27. Juni 2022

EU-Umweltpaket: Drastische Einschränkungen für heimische Nahrungsmittelerzeugung

OWL / WLV „Die Landwirte sind entsetzt über den am Mittwoch veröffentlichten Entwurf der Verordnung über die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln der EU-Kommission im Rahmen des europäischen Green Deals", so Hubertus Beringmeier, Bauernpräsident und Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Paderborn. Bezirksverbandsvorsitzender Antonius Tillmann erläutert: Die Vogelschutzgebiete in OWL vor allem in den Kreisen Minden-Lübbecke und Paderborn wären hiervon massiv betroffen und die Konsequenz für die landwirtschaftlichen Familienbetriebe, die in diesen Gebieten arbeiten und wirtschaften, enorm.

„Vor dem Hintergrund, der sich abzeichnenden Versorgungskrise, insbesondere mit Getreide, macht uns der Entwurf fassungslos", so Beringmeier. Ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln würde zu einer weiteren drastischen Verknappung von Nahrungsmitteln auf dem Weltmarkt führen. Dies würde in der aktuellen Zeit eine Hungerkatastrophe für noch mehr Menschen auf der Welt bedeuten. Zudem sei dieser Entwurf für den Vogelschutz kontraproduktiv.

So würde der komplette Verzicht auf Pflanzenschutzmittel andere Maßnahmen notwendig machen. Im Bereich der Unkrautbekämpfung wären das mechanische und thermische Mittel, die aber besonders für den Gelegeschutz bei Vögeln fatal wären. Der Schutz der Bodenbrüter würde damit zunichte gemacht.

„Aus humanitären Gründen halten wir Landwirte eine künstliche Verknappung für absolut nicht vertretbar."

Die extrem angespannte weltweite Versorgungslage, vor allem bei Getreide, verträgt keine weitere Reduzierung. Eine Verringerung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln (PS) um 50 Prozent würde die Getreideversorgung auf dem Weltmarkt noch weiter verschlimmern. „Aus humanitären Gründen halten wir Landwirte eine künstliche Verknappung für absolut nicht vertretbar", unterstreicht Antonius Tillmann. „Hier müssen wir in Europa über den Tellerrand schauen und haben auch eine Verantwortung für die armen Regionen der Erde."

So gibt es intelligentere Methoden der Reduzierung von PS-Mitteln: Integrierter Pflanzenschutz oder Precision Farming sind nur zwei Beispiele, die den Einsatz schon jetzt deutlich verringert haben und in denen bei weiterer technischer Entwicklung noch weiteres deutliches Potential schlummere.

„Wir Landwirte sehen in der Versorgung der Menschen mit guten und ausreichenden Nahrungsmitteln unsere wichtigste Aufgabe", so Beringmeier. Die aktuelle Situation rücke diese Notwendigkeit wieder neu in den Fokus, betont Tillmann: „Gleichzeitig ist für uns, die wir in und mit der Natur leben und arbeiten, der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen essentiell."

Der Berufsstand fordert die EU-Kommission auf, ihre Vorschläge dringend nachzujustieren. „Aufgrund des Ukraine-Kriegs stehen wir vor einer riesigen humanitären Hungerkrise", untermauert Beringmeier. „Wie bei der Energiekrise müssen wir auch hier neu denken."