Landwirte zum Erntedank: Ernte zeigt große Unterschiede
Gütersloh /wlv (Re): Am Wochenende feiern wir das Erntedankfest: Gelegenheit für die heimischen Bauernfamilien Dank zu sagen und die Ernte rückblickend zu betrachten. „Vielen Menschen wurde in der Pandemie bewusst, dass immer verfügbare Lebensmittel keine Selbstverständlichkeit sind", resümiert der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Gütersloh Andreas Westermeyer. Die Hamsterkäufe im Corona-Lockdown seien allen noch gut im Gedächnis. Trotz des Pandemiegeschehens hätte aber keiner Sorge haben müssen, nicht satt zu werden, betont Westermeyer und appelliert: „Wir alle haben trotz der gesellschaftlichen Einschränkungen Anlass zu besonderem Dank in diesem Jahr."
Erntebilanz
Die Landwirte haben eine Getreide- und Rapsernte eingefahren, die so unterschiedlich ausfalle wie selten. Die Bandbreite ist sehr groß, je nach den Bodenverhältnissen und örtlichen Niederschlägen. Die Preise seien nicht zufriedenstellend. „In diesem Jahr haben wir wieder einmal erfahren, wie abhängig wir Bauern von der Natur und dem Wetter sind", sagt Westermeyer. In der Hauptwachstumszeit, im Frühling und Frühsommer, sei es zu trocken gewesen. „Gott sei Dank hatten wir kein drittes Dürrejahr", so der Vorsitzende. Weiter sei der Grasaufwuchs dieses Jahr nicht so ertragreich, da Gras auf Regen angewiesen sei. Westermeyer: „Die Futtersituation sieht für die Rinder -, Schafe und Pferde aber etwas entspannter aus als in den letzten beiden Trockenjahren." Das Grundfutter bleibe knapp und teuer, da die Bauern keine Futterreserven mehr hätten. Hinzu komme, dass die Milchpreise zu niedrig und keineswegs kostendeckend seien.
Noch ist nicht alles unter Dach und Fach: Bei den Kartoffeln gehen die Landwirte von einer durchschnittlichen Ernte mit guten Qualitäten aus, allerdings mit viel Ausschussware. Durch die Trockenheit und große Sonneneinstrahlung gab es viele grüne Kartoffeln. Zudem liegen die Preise deutlich niedriger als im letzten Jahr. „Die Maiserträge fallen ganz unterschiedlich aus, abhängig von der Bodengüte und dem Regen", schildert der Vorsitzende „Bei den Zuckerrüben sieht es nach guten Erträgen und Zuckerwerten aus. Die vielen Sonnenstunden ließen hohe Zuckergehalte erwarten. Ein großes Sorgenkind sei nach wie vor der Wald. Hitze, Trockenheit und Borkenkäferfraß hätten ihn wieder zugesetzt. Sorgen bereiten neben den Fichten die Buchen. Eine Mammutaufgabe bleiben die dramatischen Schäden, die Wiederbewaldung und Entwicklung vielfältiger sowie klimastabiler Mischwälder. Dieses sieht der Vorsitzende als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Neben Corona macht den Landwirten jetzt auch noch die Afrikanische Schweinepest (ASP) schwer zu schaffen. Diese trifft die Bauern hart, da auch schon vor dem Auftreten von ASP in Deutschland der Schweinepreis zu niedrig gewesen sei. „Hier muss alles getan werden, um das Seuchengeschehen einzudämmen und den Schaden für die Landwirtschaft möglichst gering zu halten", untermauert Westermeyer.
Ein besonderes Jahr
Die hiesigen Bauern durften in der Pandemie Wertschätzung erfahren, erzählt der Vorsitzende und erinnert, wie unerlässlich eine heimische, flächendeckende Landwirtwirtschaft und das hohe Gut der Lebensmittelsicherheit vor Ort seien. Diese müssten gewahrt werden, agrarpolitische Prioritäten müssten überdacht werden. Wenn der Großteil der Lebensmittel künftig nicht aus dem Ausland kommen solle, müssten die Preise für Milch, Fleisch, Getreide oder Kartoffeln zum Aufwand passen, den die hiesigen Landwirte bei der Erzeugung hätten. Dieser werde allerdings durch ständig neue Gesetze, Verordnungen und Regelungen immer größer. „Einseitige Auflagen für die deutschen Landwirte helfen aber nicht weiter", erläutert Westermeyer. Sie führten zu Wettbewerbsverzerrungen, der Lebensmittelhandel kaufe weltweit ein und die Kunden würden nach wie vor hauptsächlich auf den Preis schauen. Erforderlich seien deshalb Zukunftskonzepte mit langfristiger Planungs- und Rechtssicherheit, die den Landwirten, vor allem aber der nächsten Generation, Mut machten. „Wir müssen einen Weg finden, der die Ernährung sichert, die steigenden Ansprüche der Gesellschaft berücksichtigt und unseren Bauernfamilien hilft, ihre Höfe zu erhalten und weiterzuentwickeln", so Westermeyer.
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