30. September 2021

Tillmann: „In Zeiten von Klimawandel werden Land- und Forstwirte noch mehr zu Klima- und Energiewirten."

Höxter /WLV (Re) Am Wochenende feiern wir Erntedank. „Wir danken traditionell für die Früchte des Feldes und einen reich gedeckten Tisch", sagt Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Höxter.

Von den Kräften der Natur abhängig

„Nach drei trockenen Jahren war das Frühjahr feucht und kühl, der Sommer unbeständig", resümiert der Vorsitzende. Es regnete reichlich, die Grundwasserspeicher konnten sich „Gott sei Dank" erholen. Doch die Ernte war aufgrund des Wetters eine Hängepartie. „Zum Glück blieben wir von den verheerenden Unwettern und sintflutartigen Regenfällen verschont", betont Tillmann. „Sie zeigen uns aber, dass wir doch nicht alles in der Hand haben und wir von den Kräften der Natur abhängig sind."

Wie war die Ernte?

„Wir konnten in diesem Jahr eine durchschnittliche Getreide- und Rapsernte einfahren.

Backweizen knapp

Das unbeständige Wetter zur Haupterntezeit habe auch die Qualitäten beeinflusst. So sei vor allem Backweizen witterungsbedingt knapp, sagt er. „Verbleibt das reife Korn zu lange bei feuchter Witterung auf dem Halm, setzen Keimungsprozesse ein, was die Backeigenschaften verringert." So gebe es in diesem Jahr deutlich weniger Backweizen.

Gestiegene Preise

Die weltweite Getreideerzeugung kann die Nachfrage nicht decken, die Getreidepreise sind gestiegen", berichtet Tillmann. Auf dem Weltmarkt treffe eine gute Nachfrage auf reduzierte Mengen. Diese seien durch schlechtere Ernten in Russland und Europa bis hin zu Missernten in Nordamerika bedingt. Besonders Brotweizen mit guten Backqualitäten würde am Markt nachgefragt.

Gute Grasernte

Die Rinderhalter können in diesem Jahr in puncto Futterversorgung aufatmen. Sie ziehen bei der für sie wichtigen Grasernte eine positive Bilanz. „Grünland braucht Feuchtigkeit und die hatten wir im Frühjahr und Sommer", so der Vorsitzende. Die Landwirtsfamilien mit Rindern, Pferden und Schafen müssten sich im Vergleich zu den letzten drei Dürrejahren keine Sorgen um das Futter machen.

Ernte noch nicht vollständig eingebracht

Bei den Kartoffeln gehen die Landwirte von einer gut durchschnittlichen Ernte aus. Beim Mais erwarten sie eine gute Ernte. „Er hatte gute Wachstumsbedingungen bei einem guten Mix aus Sonne, Wärme und ausreichendem Regen", so Tillmann. Bei den Zuckerrüben sehe es nach guten Erträgen, aktuell noch geringeren Zuckergehalten als im Vorjahr, aus. „Die Rübenbauern hoffen hier auf Sonnenschein für eine gute Entwicklung der Zuckerwerte", sagt der Vorsitzende.

Heimische Landwirtschaft ein hohes Gut

„Unsere Familien leben auf Traditionshöfen", erinnert der Vorsitzende zu Erntedank. „Wir wollen die Erde bewahren." Darum braucht die hiesige Landwirtschaft das Bekenntnis von Politik, Handel und Verarbeiter zum hochwertigen deutschen Erzeugnis. Weiter sieht Tillmann den sorglosen Umgang „mit unseren guten Ackerböden", sehr kritisch. So würden pro Tag 50 Hektar Ackerboden der Landwirtschaft verloren gehen. „Das ist nicht nachhaltig", kritisiert er.

Land-, Forst-, Klima- und Energiewirte

Tillmann ist überzeugt: Gegessen werde immer. Die heimischen Bauernfamilien möchten auch zukünftig die Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln versorgen. „Wir sind und bleiben Nahrungsmittelerzeuger." Doch im Zeitalter von Klimawandel würden Land- und Forstwirte zudem zu Klima- und Energiewirten, „die CO2 in Böden und Wäldern binden, aus Biomasse, Wind und Sonne Bioenergie produzieren sowie neue Ackerkulturen für eine eiweißreiche Ernährung anbauen", beschreibt der Vorsitzende.

Am Wochenende feiern wir Erntedank. Die Landwirtsfamilien danken traditionell für die Früchte des Feldes. Der Vorsitzende erinnert: „Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass immer und überall verfügbare Lebensmittel keine Selbstverständlichkeit sind. Deshalb sollten wir alle dankbar sein für einen reich gedeckten Tisch."