Wildschweine pflügen Grünland um
Die Wildschweinpopulation ist rasant angewachsen. Die genaue Zahl der lebenden Tiere ist nicht erhoben, einen Anhaltspunkt geben aber die Zahlen der erlegten Tiere im Märkischen Kreis: Im Jagdjahr 2013/14 waren es 1.200, im Jahr 2014/15 rund 1.900 und für 2015/16 wurden 2.382 gezählt. Die Schwarzkittel richten immer größere Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen an. Besonders die Schäden auf Grünland sind nur sehr aufwändig zu reparieren und nicht restlos zu beseitigen. Günter Buttighoffer, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Märkischer Kreis, beklagt den Verlust von 20 Prozent seiner Gesamtfläche: „Es ist Zeit, zu realisieren, dass die Tiere so viele geworden sind, dass gemeinsam etwas unternommen werden muss.“ Kern des Problems: Die Wildschweine werden zu uneffektiv bejagt.
Um seiner Forderung auch politisch Nachdruck zu verleihen, hat Buttighoffer den Landtagsabgeordneten Thorsten Schick (CDU) vor Ort in Nachrodt-Wiblingwerde (Märkischer Kreis) vom Aussehen seiner Futterflächen überzeugt.
In einem Pressetermin erläuterten Landwirte und Jäger am Beispiel des Milchviehbetriebes Buttighoffer die Problematik der Reduzierung der Bestände. Daran teil nahmen außerdem Ulrich Brinckmann, stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender; Harald Laus, Vorsitzender des Jagdbezirks Altena; Heinrich Tacke, Jäger im Öffentlichkeits-Ausschuss des Jagdbezirks Altena; Ludwig Krämer, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Märkischer Kreis und Peter Markett, Wildmeister, Projekt "Beratender Berufsjäger NRW".
Dabei wurde deutlich, dass auch den Jägern teilweise die Hände gebunden sind: Sie bemühten sich zwar, mit revierübergreifendem Ansitz und revierübergreifenden Drückjagden effektiver zu jagen, seien aber durch das neue Landesjagdgesetz stark eingeschränkt. So kritisierten sie hauptsächlich, dass es keine „jagdlichen Räume“ mehr für Kirrungen (Lockfütterungsplätze) mehr gäbe, an denen das Wild ungestört sei und die Jäger es so besser aufspüren könnten – diese Plätze seien im neuen Gesetz alle zu „öffentlicher Fläche“ erklärt worden.
Jetzt im Frühjahr werden die Schäden sichtbar. Ganze Grünlandflächen sehen aus wie umgepflügt – diese bevorzugen die Wildschweine auf der Suche nach Würmern und Maden im Boden. Aber Grünland kann man nicht wie einen Acker pflügen und anschließend wieder glätten. Abgesehen von der finanziellen Entschädigung ist die Bewirtschaftung meist das ganze Jahr über gestört: Bodendellen bleiben zurück, ungleichmäßiger Grasaufwuchs und Grundfutterverunreinigung sind die Folge, Verluste sind vorprogrammiert.
Buttighoffer fordert die Lösung dieses Problems für die Bauern und bringt ein Beispiel: „Es ist jetzt an der Zeit, sich dieses Themas verstärkt anzunehmen. Als es erst wenige Autos gab, hatten Verkehrszeichen noch nicht die Bedeutung, die sie heute haben. Und als es nur vereinzelt Wildschweine gab, fielen diese auch nicht weiter auf. Aber gegen die Zunahme der heutigen Wildschweinrotten muss etwas unternommen werden.“