es wird heiß" - 3. Steinfurter Höfeforum mit Sven Plöger