Erntebilanz Große Spannbreite der Getreideernte: Sehr mager bis sehr gut, Raps zufriedenstellend
von links nach rechts: Rainer Meyer (Bezirksverbands-Stellvertreter), Wilhelm Brüggemeier (WLV-Vizepräsident), Dr. Herbert Quakernack (Bezirksverbands-Geschäftsführer) und Antonius Tillmann (Bezirksverbands-Vorsitzender)
OWL /WLV (Re) Die diesjährige Ernte fällt in OWL so unterschiedlich aus wie kaum dagewesen. Die Spreizung sei sehr groß, je nach den Bodenverhältnissen und örtlichen Niederschlägen, erklärt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes OWL Antonius Tillmann in einem Pressegespräch in Bielefeld am Donnertag (27.8.2020). Die Preissituation sei nicht zufriedenstellend.
Ernte früh fertig
Aufgrund des sommerlichen Wetters gingen die Erntearbeiten zügig vonstatten. „Wir sind in diesem Jahr früh fertig geworden", erzählt Tillmann. So sei noch genügend Zeit für die anstehenden Folgearbeiten. Auch die Erntebedingungen waren gut. „Es gab kaum Pausen aufgrund von Regen. Wir konnten das Getreide trocken einbringen", freut sich Tillmann.
Die Spannbreite der Erträge ist riesig: „Es gibt Flächen, auf denen richtig gut geerntet wurde, aber auch Äcker, da fiel die Ernte mehr als mager aus", berichtet der Vorsitzende. Wie kommt das? Das Frühjahr war sehr sonnig und viel zu trocken. Besonders auf den Böden, die Wasser nicht lange speichern können, wie Böden mit einem hohen Sandanteil oder sehr flachgründige Böden, haben die Pflanzen stark unter dem Wassermangel gelitten und die Seitentriebe reduziert. „Auf diesen Flächen blieb maximal der Haupttrieb über, so dass die Bestände sehr dünn waren", erklärt der Vorsitzende. Auch die lokale Witterung hatte einen entscheidenden Einfluss. Die wenigen, aber wichtigen, Regenschauer gingen örtlich oft sehr unterschiedlich nieder.
„Zum Glück hatten wir kein drittes Dürrejahr. Doch in der Hauptwachstumszeit, im Frühling und Frühsommer, war es eindeutig zu trocken", fasst Bezirksverbands-Stellvertreter Rainer Meyer zusammen. Ertragseinbußen gab es vor allem bei den frühen Getreidesorten Gerste und Triticale, insbesondere auf den sandigen Böden. Der Weizen konnte noch von den Juni-Niederschlägen profitieren. Das Resümee der Ernte 2020: gute Erträge mit guten Qualitäten auf guten Standorten sowie geringere Erträge mit kleineren Körnern auf schwächeren Standorten. Weiter fällt der Raps dieses Jahr positiv aus, trotz der Nachtfröste im Frühjahr. „Die Raps-Ernte ist erstmals wieder zufriedenstellend, so Meyer.
Weiter hat die Trockenheit beim Grünland Spuren hinterlassen. „Der Grasaufwuchs ist somit nicht so ertragreich", schildert Wilhelm Brüggemeier, Vizepräsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV). „Die Futtersituation sieht aber insgesamt etwas entspannter aus als in den vergangenen beiden Dürrejahren." Doch das Grundfutter bleibe knapp und teuer, da die Rinder -, Schafe und Pferdehalter keine Futterreserven mehr hätten, die als Puffer für Notzeiten dienten. Diese seien wegen der letzten beiden trockenen Vorjahre aufgebraucht. Hinzu komme, dass die Milchpreise zu niedrig und keineswegs kostendeckend seien.
Weniger Spargel und weniger Erdbeeren: Die Ernte fiel in diesem Jahr deutlich geringer aus als 2019 – auch wegen fehlender Erntehelfer. Doch unterm Strich sind die Landwirte in der Coronakrise noch mit einem blauen Auge davon gekommen. Die Spargel- und Erdbeerernte war für die Landwirte sehr anstrengend. Zwar hat das Wetter so in etwa gepasst, doch fehlten anfangs wegen der Corona – Pandemie Erntehelfer. Mit den Schließungen der Restaurants sank zudem die Nachfrage. Der direkte Verkauf am Endkunden lief ganz gut, der Verkauf an die Gastronomie kam aber komplett zum Erliegen, so Meyer.
Stark angeschlagen ist nach wie vor der Wald. Hitze und Trockenheit haben ihn auch in diesem Jahr zugesetzt. Ebenso geht der Borkenkäferfraß ungebremst weiter und sorgt für weitere Schadholzmengen und kahle Waldflächen. Sorgen bereiten neben den Fichten mittlerweile die Buchen. Eine riesige Herausforderung ist und bleibt die Bewältigung der dramatischen Schäden, die Wiederbewaldung und Entwicklung vielfältiger und klimastabiler Mischwälder. Die Großkalamität trifft die Waldbauern hart. Zudem ist sie für den Klima – und Gewässerschutz folgenschwer und verändert das Landschaftsbild. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, unseren Wald fit für die Zukunft machen", meint Tillmann.
Für die noch zu ernteten Kulturen Kartoffeln, Mais, Rüben wünschen sich die Landwirte ein Wechsel zwischen Regen und trockenen Abschnitten. Sorgen bereitet auf den leichten Standorten in OWL der Mais, der unter den heißen Temperaturen und Trockenheit gelitten hat. Bei den Kartoffeln hoffen die Landwirte auf eine durchschnittliche Ernte. „Bei den Zuckerrüben sieht es montan nach guten Erträgen und Zuckerwerten aus. Der Regen bisher war passend und ausreichend", berichtet Vizepräsident Brüggemeier. „Die hohe Sonneneinstrahlung lässt nach jetzigem Stand gute Zuckergehalte erwarten.
Klimawandel: Was tun?
Generell wünschen sich die Bauern eine bessere Verteilung der Niederschläge, sanfter Landregen anstatt Starkregenfälle. Niederschlag sei weiterhin erforderlich, um die Wasserbilanz der Böden aufzufüllen. „Größere Reserven in den tieferen Schichten gibt es derzeit kaum", unterstreicht Meyer. Was können die Landwirte bei einem veränderten Klima tun? Mögliche Anpassungen seien in der Natur begrenzt, betont Meyer. Als Maßnahmen nennt er beispielsweise bei Trockenheit Fruchtfolgegestaltung, Sortenwahl oder Aussaatstärke. Das Problem sei jedoch die Vorausschau auf die Klimaentwicklung. Meyer: „Die letzten drei Jahr täuschen darüber hinweg, dass es eigentliche zuvor oft bei der Weizenernte zu nass war."