Mit einfachen Naturschutzmaßnahmen und ehrenamtlichem Engagement biologische Vielfalt zwischen Stadt und Land stärken
Am Donnerstag fiel der Startschuss für das Verteilen der Hof-Pakete im Rahmen des BOWLING-Projektes. „Diese werden jetzt in den nächsten Tagen ausgeliefert", so WLV-Bauernpräsident Hubertus Beringmeier. „Das ist auch für uns Anlass gewesen, einen neuen Hofbaum zu pflanzen." Eine Winterlinde wurde gemeinsam von Michael Stotter, Hermann Bimberg, Hubertus Beringmeier und Antonius Tillmann gepflanzt.
Streuobstwiesen, Entschlammen von Kleingewässern, abgerundete Weidewinkel aus Altgras, Aufwertung von Hecken und Waldrändern mit Wildobst und fruchttragenden Sträuchern, Kopfweiden als lebendige Weidepfähle, „Wild Bee Banks" –Aufhäufen von Erdwällen als Bienenhügel, Lesesteinhaufen oder klassische Nisthilfen für Insekten und Singvögeln: Diese und viele andere Aktivitäten stehen auf der To do-Liste des BOWLING-Projekts zur Regionale 2022. In einem Pressegespräch am Donnerstag (27.1.2020) auf dem Hof Beringmeier in Hövelhof stellten der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) und die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft aktuelle und bevorstehende Aktivitäten vor. BOWLING stehe für Bauern in OstWestfalen-Lippe. „Für Insekten-, Natur- und Gewässerschutz", erklärt Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes OWL. „Und wer Interesse hat, mit zu machen, kann sich gerne melden", wirbt er. Doch dazu später.
Baumpflanzaktion: Startschuss für Hof-Pakete
Gleichzeitig fiel am Donnerstag der Startschuss für das Verteilen der Hof-Pakete im Rahmen des BOWLING-Projektes. „Diese werden jetzt in den nächsten Tagen ausgeliefert", erzählt WLV-Bauernpräsident Hubertus Beringmeier. Das sei auch für ihn Anlass gewesen, „bei uns einen neuen Hofbaum zu pflanzen." So wurde eine Winterlinde an Ort und Stelle gemeinsam mit Antonius Tillmann und Michael Stotter, Projektleiter des BOWLING-Projektes, eingepflanzt. Der Projektleiter berichtet, jedes Hof-Paket enthalte einen Hof-Baum, Regiosaatgut, eine Nisthilfe sowie eine Zusammenstellung von einfachen Ideen der Gartengestaltung, um dort Lebensräume für Insekten, Nützlinge und Tiere zu schaffen. Insgesamt würden aktuell 35 Pakete ausgeliefert. „Ein Hofbaum fördert den ökologischen Hofbildcharakter", weiß Stotter. „Er prägt, belebt und verschönert das Erscheinungsbild vieler Hofstellen und findet sich charakteristisch auf Hofbildern und Hofgemälden wider. Jedoch vergehe irgendwann auch der stattlichste Hofbaum, sodass für diesen irgendwann eine Nachpflanzung vorgenommen werden müsse. „Außerdem wollen wir mit dem Regiosaatgut zu einer höheren Artenvielfalt beitragen", erläutert der Projektleiter. Dieses sei nicht für Ackerflächen gedacht, sondern für das streifenweise Anreichern von Hofweiden mit Wildkräutern und Wildblumen. „Mit angepasster Bewirtschaftung und etwas Geduld entwickeln sich hier tolle blühende Wiesenflächen", sagt Stotter. „Wir fanden die Idee und die Zusammenstellung des Hof-Pakets klasse und haben daher deren Finanzierung gerne zugesagt", erläutert Hermann Bimberg, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung des Landwirtschaftsverlages in Münster.
Ländlicher Raum und ehrenamtliches Engagement
Mehr Biodiversität und das Landschaftserleben bereichern, das möchten der WLV und die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft mit BOWLING. „Es hat den ländlichen Raum in ganz OWL im Blick und setzt auf ehrenamtliches Engagement", berichtet Tillmann. Landwirt*innen sowie alle Naturschutzinteressierte könnten sich ehrenamtlich mit Unterstützung und Anleitung der Stiftung auf landwirtschaftlichen Flächen, auf der Hofstelle oder auf angrenzenden Biotopen engagieren.
Austausch und Kommunikation
„Wir wollen mit einfachen, aber ökologisch wirksamen Maßnahmen neue Lebensräume schaffen", erklärt Stotter. Außerdem möchten sie historische, etwas in Vergessenheit geratene, erhalten. „Ganz wichtig ist uns, Austausch und Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Bevölkerung bewusst zu fördern", verdeutlicht Beringmeier. Unsere Kulturlandschaft als Lernort für Bürger*innen, Schüler*innen sowie Laien und Fachleuten sei Teil des Projekts.
Hoffen auf viele Nachahmer
Für das Jahr 2022 sind schon viele Aktivitäten geplant. Viele weitere werden noch dazukommen, da fortlaufend Beratungsgespräche stattfinden. „Wir hoffen außerdem auf viele Nachahmer durch das Bekanntwerden der vielen Möglichkeiten, sagt Stotter. Sie möchten hier unterstützen und fördern. Neben den eingangs erwähnten Maßnahmen könnten beispielsweise „buchtenreiche" Waldränder etabliert und gestaltet werden. Wege- und Wegeseitenränder könnten geschoppert werden, das heißt der Oberboden wird leicht abgetragen und geeignetes Regiosaatgut ausgesät. Ebenso könnten „Lebendige Weidepfähle" durch das Bohren von Löchern als Nisthilfen in Weidepfähle geschaffen oder in Gemeinschaftsaktionen Kopfweiden gepflegt und Feldscheunen zu „Biodiversitätsscheunen" gestaltet werden.
Abstimmung mit Kreis, Stadt, Bezirksregierung
Neben diesen nicht finanziell geförderten Maßnahmen gibt es auch förderfähige, bei deren Beantrag die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft unterstützt. Vor allem bei größeren Maßnahmen wie dem Entschlammen von Gewässern, Anpflanzen von Obstbaum-Reihen an Feldwegen oder Bachläufen, der Neuanlage von Streuobstwiesen oder Blänken (flache Tümpel, in denen sich spezifische Tier- und Pflanzenvorkommen entwickeln) sei das enge Abstimmen mit den zuständigen Stellen der Kreise äußerst wichtig, so Stotter. Hier lobt er aber ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit den Kreisen und der Bezirksregierung.
Mitmachen: Vereine, Imker, Jäger, Bauern, Naturschutzinteressierte
„Zu den zahlreichen in 2021 durchgeführten und den für 2022 geplanten Maßnahmen sollen noch viele weitere hinzukommen, ruft Antonius Tillmann auf. Imker, Jäger, Vereine, Landwirte und Naturschutzinteressierte, die Interesse und Freude an Einzel- oder Gemeinschaftsaktionen haben und sich bei der Auswahl geeigneter Maßnahmen naturschutzfachlich unterstützen lassen möchten, können sich gerne melden bei der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft, Geschäftsstelle Herford, Michael Stotter: Tel.: 05221/342 04 24, Mobil: 0175/922 85 65 oder Mail: stotter@kulturlandschaft.nrw
Gemeinschaftsaktionen vor Ort: Viele Hände, viele Möglichkeiten, viel Spaß
Stotter weiß: „In der Gemeinschaft machen Aktionen noch mehr Spaß. Melden Sie sich und wir klopfen gemeinsam vor Ort ab, was möglich ist." Oft komme beispielsweise der örtliche Landwirt mit Maschinen vorbei. In Wewelsburg half zum Beispiel der Landwirt mit seinen Maschinen beim Zerkleinern und der Abfuhr von Sträuchern, nachdem eine Gruppe das Entbuschen eines Kalkmagerrasens vorgenommen hatte. Im Kreis Gütersloh werden Rauchschwalben-Nisthilfen in einer Gemeinschaftsaktion vom Landwirt mit der örtlichen Gesamtschule gebaut und in einem Rinder-Offenstall aufgehängt. „Bei diesen und vielen weiteren Möglichkeiten möchten wir Gruppen und Einzelpersonen unterstützen und miteinander vernetzen", sagt Stotter. „Und manchmal sind auch Fördermöglichkeiten gegeben, bei denen wir gerne helfen, diese zu beantragen."
Zudem: Dieses Jahr steht ganz im Zeichen der Regionale 2022. Daher laufen aktuell die Vorbereitungen für Veranstaltungen in OWL, an denen auch BOWLING vertreten sein wird.
Was ist BOWLING?
Das Projekt BOWLING – „Bauern in OWL. Für Insekten-, Natur- und Gewässerschutz" ist das Regionale-2022-Projekt der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft und des WLV-Bezirksverbandes OWL. Zu den Unterstützern gehören die Westfälisch Lippische Landjugend, der Westfälische sowie der Lippische Heimatbund und die Landwirtschaftskammer NRW. Finanziell gefördert wird das Projekt durch die Stiftung Westfälische Landschaft.
Was macht BOWLING?
Landwirte und Naturschutzinteressierte sind mit von der Partie bei der Umsetzung des Strukturentwicklungsprogramms unter der Headline und Zielvision „UrbanLand". BOWLING hat den ländlichen Raum in ganz OWL im Blick und setzt auf ehrenamtliches Engagement. Landwirte und Landwirtinnen sowie alle Naturschutzinteressierte können sich ehrenamtlich unter der Unterstützung und Anleitung der Stiftung auf landwirtschaftlichen Flächen, auf der Hofstelle und auf angrenzenden Biotopen engagieren und werten die Kulturlandschaft durch gezielte Maßnahmen in OWL damit ökologisch auf. Zum einen werden durch die Umsetzung einfache, aber ökologisch wirksame Maßnahmen neue Lebensräume geschaffen und historische, etwas in Vergessenheit geratene, erhalten. Über BOWLING werden der Austausch und die Kommunikation zwischen der Landwirtschaft und der Bevölkerung bewusst weiterentwickelt. Die Entwicklung der Kulturlandschaft als Lernort für Bürgerinnen und Bürger, für Schülerinnen und Schüler sowie Laien und Experten ist Teil des Projekts.
In BOWLING werden Rückzugsräume für Wildtiere und Insekten in der Landschaft geschaffen, die unabhängig von einer Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen ganzjährig zur Verfügung stehen. Es werden ökologisch wirksame Maßnahmen umgesetzt, die zum einen die Biodiversität fördern und zum anderen das Landschaftserleben bereichern. Die Möglichkeiten potenzieller Maßnahmen sind vielfältig und werden spezifisch nach dem jeweiligen Landschaftsausschnitt, den Möglichkeiten vor-Ort sowie nach der ökologischen Zielfunktion ausgewählt. Die Identifizierung möglicher Maßnahmen setzt in den allermeisten Fällen eine Vor-Ort-Besichtigung sowie ein Vor-Ort-Gespräch mit den Grundstückseigentümern und Akteuren voraus. „So vielfältig die Landschaftsräume in OWL, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten an Maßnahmen, die umgesetzt werden können", so Projektleiter Michael Stotter.
Steckbrief Winterlinde
Winterlinde (Tilia cordata L.) – Baum des Jahres 2016
- Steht für Langlebigkeit: kann bis zu 1.000 Jahre alt werden
- Gehört zu den Spätblühern (Juli), von denen es nur wenige Baumarten gibt.
- Lindenblüten duften charakteristisch und bringen den bekannten Lindenblütenhonig hervor
- Aus den Blüten entwickeln sich kleine Nüsschen als Früchte; diese bleiben bis in den Winter am Baum hängen und dienen Vögeln und Kleinsäugern als Nahrung
Unterscheidungsmerkmale Winterlinde - Sommerlinde:
- Sommerlinde ist anspruchsvoller als Winterlinde
- Sommerlinde hat behaarte Jahrestriebe und Blattstiele
- Winterlinde trägt 5 – 12 Blüten/Früchte je Blütenstand; blüht 2 Wochen später als Sommerlinde
- Sommerlinde trägt weniger, 2 – 5 Blüten/Früchte je Blütenstand; blüht 1 Wo früher als Winterlinde
- Winterlinde hat geringere Ansprüche an Wasserversorgung und Nährstoffe als Sommerlinde
Ansprechpartner
Rita Rehring
Tel.: 05221/34204-20
Fax: 05221/34204-19
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