Tierwohl und Kuhkomfort auf dem Hof Tillmann „Uns ist die Mensch – Tier – Beziehung enorm wichtig. Das spüren unsere Kühe“
Familie Tillmann hat in den vergangenen Jahren in die Milchkuhhaltung investiert. Sohn Peter Tillmann wird den Hof fortführen. „Mein Herz schlägt für die Kühe.“ Zwei Melkroboter wurden Anfang März in Betrieb genommen und damit einen Schritt in die Zukunft getan. Vater und Sohn haben sich bei den Stallplanungen viel über Tierwohl und Kuhkomfort Gedanken gemacht. „Wenn es den Kühen gut geht, geht es auch uns gut“, so der 25-jährige Peter Tillmann „und sie bleiben lange bei uns auf dem Hof.“ Denn zu Kuhkomfort und Gesundheit zählt bei ihnen einen lange Lebensdauer der Tiere.
So bieten Tillmanns beispielsweise spezielle Liegeboxen als Bett für die Kühe. Neben einen besseren Laufkomfort sorgt eine besondere Schlauchlüftung für ein gutes Stallklima. „Wussten Sie, dass eine Kuh am Tag 600 Minuten wiederkauen sollte, das sind 10 Stunden“, sagt Peter Tillmann. Wenn sie es nicht so lange tue, sei was. „Durch eine moderne tierindividuelle Überwachung erfahren wir noch besser, wie es unseren Kühen geht“, so der Hofnachfolger. Die Haltungs–, Klima –, Tierwohl- und Fütterungsbedingungen haben sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter entwickelt.
Auskömmliche Preise unabdingbar
Für Vater und Sohn ist die Mensch – Tier – Beziehung enorm wichtig. „Das spüren unsere Kühe“, erzählt Peter Tillmann. „Jedes Tier hat einen eigenen Charakter, darauf achten wir und jedes Tier ist uns wichtig.“ Doch damit sie als Familienbetrieb mit 100 Kühen (ohne Nachzucht), 800 Mastschweineplätzen und 95 Hektar auch leben könne, seien auskömmliche Preise unabdingbar, sagt Antonius Tillmann. „Unsere Lebensmittel – Mittel zum Leben – haben ihren Preis und brauchen ihren Preis!“ Gerade jetzt in der Krise zeige sich, wie wichtig eine sichere und regionale Erzeugung hochwertiger Lebensmittel sei. Er verweist darauf, dass vor allem heimische Produkte für hohe Qualitätsstandards, nachvollziehbare Herstellungsbedingungen, europäische Produktstandards, kurze Wege und damit auch für einen nachhaltigeren Konsum stehen.
Die Wichtigkeit einer heimischen, flächendeckenden Landwirtwirtschaft und das hohe Gut der Lebensmittelsicherheit sei unerlässlich und müsse gewahrt werden. „Nach der Corona-Krise müssen deshalb die agrarpolitischen Prioritäten überdacht werden“, so Antonius Tillmann. Die regionale Eigenversorgung und die Stärkung der hiesigen Landwirtschaft müsse wieder in den Mittelpunkt der deutschen und europäischen Agrarpolitik rücken.
Plannungssicherheit
„Wir brauchen verlässliche politische Regelungen mit Bestand, um langfristige, kostspielige Investitionen zu ermöglichen, um die Existenzen und Zukunft unserer heimischen Bauernfamilien zu sichern.“ Hier sieht Antonius Tillmann viele Möglichkeiten und Ansätze. Neben den bekannten Themen wie Agrarpaket oder Düngeverordnung fordert er: Bei den häufig kaum zu stemmenden AWSV-Auflagen (Verordnung über Anlagen mit wassergefährdenden Stoffen) müssen neben Güllebehälter auch Fahrsilos anteilig gefördert werden. Weiter seien bei den Ausgleichszulagen für benachteiligte Flächen der Kreis Höxter sowie Teile von Paderborn und Minden-Lübbecke heraus gefallen. „Dies können wir überhaupt nicht nachvollziehen“, untermauert der Warburger Bauer. Es muss doch die Frage gestellt werden: Wie kann die wichtige und wertvolle Grünlandbewirtschaftung zukünftig erhalten bleiben? Wie können diese heimischen Höfe auf Dauer überleben, wie können sie wettbewerbsfähig bleiben? Wer würde sonst die Landschaftspflege im Kreis Höxter, in unseren Mittelgebirgslagen, in den Ausläufern des Teutoburger Waldes und des Eggegebirges, übernehmen?