Radieschen und Fenchel zwischen Roggen und Dinkel

Solidarische Landwirtschaft in Iserlohn nutzt landwirtschaftliche Fläche anders als bisher
Unter dem Aspekt #ZukunftsBauer betrachtet ist die solidarische Landwirtschaft in Iserlohn ein Paradebeispiel für intensive Kommunikation mit der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung – nicht immer ganz einfach, aber durchaus effektiv.
"Eigenkraut" hat 150 "Ernteteiler"
„Eigenkraut“ heißt der Verein, der in Iserlohn-Hennen einen Hektar (1.500 Quadratmeter) Ackerland gepachtet hat und dort von zwei Gärtnerinnen Gemüse anbauen lässt. Solidarisch an dem Verein ist die Mithilfe auf den Feldern und der Mitgliedsbeitrag für das Gemüse, das einmal wöchentlich an die „Ernteteiler“ – so heißen die 150 Vereinsmitglieder – ausgegeben wird. Wer möchte, kann beim Unkrautjäten helfen, muss man aber nicht.
Landwirte gehen neue Wege
Die beiden Landwirte, Ralph Göckmann und Ulrich Brinckmann, bauen rundum um den Acker weiterhin ihr Getreide an – Gerste, Roggen, Weizen und Dinkel. Aber man kann hier sehen, dass die Bauernhöfe sich verändern, und zwar alle in unterschiedliche Richtungen. Und so kam hier die Anfrage des 2021 gegründeten Vereins mit Sitz in Schwerte, eigenen Gemüseanbau zu betreiben. Göckmann und Brinckmann wagten den Versuch, der jetzt seit 2023 läuft. Ob es ein haltbares Zukunftsmodell sein wird, können sie heute noch nicht sagen. Aber sie unterstützen die Menschen aus der nahegelegenen Stadt Schwerte. Dass hier Gemüse für 80 Familie geerntet werden kann, tagesfrisch, ohne Transportwege und saisonal passend, finden sie gut. Aber: „Eine goldene Nase verdienen wir uns hier nicht“.
Freude an der Gemeinschaft Gleichgesinnter
Die Ernteteiler, die freitags ab 13 Uhr ihre Portion Gemüse und Kräuter abholen dürfen – je nach Saison übrigens mal mehr und mal weniger, jetzt im Frühjahr ist es noch eher wenig -, handeln gemäß dem Vereins-Motto „Weil es Spaß macht, etwas Sinnvolles zu tun“. Sie freuen sich, dass sie Frisches von guter Qualität erhalten, aber auch, dass hier die Risiken wie zum Beispiel Wetterkapriolen, geteilt werden. Und haben Freude an der Gemeinschaft im Kreise Gleichgesinnter.
Diskussionen verlaufen kontrovers
Ulrich Brinckmann und Ralph Göckmann springen schon mal mit ihren landwirtschaftlichen Maschinen ein, wenn wegen des Wetters schnell gepflanzt werden muss und der Boden noch nicht so ganz vorbereitet ist. Und sie nehmen an den Mitgliederversammlungen teil, bei denen ein echter Austausch zwischen konventionellen Landwirten und Hobby-Gemüse-Gärtnern stattfindet: Es wird über Produktionsmethoden, Welternährung und Arbeitsaufwand diskutiert, und das gern kontrovers. Aber beide Gruppen haben dasselbe Ziel: Leckeres frisches Gemüse direkt aus Iserlohn zu essen, und das verbindet sie immer wieder.
Hintergrund:
Die Bewegung "#ZukunftsBauer" veranschaulicht, wie sich die Landwirtschaft als moderne Branche an der Gestaltung der Zukunft auf den Höfen, aber auch in der Gesellschaft insgesamt, engagiert. Dabei geht es nicht nur um die Darstellung der Landwirtschaft, sondern um die Weiterentwicklung des gesamten bäuerlichen Berufsstandes mit neuen Ideen hin zu mehr Kommunikation und Zuversicht unter Berücksichtigung der sich wandelnden Gesellschaft. Unter dem Motto „raus aus der eigenen Blase“ wird das Gespräch mit der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung gesucht.
Dabei präsentieren sich die Bauernfamilien als Teil der Lösung für viele Herausforderungen, die die Menschen in unserer Gesellschaft heute umtreiben, etwa im Bereich der Energiewende, beim Schutz der Artenvielfalt oder beim gesellschaftlichen Zusammenhalt im ländlichen Raum.
Am bundesweiten #ZukunftsBauer-Tag rund um den 27. Mai beteiligten sich alle Kreisverbände des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes. Alle Veranstaltungen in Westfalen-Lippe finden Sie hier: www.wlv.de/zukunftsbauer