Grünland und Gemüse freuen sich über den Regen
Iserlohn/Märkischer Kreis. „Der viele Regen in diesem Jahr hat dem Grünland gutgetan - die Grasernte hat für teils übervolle Silagelager gesorgt. Auch der stark geschädigte Wald kann so langsam seine Wasserspeicher wieder auffüllen. Die Getreideernte war wegen des Regens teils schwierig." – Günter Buttighoffer, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Märkischer Kreis, fasst anlässlich der Erntedankpressekonferenz auf dem Gemüsebetrieb der Familie Drepper in Iserlohn kurz zusammen, wie sich die diesjährigen Erntesaison auf die Bauernhöfe im Märkischen Kreis ausgewirkt hat. Auslassen mag er aber nicht die Gesamtsituation der Landwirtschaft: „Die Stimmung der Bauernfamilien ist am Boden, die Situation auf den Märkten ist nach wie vor desatrös. Besonders die Schweinhalter leiden unter dem Preistief."
Grünland / Mais / Wald
„Das Positive zuerst" fährt Günter Buttighoffer fort, „dem Grünland hat der früher so typisch nasse sauerländer Sommer sehr gut getan." Er berichtet von vier Grasschnitten in reichlicher Menge und sehr guter Qualität. Lediglich beim Eiweißgehalt hätten nach den Analysen Abstriche gemacht werden müssen „Im Gegensatz zu den letzten Jahren ist dadurch auf unseren rinderhaltenden Betrieben auf jeden Fall schon mal die Futterversorgung gesichert", freut sich Buttighoffer. Auch der Mais sehe spitzenmäßig aus. Der Vorsitzende wagt mitten in der Ernte eine Prognose: „Der Mais kommt gut mit sich ändernden Wetterbedingungen klar und es sieht so aus, als könnten die Tierhalter ihre Futtervorräte durch den energiehaltigen Mais sehr gut ergänzen." Auch im durch den Borkenkäfer stark geschädigten Wald zeichnet sich zumindest eine Erholung des Bodens ab. Buttighoffer: „Die Wasservorräte in den Waldböden sind zwar noch nicht aufgefüllt, aber sie nehmen wieder zu." Bei einem Blick in den Wald – oder besser gesagt: in das, was noch von ihm übrig ist - wird Günter Buttighoffer drastischer: „Da kommen einem die Tränen. Blitzartig hat der Borkenkäfer in den letzten drei Jahren die Fichtenwälder vernichtet. Kapital von Generationen ist verschwunden. Als wichtigstem CO2-Speicher muss der Wiederaufbau des Waldes als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden und umgesetzt werden!" Als mögliche zeitnahe Wertschöpfung auf Kalamitätsflächen seien aber auch Windkraftanlagen oder Photovoltaik denkbar – auf jeden Fall, bevor diese auf wertvolle landwirtschaftliche Fläche installiert würden.
Getreide / Schweine
Ulrich Brinckmann, stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender und Ackerbauer und Schweinehalter, hat nicht so Erfreuliches über die diesjährige Ernte zu berichten: Er beschreibt die zittrig verlaufene Saison: „Die Getreideernte war in diesem Jahr spannend: Kurze Regenlöcher machten das Einbringen zum Glücksspiel, zumal dann ja auch die Lohnunternehmer eigentlich immer genau zur gleichen Zeit angefordert wurden. Die Geräusche der teils auch nächtlichen Erntearbeiten werden vielen aufgefallen sein. Die Ernte schien sich schier endlos hinzuziehen. Spät, aber dennoch konnten jetzt die letzten Sonnentragen noch für eine letzte Drusch genutzt werden. Klar ist aber: Die Qualität ist eher schwach, die Menge war ordentlich."
Zur Situation auf dem Schweinemarkt wird Brinckmann fast düster: „Die ganze Schweineaufzucht ist ein Desaster. Nur noch ca. 1,23 € pro Kilo erhalten wir Mäster, wir müssten mindestens 1,50 € erhalten um kostendeckend arbeiten zu können. Bei diesem Preis denken viele ans Aufgeben. Und diejenigen, die jetzt gern in Ställe mit mehr Tierwohl investieren würden, sind dazu überhaupt nicht in der Lage." Ebenso seien die Sauenhalter – und damit Ferkelerzeuger – übers Limit hinaus: „Sie zahlen bei jedem Ferkel Geld drauf, das hat es über so lange Zeit noch nie gegeben. Die gesamte Schweinehaltung steht vor einem gewaltigen Umbruch."
Gemüse
Christian Drepper, Betriebsleiter des Landwirtschaftlichen Betriebs auf Hof Drepper, schwärmt von seinem Gemüse: „Wir hatten uns in den Dürrejahren schon fast daran gewöhnt, dauernd Wasser auf die Felder zu fahren. Das mussten wir in diesem Jahr nicht. Das Gemüse konnte prima gedeihen. Dreppers bauen selbst Rot-, China-, Blumen-, Grün- und Weißkohl sowie Brokkoli und Wirsing an.
Erntedank
Zum gerade gefeierten Erntedankfest sagt Dr. Christina Große-Frericks, Vorsitzende des Öffentlichkeitsausschusses im Kreisverband: „Danke sagen können wir dafür, dass wir Landwirte hier weitestgehend von Umweltkatastrophen wie zum Beispiel der Flut im Juli verschont geblieben sind und dass wir eine ausreichende Ernte einfahren konnten." Belastet hingegen sei der Blick in die Zukunft: „Die Preise für Milch, Schweinefleisch und Gemüse sind viel zu schlecht. Die fehlende Wertschätzung den heimischen Lebensmitteln gegenüber treibt uns in die Enge. Das darf nicht so weitergehen."
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