Respekt, Wandel, Perspektiven: Junglandwirte Henning Baumann und Stefanie Spiech setzen auf mehr Öffentlichkeitsarbeit
Herford-Bielefeld /WLV (Re) „Bohnen nicht in den Ohren, sondern auf dem Acker! Vielfalt ist uns wichtig." Dies ist auf einem neuen Großplakat mit Junglandwirt Henning Baumann aus dem Bielefelder Norden zu lesen. Das Motiv: Der Jungbauer auf dem Feld mit Ackerbohnen. Auf einem anderen Plakat ist die Jöllenbeckerin Stefanie Spiech mit dem sechsjährigen Johann im Getreidefeld zu sehen. Die Botschaft: „Fragt uns – wir haben viel zu erzählen". Die Plakate des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Herford-Bielefeld sind jetzt in der Region anzuschauen.
Vertrauen stärken
Stefanie Spiech und Henning Baumann besuchen beide die Fachschule für Agrarwirtschaft in Herford. Sie möchten mit sechs weiteren Jungbäuerinnen und -bauern ihres Jahrgangs, mit Großplakaten, die Landwirtschaft mehr in das Bewusstsein rücken. „Wir müssen noch viel mehr über unseren Beruf und unsere Arbeit auf den Höfen reden, zeigen und erklären", unterstreicht Stefanie Spiech. Sie ist überzeugt, Öffentlichkeitsarbeit fange bei jedem Landwirt an. „Unsere Arbeitsweise, unser Tun, ist vielen Menschen oft fremd", erklärt sie und betont, wie wichtig es sei, das Vertrauen zwischen Verbrauchern und Bauern zu stärken.
Landwirtin ihr Traumberuf"
Die gelernte Landwirtin liebt ihren Beruf, „es ist ihr Traumberuf", so die 25-Jährige. Sie kommt nicht aus der Landwirtschaft. Transparenz und Dialog sind ihr ganz wichtig. „Wir haben einen wunderschönen Beruf, diesen wollen wir erklären", bekräftigt Spiech. „Deshalb, fragt uns, wir stehen gerne Rede und Antwort." Zudem hätten immer mehr Menschen den Wunsch, den Weg der Lebensmittel von der Herkunft bis auf dem Teller zu kennen.
Sie habe in ihrer Kindheit durch Zufall den Beruf „Landwirtin" kennen und lieben gelernt. „Schon früh habe ich gerne viel auf dem Nachbarhof verbracht und dort kräftig mit angepackt", erzählt Spiech. Nach einem Praktikum auf einem Milchviehbetrieb stand fest: „Ich werde Landwirtin!" Nach ihrem Fachschulabschluss im Sommer wird sie auch auf einem Milchkuhbetrieb arbeiten.
Experimentieren gerne
„Öffentlichkeitsarbeit setzt sich aus vielen kleinen Bausteinen zusammen", ist auch Henning Baumann überzeugt. Sie haben einen Hof mit Kartoffelanbau und -Vermarktung, Rindern sowie Pensionspferden. Wenn er im Sommer die Fachschule abschließt, wird er auf dem elterlichen Betrieb arbeiten. Später einmal möchte er ihn von seinem Vater übernehmen. Themen wie Nachhaltigkeit, Regionalität, kurze Wege und Biodiversität sind für ihn bedeutend. Dazu gehöre eine vielfältige Fruchtfolge, zum Beispiel mit Ackerbohnen – wie auf dem Plakat zu sehen. Sie experimentieren gerne. So baut Familie Baumann seit zwei Jahren Ackerbohnen und sogar Sojabohnen an. Seit fünf Jahren haben sie Dinkel in der Fruchtfolge. Dieser wird für den menschlichen Verzehr vermahlen. Ein Teil des Dinkelmehls ist seit zwei Jahren im Bielefelder Einzelhandel zu kaufen. Erstmalig in diesem Jahr haben sie Zuckermais im Anbauplan aufgenommen. „Die Zuckermaiskörner haben wir gerade in die Erde gebracht und hoffen auf eine gute Ernte", so der 23-Jährige.
Wandel in der Landwirtschaft
Die Pflanzen, die Tiere wachsen zu sehen, die Arbeit an der frischen Luft, der Wechsel der Jahreszeiten – das ist für beide eine Leidenschaft. Der Kern ihrer Arbeit ist seit Jahrtausenden der gleiche, der Umgang mit Lebewesen, Boden und Natur. Die Bedingungen rundum hätten sich natürlich geändert, vieles habe sich weiterentwickelt wie in anderen Bereichen auch, so Baumann, doch Landwirtschaft sei seit je her auch Veränderung.
„Themen wie Umwelt-, Ressourcen – und Klimaschutz sowie Tierwohl sind uns ganz wichtig", unterstreicht Stefanie Spiech. „Wir stehen hier am Anfang von Veränderungsprozessen wie es sie in vielen anderen Bereichen ebenso gebe, beispielsweise im Energiesektor oder in der Automobilindustrie. Vieles sei aber nicht gleich von heute auf morgen zu stemmen. „Entscheidungen und Investitionen haben immer die Tragweite einer Generation", ergänzt Baumann. Doch leider seien politische Entscheidungen heute kaum planbar, untermauert Kreisverbandsvorsitzender Hermann Dedert und fordert. „Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen für eine Zukunft auf den Höfen und gerade auch, um den Nachwuchs auf den Höfen zu halten."
Was wünscht sich der Nachwuchs für die Zukunft?
„Mehr Respekt und vor allem Perspektiven", so der Baumann, „für einen der schönsten Berufe den es gibt." Auch das sei Nachhaltigkeit.
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Die Ackerbohne
Sie bietet mit ihren Blüten vielen Insekten Nahrung. Die geerntete Bohne wird vorwiegend in der Tierfütterung als Eiweißträger verwendet. Sie trägt durch ihren hiesigen Anbau dazu bei, Importe von Soja aus Übersee zu verringern.
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Möchten Sie mehr über den landwirtschaftlichen Nachwuchs erfahren?
Dann schauen Sie auf der Webseite des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) https://wlv.de/generation-zukunft/ vorbei. Ein Video zur Kartoffelernte auf dem Hof Baumann ist unter www.wlv.de/entdeckt anzusehen.
Plakate Übersicht OWL 2020 ( Dateigröße: 625 KB) |