29. September 2020

Grüner Berufszweig übergibt Erntekrone

Herford/wlv (Re): Eine schön dekorierte Erntekrone mit herbstlichem Ernteschmuck ziert das Foyer der Markthalle in Herford. Der Landwirtschaftliche Kreisverband Herford-Bielefeld und der Kreislandfrauenverband Herford überreichten zum bevorstehenden Erntedankfest in einer gemeinsamen kleinen Feierstunde mit der Stadt Herford sowie dem Kreis Herford, dem Herforder Bürgermeister Tim Kähler und dem Landrat Jürgen Müller, am Dienstag (29.09.20) die Erntekrone. Das bevorstehende Erntedankfest ist zudem das Motto des Abendmarktes am Freitag in der Markthalle. Herforder Bauern werden mit dem Bauernhofmobil, vor der Markthalle am Rathausplatz, von 15-19 Uhr über die heimische Landwirtschaft und ihre Erzeugnisse informieren. Zudem werden die Herforder Landfrauen in der Markthalle von 16-19 Uhr Kartoffelpuffer nach einem alten westfälischen Rezept backen, gereicht mit selbst gekochtem Apfelmus.

„Mit dieser Erntekrone-Übergabe möchten wir Gemeinschaft und Gemeinsamkeiten pflegen und Meinungen austauschen", so der Kreisverbandsvorsitzende Hermann Dedert. Zugleich solle die Erntekrone die Menschen im Kreis Herford daran erinnern, wie wichtig unsere hiesige Landwirtschaft für unsere Ernährung sowie für unsere Lebensgrundlage und Lebensqualität sei. „Dies durften wir gerade im Frühjahr hautnah erfahren. Die Hamsterkäufe im Corona-Lockdown sind uns noch im Gedächnis", betont Dedert. Die Corona-Pandemie habe uns wieder neu bewusst gemacht, „wie sehr wir von der ‚Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit' leben – vor Ort, nicht nur durch Importe."

Auch Heidrun Diekmann, Vorsitzende des Kreislandfrauenverbandes Herford, unterstreicht: Das Pandemiegeschehen habe das Leben in unserer Gesellschaft komplett auf den Kopf gestellt und Prioritäten und Wertigkeiten für viele Bereiche, besonders auch für jeden einzelnen, anders sortiert. Die heimische Landwirtschaft habe eine neue Wertschätzung erfahren, denn in Zeiten, wo Lieferketten gekappt und hinterfragt werden, in Zeiten wo tatsächlich wieder Hamsterkäufe stattfanden, „da blicken viele mit anderen Augen auf die Landwirtschaft in der Region." Aber noch etwas sei sehr deutlich geworden, erläutert Diekman: Wenn man nicht mehr auf Restaurants, Kantinen, Mensen und Lieferdienste zurück greifen könne, dann werde die Fähigkeit zur Nahrungszubereitung wieder so wichtig wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Zum ersten Mal sei so manch einem Entscheidungsträger bewusst geworden, dass die Landfrauen mit ihrer Forderung nach einem Schulfach zur Vermittlung von Alltagskompetenzen, zu denen auch das Kennen von Grundnahrungsmitteln und das Zubereiten von einfachen Mahlzeiten gehört, nicht verkehrt liegen.

„In diesem Jahr haben wir trotz aller gesellschaftlichen Einschränkungen Anlass zu besonderem Dank", appelliert Diekmann. „Trotz des Pandemiegeschehens mussten wir uns zu keiner Zeit sorgen, dass es in unserem Land nicht genug zu essen gibt." Dank der Familienbetriebe, so die Vorsitzende „hatten wir immer die Gewissheit satt zu werden, im Gegensatz zu den unzähligen Geflüchteten, deren Schicksal sicher stärker wiegt als der Verlust von kommerziellen Freizeitaktivitäten." Aber die Landfrauen danken nicht nur den landwirtschaftlichen Betrieben, sondern rufen aktuell, angeregt durch den Blick über den Tellerrand, dazu auf, stolz und dankbar zu sein für die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in unserem Land. Unsere Demokratie lebe von der aktiven Beteiligung ihrer Bürger und Bürgerinnen! Sich einmischen, nicht weggucken, demokratische Grundwerte pflegen und damit aktives Engagement für die Gesellschaft zu zeigen und Anderen den Rücken zu stärken sei die Aufgabe jedes Staatsbürgers, jeder Staatsbürgerin, so Diekmann.

Steigende Auflagen, Verordnungen, Gesetze und Bürokratie

Kreisverbandsvorsitzender Dedert hebt in seiner Ansprache die Bedeutung nachhaltiger regionaler Strukturen in der Landwirtschaft und seine vor- sowie nachgelagerten Bereiche hervor. Sie seien von unschätzbarem Wert. „Doch immer mehr Auflagen, Verordnungen, Gesetze und Bürokratie machen uns Bauern das Überleben schwer", erläutert der Landwirtevorsitzende. Verschärfungen der Nutztierhaltungs-Verordnung, Ackerbau- und Nachhaltigkeitsstrategie, Farm-to Fork, Green Deal etc. - die heimischen Landwirte kämen längst nicht mehr mit. Höhere Ansprüche bei der Tierhaltung, bei Natur- und Ackerbau kosteten nun mal mehr Geld und es werde nicht an der Kasse vom Verbraucher zu erzielen sein. „Wir müssen aber mit unseren Familien von unseren Erzeugnissen, von unserer Arbeit, leben können", verdeutlicht Dedert. Neben Corona mache zudem jetzt auch noch die Afrikanische Schweinepest (ASP) den Landwirten schwer zu schaffen. Diese trifft die Bauern hart, da auch schon vor dem Auftreten von ASP in Deutschland der Schweinepreis zu niedrig gewesen sei.

Erntebilanz

In seiner Erntebilanz resümiert Dedert, dass die Landwirte in diesem Jahr eine Ernte eingefahren hätten, die so unterschiedlich ausfalle wie kaum dagewesen. Die Streuung sei sehr groß, je nach den Bodenverhältnissen und örtlichen Niederschlägen, erklärt der Vorsitzende. Die Preissituation sei nicht zufriedenstellend. „Zum Glück hatten wir kein drittes Dürrejahr. Doch in der Hauptwachstumszeit, im Frühling und Frühsommer, war es eindeutig zu trocken", fasst er zusammen. Das Resümee der Ernte 2020: gute Erträge mit guten Qualitäten auf guten Standorten sowie geringere Erträge mit kleineren Körnern auf schwächeren Standorten.