Die Landwirtschaft will die Bilder verändern
Negative Bilder sorgen für Misstrauen gegenüber der Landwirtschaft – Psychologe referiert beim Verbandstag des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Märkischer Kreis
Verserde / Märkischer Kreis. Unter dem Titel „Veränderung braucht Zukunfts-Bauer(n)“ - Wie die Landwirtschaft sich auf den Weg macht“ stellte der Ersteller der Studie „Zukunftsbauern“, Jens Lönneker, Psychologe vom rheingold salon in Köln, beim Kreisverbandstag des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Märkischer Kreis am Donnerstag im Hotel Holzrichter in Nachrodt-Wiblingwerde die Ergebnisse vor, die die Missverständnisse zwischen Bauern und Bäuerinnen und der Nicht-Landwirtschaftlichen Bevölkerung konkretisieren. Der neue Kreisverbandsvorsitzende Ulrich Brinckmann aus Iserlohn und sein Stellvertreter-Team Dr. Christina Große-Frericks und Hendrik Vedder konnten 100 Besucher in Veserde begrüßen. Zu Beginn des Abends zeichneten Brinckmann und WLV-Vizepräsident Henner Braach verdiente Ehrenämter aus dem Kreisverband mit der „Schorlemer-Plakette“ aus.
„Gestalten der Zukunft wird der Landwirtschaft zugetraut“
„Gegenseitige Schuldzuweisungen sind dann ganz besonders einfach, wenn man nicht miteinander spricht“ schrieb Lönneker den Besuchern ins Tagebuch, „verblüffen Sie mit ungewöhnlichen und innovativen Bildern und Geschichten“. So könne die Kluft zwischen Stadt- und Landbevölkerung auf humorvolle und leichte Weise überwunden werden. Denn das Gestalten der Zukunft trauten sowohl Nichtlandwirte wie Landwirte selbst dem Berufsstand am meisten zu. Lönneker: „Die Studie hate ergeben: Der Ball liegt auf dem Elfmeterpunkt, Sie müssen nur loslegen, den Kontakt zur Stadtbevölkerung wieder aufzunehmen.“ Die ganze vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) in Auftrag gegebene Studie finden Sie hier: https://www.bauernverband.de/fileadmin/user_upload/dbv/themendossiers/Zukunftsbauern/Zukunftsbauer_screen_26042022.pdf
„Landwirte sind der positive Mittelpunkt der Dörfer“
Henner Braach, WLV-Vizepräsident, ergänzte zur praktischen Umsetzung der Studie: Gerade in schwierigen Zeiten wie derzeit aus Krieg, Inflation, steigenden Preisen, neuen Verordnungen und ausbleibenden politischen Entscheidungen sei es besonders wichtig, dass Bauernfamilien zu ihrem Selbstbewusstsein zurückfänden. Braach: „Bleiben Sie der positive Mittelpunkt der Dörfer, gestalten Sie Ihre Umwelt mit und lassen Sie sich helfen, wenn Sie einige Pläne nicht allein umsetzen können.“
„Landwirte klagen über Gott und die Welt“
Drei Junglandwirte aus dem Märkischen Kreis beschrieben während der von Dr. Christina Große-Frericks professionell moderierten Podiumsdiskussion ihre Vorstellung vom „Zukunftsbauern“ – Ramona Hesse aus Herscheid, die regelmäßig Kindergeburtstag auf dem elterlichen Milchkuhbetrieb anbietet, hat die Erfahrung gemacht, dass vor allem junge Familien sich mehr für Landwirtschaft interessierten – diese Chance gelte es zu nutzen. Linda Geßler aus Altena zeigte sich vor allem enttäuscht darüber, dass die Stimmung im Berufsstand so schlecht sei, dass bei Begegnungen mit Berufskollegen hauptsächlich Klagen über „Gott und die Welt“ zu hören seien. Christoph Berbecker, Landwirt aus Halver, konnte für den Milchbauernhof, den er gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder bewirtschaftet, berichten, dass eine Weiterentwicklung des Hofes in vielfältigere Richtungen bei ihnen täglich eine Rolle spiele, allein fehlten die verlässlichen politischen Rahmenbedingungen um große Investitionen zu tätigen.
Positive Bilder liefern
In der sich anschließenden Diskussion standen vor allem Aktionen, die positive Bilder des Berufsstandes lieferten (Dorfwettbewerb „Zukunftsbauer“, Kitzrettung, ressourcenschonende Erfindungen...) im Mittelpunkt sowie die Frage, wie man den ganzen Berufsstand mitnehmen könne.
Begegnung beim Imbiss
Zu Beginn des Abends gab es bei einem Imbiss Zeit zur Begegnung. Kreisgeschäftsführerin Nikola Galla berichtete über die Aktivitäten der Geschäftsstelle und begrüßte das gesamte WLV-Team aus Lüdenscheid sowie fünf Mitarbeiterinnen der BSB Landwirtschaftliche Buchstelle. Viel Beachtung fand dort auch der Vortrag der Gäste des Energieversorgers MarkE, die ihre Systeme Wallboxen für E-Autos vorstellten.
Hohe Auszeichnungen für ausgeschiedene Ehrenämter
Mit der feierlichen Verleihung der Schorlemer-Plakette würdigte Ulrich Brinckmann die langjährige Mitarbeit der ausgeschiedenen Ortsverbandsvorsitzenden: Friedrich Wilhelm Beckmann (Hemer), Joachim Spelsberg (Altena), Hubert Sauer (Balve), Achim Noelle (Werdohl), Thomas Wiethege (Halver).
Ein ganz besonderer Höhepunkt des Abends war die Ehrung des ehemaligen Kreisverbandsvorsitzenden Günter Buttighoffer. Er erhielt von WLV-Vizepräsident die „Schorlemer Plakette in Silber“.
Foto: Schorlemer-Plaketten und Blumen: Das Bild zeigt von links: Hubert Sauer, Friedrich-Wilhelm Beckmann, Joachim Spelsberg, Günter Buttighoffer, Ulrich Brinckmann, Achim Noelle, Thomas Wiethege und Henner Braach.