23. Dezember 2019

Landwirte ziehen Jahresbilanz

Höxter /WLV (Re) 2019 war ein anspruchsvolles Jahr. „Wir befinden uns in bewegten Zeiten“, bilanziert der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Höxter Antonius Tillmann. Trotz Trockenheit und Hitze in diesem Jahr konnten die Landwirte im Kreis eine durchschnittliche Ernte einfahren. Doch die Stimmung unter den Bauernfamilien sei angespannt. Das hätten auch die Demos in Bonn, Hamburg, Berlin und vielen anderen Städten gezeigt.

Den Landwirten machen die Düngeverordnung, die Bürokratie und die neuen Vorgaben, zusammengefasst im Agrarpaket, zu schaffen. „Es kann nicht sein, dass wir immer vor vollendete Tatsachen gestellt“, unterstreicht Tillmann. Es fehle an Verlässlichkeit und Planungssicherheit. Die Proteste der vergangenen Wochen seien von der Basis gekommen. Nun gelte es, den Schwung der jungen Leute zu nutzen und gemeinsam für die bäuerlichen Anliegen zu kämpfen. „Viele junge Landwirte stehen in den Startlöchern, um auf den Höfen einzusteigen“, schildert der Vorsitzende. Für Investitionen bräuchten sie Planungssicherheit, um langfristig Perspektiven zu haben. Gerade für kleine und mittlere Höfe sei es schwierig. „Wer die Märkte immer weiter öffnet und dazu die Auflagen so hoch schraubt, muss sich nicht wundern, dass die heimischen Landwirte auf dem Weltmarkt nicht mehr wettbewerbsfähig sind und ins Hintertreffen geraten“, so Tillmann.

Zur Erntebilanz erläutert der Vorsitzende, „dass die Zuckerrübenernte ertraglich sowie von den Zuckergehalten in Ordnung sei. Ebenso brachte der Silomais im Schnitt gute Erträge. Das Grünland lieferte im Frühjahr einen sehr guten ersten Schnitt. Wenn auch die Folgeschnitte deutlich weniger wurden. „Der Regen im Herbst war dann gut, Wiesen und Weiden konnten sich erholen und sind nachgewachsen, so dass die Futtergrundlage für die Rinder-, Schafe- und Pferdehalter deutlich besser ist als im letzten Jahr“, erläutert Tillmann. Der Wald bereitet weiterhin Sorgen. Der Vorsitzende sieht die Rettung des Waldes als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Wir brauchen umfassende, wissenschaftliche Forschung und Konzepte für einen zukunftsfähigen Wald.“ Unklar sei beispielsweise, welche Baumarten nachfolgen müssten, die den geänderten Bedingungen standhalten.

Die Erzeugerpreisen bei Milch stagnierenden seit Monaten. Die Rindfleischpreise haben sich in den vergangenen zwei Monaten etwas erholt. Für importiertes Rindfleisch fordert der Berufsstand die gleichen, hohen Standards, wie sie die deutschen Rinderhalter zu erfüllen haben. „Wir essen gerne Rindfleisch, warum bevorzugen wir nicht das westfälische oder zumindest das deutsche“, fragt Tillmann. Der Erzeugerpreis für Schweinefleisch sei aktuell gut, nach einer Talsohle der letzten zwei Jahre. Die Auswirkungen der afrikanischen Schweinepest (ASP) in China hätten die Kurse steigen lassen. Eine mögliche Einschleppung der ASP nach Deutschland sei näher gerückt. Eine Gefahr, auf die man sich vorbereite. Haltungsauflagen und bürokratische Hürden seien nach wie vor die Themen der Tierhalter. Tillmann: „Es braucht Entscheidungen mit Augenmaß, die uns Perspektive geben.“

Zum Jahresende fragt sich der Vorsitzende: „Wie kann unsere Landwirtschaft den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden, aber nicht durch deutlich höhere Kosten aus dem Markt gedrängt werden? „Dies müssen wir mit Politik und Gesellschaft diskutieren und nach Lösungen suchen, die für alle tragbar sind“, erklärt der Vorsitzende. Die Lebensweise unserer gesamten Gesellschaft habe vielfältige Auswirkungen auf die Umwelt. Landwirtschaft sei Teil dieser Lebensweise. „Wir müssen uns gemeinsam in allen Bereichen den unterschiedlichen Herausforderungen stellen und alle - Bauern, Gesellschaft und Politik - Verantwortung tragen. Wir brauchen Zukunftskonzepte, die unseren jungen Hofnachfolger/innen Mut machen, die Herausforderungen anzunehmen“, unterstreicht Tillmann. „Wir machen Landwirtschaft heute und wollen dies auch in Zukunft tun.“

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Für die gute Zusammenarbeit auch in diesem Jahr möchten wir uns ganz herzlich bedanken. Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien eine schöne Weihnachtszeit, ein besinnliches Fest, einen guten Rutsch und ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2020.
 
Antonius Tillmann                                Rita Rehring
Kreisverbandsvorsitzender            Öffentlichkeitsarbeit