Grüner Berufszweig übergibt Erntekrone Zeichen des Erntedankes vor allem in Coronazeiten
Gütersloh /wlv (Re): Eine schön dekorierte Erntekrone mit Erntegaben überreichte landwirtschaftliche Berufsstand am Dienstag (29.9.2020) anlässlich des bevorstehenden Erntedankfestes der stellvertretenden Landrätin Dr. Christine Disselkamp. „Ein starker Kreisverband möchte sich auch in diesem besonderen Corona-Jahr beim Kreis und seinen unzähligen Mitarbeitern in den unterschiedlichen Abteilungen für die gute Zusammenarbeit bedanken", so der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Gütersloh Andreas Westermeyer.
Doch außergewöhnliche Zeiten erfordern neue Formate: Die Erntekrone wurde aufgrund der Corona-Pandemie - nicht wie üblich in einem großen feierlichen Rahmen - sondern in kleiner Runde vor dem Kreishaus unter freien Himmel übergeben. Zudem berichtete der grüne Berufsstand in einem kurzen Pressegespräch über die diesjährige Ernte und angespannte Lage in der hiesigen Landwirtschaft.
Schön geschmückte Erntekrone von Borgholzhausener gefertigt
Die Erntekrone wurde liebevoll von dem Ortslandfrauenverband sowie Landwirtschaftlichen Ortsverband Borgholzhausen gebunden. Sie werde im Anschluss im Kreishaus aufgehängt, sagt die stellvertretende Landrätin. Dr. Disselkamp nahm das Erntesymbol gern entgegen und bedankte sich. Sie sieht in der langjährigen Tradition eine „absolute Bereicherung".
„Mit dieser Erntekrone-Übergabe möchten wir auch die Gemeinschaft und Gemeinsamkeiten pflegen und Meinungen austauschen", betont der Kreisverbandsvorsitzende Andreas Westermeyer. Zugleich solle die Erntekrone die Menschen im Kreis Gütersloh daran erinnern, wie wichtig unsere hiesige Landwirtschaft für unsere Ernährung sowie für unsere Lebensgrundlage und Lebensqualität sei. „Dies durften wir gerade im Frühjahr hautnah erfahren. Die Hamsterkäufe im Corona-Lockdown sind uns noch im Gedächnis", betont Westermeyer. Die Corona-Pandemie habe uns wieder neu bewusst gemacht, „wie sehr wir von der ‚Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit' leben – vor Ort, nicht nur durch Importe."
Auch Kreislandwirt Heiner Kollmeyer unterstreicht: „Die Bürger dürfen sich hierzulande glücklich schätzen, über eine intakte Lebensmittelversorgung zu verfügen." Gerade in diesen Coronazeiten sei die Notwendigkeit einer heimischen Ernährungssicherheit wieder so deutlich ins Blickfeld gerückt. Kollmeyer betont: Die Wichtigkeit einer flächendeckenden heimischen Landwirtwirtschaft mit ihren vor- und nachgelagerten Bereichen sowie das hohe Gut der Lebensmittelsicherheit seien unerlässlich und müssten gewahrt werden.
Wer ernten will muss säen oder was wollen wir in Zukunft essen?
„Der Kreislauf der Jahreszeiten und der damit verbundenen Arbeitsabläufe, dass der Natur ausgeliefert sein und immer wieder Einbringen der Ernte ist uns Landwirtsfamilien seit Generationen vertraut. Gelebte Nachhaltigkeit, seit Generationen", erzählt Cornelia Langreck, Vorsitzende Kreislandfrauen Verband Gütersloh. Was neu sei, seien die ständig steigenden Anforderungen, der Menschen, für die wir Nahrungsmittel erzeugen. Das sei gut, weil es den Blick auf die Arbeit der Bauernfamilien schärfe und sich vieles positiv verändere. Jedoch könne die Landwirtschaft die geforderten Änderungen nicht allein bewältigen. „Dazu braucht es politische Rahmenbedingungen, die Planungssicherheit geben", erklärt Langreck. Und es brauche ein Einkommen auf den Höfen, das einen Fortbestand auch noch für die nächste Generation sichere. Wer also die Forderungen nach mehr Tierwohl, weniger Düngung oder Pflanzenschutz stelle, müsse auch bereit sein, die Saat, dafür zu legen. Und Nachhaltigkeit beruhe eben nicht nur auf dieser einen ökologischen Säule. Damit Nachhaltigkeit nicht aus dem Gleichgewicht gerate, gehöre ebenfalls das Soziale und die Ökonomie dazu. „Die Verantwortung für das, was wir in Zukunft essen, liegt bei uns allen", untermauert Langreck. „Es geht nur gemeinsam mit Landwirtschaft, Gesellschaft und Politik!"
Steigende Auflagen, Verordnungen, Gesetze und Bürokratie
„Immer mehr Auflagen, Verordnungen, Gesetze und Bürokratie machen uns Bauern das Überleben schwer", erläutert der Landwirtevorsitzende Westermeyer. Verschärfungen der Nutztierhaltungs-Verordnung, Ackerbaustrategie, Farm-to Fork, Green Deal etc. - die heimischen Landwirte kämen längst nicht mehr mit. Höhere Ansprüche bei der Tierhaltung, bei Natur- und Ackerbau kosteten nun mal mehr Geld und es werde nicht an der Kasse vom Verbraucher zu erzielen sein. „Wir reden hier nicht von einem Wunschkonzert. Wir müssen mit unseren Familien von unseren Erzeugnissen, von unserer Arbeit, leben können", verdeutlicht Westermeyer. Neben Corona mache zudem jetzt auch noch die Afrikanische Schweinepest (ASP) den Landwirten schwer zu schaffen. Diese trifft die Bauern hart, da auch schon vor dem Auftreten von ASP in Deutschland der Schweinepreis zu niedrig gewesen sei.
Erntebilanz
In einer Erntebilanz resümiert Kreislandwirt Kollmeyer, dass die Landwirte in diesem Jahr eine Getreide- und Rapsernte eingefahren hätten, die so unterschiedlich ausfalle wie kaum dagewesen sei. Die Streuung sei sehr groß, je nach den Bodenverhältnissen und örtlichen Niederschlägen. Die Preissituation sei nicht zufriedenstellend. „Zum Glück hatten wir kein drittes Dürrejahr. Doch in der Hauptwachstumszeit, im Frühling und Frühsommer, war es eindeutig zu trocken", fasst er zusammen. „Weiter sei der Grasaufwuchs dieses Jahr nicht so ertragreich", schildert Kollmeyer. „Die Futtersituation für die Rinder -, Schafe und Pferde sieht aber insgesamt etwas entspannter aus als in den vergangenen beiden Dürrejahren." Doch das Grundfutter bleibe knapp und teuer, da die Rinder -, Schafe und Pferdehalter keine Futterreserven mehr hätten, die als Puffer für Notzeiten dienten. Diese seien wegen der letzten beiden trockenen Vorjahre aufgebraucht. Hinzu komme, dass die Milchpreise zu niedrig und keineswegs kostendeckend seien.
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