Gute Ernte im Märkischen Kreis
Gute Ernte, bedrückte Familien: Den Bauern schlägt die Stimmungsmache gegen die Landwirtschaft aufs Gemüt
Märkischer Kreis. „Angesichts der menschlichen Tragödien, die sich an Europas Grenzen derzeit abspielen, sollten wir in unserem begünstigten Mitteleuropa rundum zufrieden sein. Mit der diesjährigen Ernte sind wir es auch – aber die permanent heftiger werdende Abneigung gegenüber der Landwirtschaft schlägt unseren Bauernfamilien aufs Gemüt“ – Günter Buttighoffer, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Märkischer Kreis, gab bei der diesjährigen Erntedankpressekonferenz des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes auf dem Betrieb der Familie Ernst Berbecker in Halver die gedrückte Stimmung im Berufsstand wider. „Und zu allem Überfluss sind die Preise für Ferkel, Schweinefleisch und für Milch momentan total im Keller.“
Getreide
„Die Ernte ist gut drin, und gut war sie auch“ – Auf einen einfachen Nenner bringt Ulrich Brinckmann, stellvertretender Vorsitzender im Landwirtschaftlichen Kreisverband Märkischer Kreis, die diesjährige Ausbeute beim Getreide.
Grünland
Beim Grünland kann Vorsitzender Günter Buttighoffer für die Milchbauernhöfe Ähnliches sagen: Wer die kurzen Schönwetter-Perioden ausgenutzt hat, hat das Futter für die Kühe für das nächste Jahr gesichert. Dabei werden im Märkischen Kreis inzwischen bis zu fünf Grasschnitte eingebracht, durch die moderneren Maschinen wird eine hohe Schlagkraft erreicht: „Wir haben unseren Grasschnitt jeweils in zwei Tagen in der Scheune“, so Günter Buttighoffer.
Mais
Optimismus herrscht bei den Landwirten bei der derzeitigen Schönwetter-Periode: Der letzte Grasschnitt wird in diesen Tagen eingebracht, die Maishäcksler stehen in den Startlöchern. Je nach Aussaattermin und Bodenbeschaffenheit ist die Qualität des Maises von „sehr gut“ bis „mittelprächtig“ zu erwarten.
Gedrückte Stimmung
„Auf die Böden kann man sich im Sauerland verlassen, die vertragen auch die Wetterkapriolen wie in diesem Jahr, eine heftige Mischung aus gewaltiger Nässe und ungewöhnlicher Trockenheit. Auch auf die Mithilfe der Familie und die Zuverlässigkeit der Mitarbeiter ist absoluter Verlass. Arbeit und Marktgeschehen kriegen wir immer noch gebacken – aber das, was noch oben drauf kommt, das geht aufs Gemüt.“
Brinckmann beschreibt die Auswirkungen der in letzter Zeit häufigen negativen Berichte über Landwirtschaft in den meisten Medien auf die Bauernfamilien. „Wir möchten, dass die Menschen mit uns Bauern sprechen, und nicht einfach irgendwelche Schlagworte ungeprüft verbreiten.“
Milchpreise derzeit im Keller
Ernst Berbecker, der in Halver einen Kuhbauernhof mit über 200 Tieren bewirtschaftet, geht auf die Milchpreise ein: „Die ca. 27 Cent, die wir derzeit für den Liter Milch erhalten, sind zu wenig und decken nicht die Produktionskosten. Der hochsensible Weltmarkt fragt ganz aktuell nicht genug Milch nach. Helfen würde uns jetzt erst einmal, wenn die Politik bei der Erschließung neuer Märkte aufs Tempo drücken würde und gleichzeitig nicht weiter neue Auflagen verordnet, die die Produktion unnötig verteuern.“