Düngerecht | 14. Dezember 2022

Rote Gebietskulisse hat sich im Kreis Borken verdreifacht

Markus Weiß in seinem agrarpolitischen Eingangsstatement im Rahmen der Infoveranstaltung zu roten Gebieten im Kreis Borken: „Es kann nicht sein, dass eine so große Zahl von Betrieben mit Ergebnissen kilometerweit entfernter Messstellen zu leben hat, obwohl sie deren Ergebnisse gar nicht beeinflussen können. Wer nachweislich gewässerschonend arbeitet, muss auch Verbesserungen in den Auflagen erreichen können.“

Über 400 Teilnehmer bei regionaler Infoveranstaltung zum Düngerecht.

Das Interesse war wie erwartet riesengroß und die Verärgerung der betroffenen Landwirte ebenfalls. Bei der Infoveranstaltung von Landwirtschaftskammer NRW (LWK) und WLV im Kreis Borken hatten sich gestern Abend in der Spitze über 400 Teilnehmer online zugeschaltet.

Verschiedene Referenten der LWK gaben Erläuterungen zu regionalen Gegebenheiten und Hintergründen der Gebietsausweisung und hatten dabei trotz Adventszeit wenig Erbauliches zu verkünden. Die regionalspezifische Auswertung hat ergeben: Die Gebietskulisse der als nitratbelastet eingestuften Flächen im Kreis Borken hat sich mit Wirkung zum 1. Dezember 2022 in Summe um den Faktor 3,0 vergrößert (von vorher 16.215 ha auf jetzt 48.274 ha) und liegt in dieser Hinsicht im Landesschnitt. Damit ist ab sofort mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzflächen im Kreis Borken rot. Auch die Zahl der betroffenen Betriebe hat sich fast verdoppelt (von vorher 1094 auf jetzt 1982).

WLV Bild

WLV prüft rechtliche Möglichkeiten

In der Diskussion brachten verschiedene Teilnehmer auch zur Sprache, wie sich die Landwirtschaft gegen das Prinzip der Sippenhaft und mangelhafte Messstellen bei der Gebietsausweisung wehren will. WLV-Kreisverbandsvorsitzender Markus Weiß erläuterte nochmals kurz, dass sich der WLV agrarpolitisch in Gesprächen mit Politik und Verwaltung fortwährend für Verbesserung einsetze. Parallel prüfe der WLV auf der rechtlichen Ebene Aussichten und Chancen verschiedener Klagemöglichkeiten, die WLV-Juristin Maria Leveling-Hoppe in ihrem Vortrag skizzierte. Diesbezüglich Beratung suchende Mitglieder können sich an den WLV wenden. Die Juristin kündigte an, dass der WLV seinen Mitgliedern zu den rechtlichen Möglichkeiten noch ein weiteres Informationsangebot machen werde.

Im Fokus der Kritik bleibt des Weiteren auch im Kreis Borken das Messstellen-Netz, dessen Erweiterung der Bauernverband seit Jahren vehement einfordert: zur Verbesserung von Wahrhaftigkeit und Verursachergerechtigkeit. Markus Weiß gestern dazu: „Es kann nicht sein, dass eine so große Zahl von Betrieben mit Ergebnissen kilometerweit entfernter Messstellen zu leben hat, obwohl sie deren Ergebnisse gar nicht beeinflussen können. Wer nachweislich gewässerschonend arbeitet, muss auch Verbesserungen in den Auflagen erreichen können.“

Der Kreisverbandsvorsitzende bat bezüglich des Messstellen-Netzes nochmals um die Mitwirkung betroffener Mitglieder in der Benennung unsachgemäßer Grundwassermessstellen: „Bitte melden Sie sich bei uns, wenn Ihnen eine Messstelle in den Blick gerät, deren Aussagekraft anzuzweifeln ist.“

Kammer- und Verbandsvertreter appellierten gestern nochmals an die Bauernfamilien, in ihren nachgewiesenermaßen erfolgreichen Wasserschutz-Anstrengungen der letzten Jahre jetzt nicht nachzulassen. Dies stellte auch Kreislandwirt Heinrich Emming in seinem Schlusswort heraus: „Vor allem auch durch die konsequente Arbeit in den Wasserkooperation konnten wir als Landwirtschaft unseren Beitrag leisten, dass wir heute im Kreis Borken einen stetigen Trend sich verbessernder Nitratwerte im Grundwasser erkennen können. Abseits allen politischen und rechtlichen Gerangels bliebt unsere fachlich saubere Arbeit da die Voraussetzung für ein gerechteres Düngerecht.“

Kammer und Verband fühlen sich darin bestätigt, den eingeschlagenen Weg der Kooperation von Landwirtschaft und Wasserwirtschaft fortzuführen. Dies beinhalte insbesondere die Stärkung und Ausweitung der freiwilligen Wasserkooperationen, so wie dies zuletzt in diesem Jahr durch die Gründung der Pilotkooperation in Legden und Asbeck geschehen ist. Noch beim WLV-Kreisverbandstag hat Landrat Kai Zwicker diesen Ansatz öffentlich gelobt und seine Unterstützung für die Ausweitung dieses Modells auf das gesamte Kreisgebiet zugesichert.

An wen kann ich mich bei Fragen zur Gebietsausweisung wenden?

Verantwortlich für die Ausweisung und Berechnung der neuen Kulisse ist in NRW das LANUV. Die Fachbehörde ist der Forderung des WLV gefolgt, die im Vorjahr eingerichtete zentrale Infostelle zur Gebietsausweisung beizubehalten. Deren Aufgabe besteht darin, Informationen zusammenzustellen und Fragen zur Gebietsausweisung zu beantworten.

Die Infostelle ist erreichbar per Mail an: Gebietsausweisung@lwk.nrw.de oder per Post an:

Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Zentrale Infostelle Gebietsausweisung

Fachbereich 61

Gartenstrasse 11

50765 Köln-Auweiler

Wo finde ich allgemeine Informationen zu den roten Gebieten?